Friedensbewegung und Islam

FRANKFURT (hpd) Spätestens seit dem 11. September 2001 stellen sich viele Menschen die Frage, welches Verhältnis der Islam zur Gewalt einnimmt. Mitte Juni setzt sich ein Seminar des Bildungswerks der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) Hessen mit „Islam und Islamismus als Herausforderung für die Friedensbewegung“ auseinander.

 

Acht Referentinnen und Referenten werden einzelne grundlegende Aspekte des Themas beleuchten sowie die Entwicklung in zwei mehrheitlich muslimisch geprägten Staaten darstellen.

Die Veranstaltung nimmt dabei eine Fragestellung wieder auf, die in der DFG-VK erstmals im Februar 1998 bearbeitet wurde. Damals, Jahre bevor islamistische Anschläge „den Westen“ erreichten und Angriffskriege unter Hinweis auf den islamistischen Terror begründet wurden, hatte ein Wochenendseminar untersucht, ob im Islam eine Rechtfertigung von Gewalt angelegt ist, die über den üblichen religiösen Fanatismus hinausgeht, und ob vom islamischen Kulturkreis eine Gefahr für angrenzende Staaten oder gar den Rest der Welt ausgeht. (Die Ergebnisse sind in dem Buch Salam oder Dschihad? dokumentiert.)

Die Debatten haben sich seit 1998 zugespitzt

Verliefen die Diskussionen seinerzeit zwar kontrovers, aber konstruktiv, wird das Thema seit einigen Jahren wesentlich emotionaler als zuvor diskutiert und sorgt besonders unter denjenigen, die sich zur Linken zählen, für Polarisierung.

Kritik an islamistischer Politik wird heute oft generell als „rassistisch“ denunziert (auch wenn sie von migrantischen Nicht- oder Ex-Muslimen geäußert oder gegenüber deutschen Muslimen geübt wird). Dem gegenüber stehen Pauschalurteile über „den“ Islam bzw. alle Menschen, die aus dem islamischen Kulturkreis kommen. In diesem Spannungsfeld soll das Seminar an die 1998 erfolgte Bestandsaufnahme anknüpfen, einige Aspekte vertiefen und neuere Entwicklungen in den Blick nehmen. Es richtet sich an Menschen, die sich der Friedensbewegung zugehörig fühlen oder sich mit den Phänomenen Islam und Islamismus aus friedenspolitischer und menschenrechtlicher Sicht auseinandersetzen möchten.

Dabei soll es einerseits darum gehen, die Begründungsstruktur islamistischer Gewalt besser zu verstehen; dazu werden zwei Beiträge sich mit dem Bild der „Ungläubigen“ sowie dem Verhältnis des Islams zur Homosexualität auseinandersetzen. Andererseits sollen Strömungen innerhalb des Islams vorgestellt werden, die gewaltfreie, emanzipatorische Ansätze vertreten. Schließlich soll ein Blick auf zwei Länder geworfen werden, in denen der Islam die Gesellschaft prägt und die im vergangenen Jahrzehnt interessanten Veränderungen unterworfen waren: die Türkei und Indonesien.

Um Anmeldung wird gebeten

Das Seminar findet am Wochenende 19./20. Juni 2010 im Bürgerhaus Frankfurt-Griesheim (Schwarzerlenweg 57) statt. Der Teilnahmebeitrag beläuft sich auf 20 Euro (ermäßigt 12 Euro). Da die Anzahl der Plätze begrenzt ist, wird um Anmeldung gebeten und um frühzeitige Mitteilung, falls eine Übernachtungsmöglichkeit organisiert werden soll und ob eine Privatunterkunft genügt. Zur Vorbereitung wird es einen Reader geben, der an alle Angemeldeten verschickt wird.

Der Humanistische Pressedienst wird in den kommenden Wochen einige der Referentinnen und Referenten mit kurzen Interviews vorstellen.

Martin Bauer

Anhang: Seminarprogramm