Bundespräsident mit unkritischem Bild der Bibel

HAGEN. (ibka/hpd) Kritik an den Aussagen von Bundespräsident Horst Köhler zur Bibel übt der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA). "Die Bibel ist ein vielschichtiges und in Teilen sogar inhumanes Buch", sagt Rudolf Ladwig, Zweiter Vorsitzender des IBKA.

"Den Anspruch, auch in der heutigen Gesellschaft ethische Orientierung zu bieten, kann sie nicht einlösen."

Köhler leiste letztlich fundamentalistischen Strömungen Vorschub, die ein wortgläubiges Bibelverständnis vertreten. "Kritik und Aufklärung haben stets mit der Philologie des Religiösen angefangen. Die historisch-kritische Methode konnte so eine von Vorgaben weniger beeinflusste Sicht auf die Bibeltexte möglich machen. Nun hat der Bundespräsident eine naive und idealisierende Sicht der Bibel als Sammlung vermeintlich kindgerechter Erzählungen propagiert. Und dies ausgerechnet in einer Einrichtung, welche sich der neutestamentlichen Textforschung verschrieben hat, wo die Bibel also als religionsgeschichtliches Quellenwerk behandelt wird," kritisiert Ladwig.

"In einer pluralistischen Gesellschaft kann ein persönlicher Rekurs auf eine religiöse Textsammlung keinerlei Verbindlichkeit beanspruchen." Maßstab für einen Bundespräsidenten habe zudem die Verfassung zu sein.

Rainer Ponitka

 

Hintergrund:

Laut Medienberichten erklärte Bundespräsident Horst Köhler bei der 50-Jahr-Feier des Instituts für Neutestamentliche Textforschung der Universität Münster, die Bibel biete Orientierung und habe Antworten auf Fragen wie die nach den richtigen Maßstäben des Handelns. Ferner sagte er, Bibeltexte könnten ein wertvoller Beitrag für die frühkindliche Erziehung sein.

Artikel beim Christlichen Medienmagazin pro