Karfreitag in Köln

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Im Foyer des Filmhauses / Foto: IBKA

KÖLN (hpd) Auf Einladung des Landesverbands NRW des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) fand am Karfreitag in Köln zum dritten Mal eine „Religionsfreie Zone“ statt. Während sich im Filmhaus Ungläubige über das Feiertagsgesetz informierten, waren zwei Theater mit dessen praktischen Folgen konfrontiert: Spielverbot am Karfreitag.

Besinnlichkeit als Pflicht

„Am Karfreitag ist christliche Besinnlichkeit Pflicht“ – dieser Satz von Landessprecher Rainer Ponitka traf den Nagel auf den Kopf und galt trotzdem nicht für ganz Köln. Denn selbstverständlich genossen Menschen überall in Köln den Auftakt zum langen Feiertagswochenende mit Unterhaltung. Allerdings erhielten mindestens zwei Bühnen mit Hinweis auf die Feiertagsgesetzgebung Spielverbot. Die Stadt Köln untersagte dem Theater im Bauturm sowie dem Severins-Burg-Theater, die für Karfreitag vorgesehenen Stücke zu spielen. Andere Theater wie etwa das Schauspiel Köln hatten offenbar von vorneherein für diesen Tag keine Aufführung vorgesehen. Sonstige Unterhaltungsanbieter (Musikkneipen, Kinos usw.) erhielten hingegen augenscheinlich nur ganz vereinzelt städtische Unterlassungsanordnungen, so dass sich amüsieren konnte, wer es denn wollte.

Diese Ungleichbehandlung soll dem Vernehmen nach darauf zurückzuführen sein, dass die Stadt Köln nicht von sich aus aktiv wird, um die „Feiertagsruhe“ durchzusetzen, sondern die Unterhaltungsangebote erst unterbindet, wenn sie dazu aufgefordert wird. In den vergangenen Jahren kam es immer mal wieder dazu, dass Veranstaltungen abgesagt wurden, doch hat es dieses Jahr den Anschein, als seien mehr Beschwerden eingegangen.

Religionsfreie Zone

Diese Praxis, die religiös desinteressierte Mehrheit der Einwohner nicht allzu sehr vor den Kopf zu stoßen, indem der so genannte Stille Tag nicht flächendeckend durchgesetzt wird, im Einzelfall aber auf einen „Zuruf aus dem Dom“ zu reagieren, mag aus Sicht der jeweiligen Kommune nachvollziehbar sein. Allerdings wird so letztlich Kirchenfunktionären und fundamentalistischen Gruppierungen Gelegenheit gegeben zu entscheiden, welche Veranstaltungen am Karfreitag und entsprechenden Terminen stattfinden dürfen und welche nicht.

Als einzig saubere Lösung erscheint dem IBKA insofern die Änderung des Feiertagsgesetzes: Christen haben das Recht, ungestört ihren gekreuzigten Propheten zu betrauern, was andere Menschen an diesem Tag tun, ist deren Sache und bedarf keiner gesetzlichen Regelung. In seiner Begrüßungsansprache forderte Rainer Ponitka die Abschaffung des „Besonderen Schutzes der stillen Feiertage“. Denn das Gesetz verbietet sämtliche Feiern außerhalb der eigenen vier Wände, auch dann, wenn „die Andacht der Christen weder akustisch noch räumlich“ gestört wird.

No Topmonster

Das Angebot der Religionsfreien Zone wurde von vielen Menschen aus Köln und Umgebung genutzt. Im Foyer des Filmhauses informierten sie sich an den Ständen – neben der IBKA hatten die Giordano Bruno Stiftung (gbs), der Deutschen Freidenker-Verband (DFV) und der Alibri Verlag Material ausgelegt – oder plauderten miteinander. Die Wahl von „Germany’s Next Topmonster“ musste mangels Masse entfallen (womöglich war der Karfreitag der falsche Tag, Godzilla und Co. auferstehen zu lassen), auch begehrte niemand kostenlosen Eintritt (den hätte es für das minimalistische, wahrscheinlich aber apriluntaugliche Kostüm Dornenkrone, Lendenschurz & Lattengestell gegeben).

Die bei Veranstaltungen des IBKA NRW traditionelle Enttaufung fand hingegen Interesse. Petra Daheim aus dem Landesvorstand wies bei dieser Gelegenheit auf das Problem hin, dass vor allem die katholische Kirche einen Kirchenaustritt nach wie vor nicht als selbstbestimmtes Verlassen der Gemeinschaft der Gläubigen akzeptiert. Daher kommt auch die Notwendigkeit, den Kirchenaustritt vor einer staatlichen Stelle zu erklären.

Im Kinosaal lief dann zunächst der Horror-Klassiker „Night of the Living Dead“, gewissermaßen als Einstimmung auf Ostern und mahnendes Beispiel, was so alles passieren kann, wenn Tote auferstehen. Anschließend amüsierten sich die Besucher bei der Religionssatire „Religulous“.

Martin Bauer