Wissenschaftsbarometer 2017

Wissenschaft und Forschung kommen im Wahlkampf zu kurz

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Der Wahlkampf zur Bundestagswahl 2017 läuft auf Hochtouren. Wissenschaft und Forschung wurden dabei bisher nicht ausreichend berücksichtigt – diese Ansicht vertreten laut Wissenschaft im Dialog (WiD) knapp zwei Drittel der deutschen Bürgerinnen und Bürger. Nur ein Fünftel ist der Meinung, dass wissenschaftliche Themen im derzeitigen Wahlkampf ausreichend behandelt werden.

Wissenschaft im Dialog (WiD) setzt sich als gemeinnützige Organisation für die Diskussion und den Austausch über Forschung in Deutschland ein. Seit 2014 gibt sie jährlich das "Wissenschaftsbarometer" heraus. Die bevölkerungsrepräsentative Umfrage betrachtet die Einstellungen der Öffentlichkeit gegenüber Wissenschaft und Forschung.

Laut Wissenschaftsbarometer 2017 ist die Hälfte der Bundesbürger unsicher, ob sie der Wissenschaft vertraut. Ein Ergebnis, das besonders vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen um Expertenfeindlichkeit und fake news relevant ist. Zwölf Prozent der Befragten geben an, dass sie nicht in Wissenschaft und Forschung vertrauen. Jeder zweite Befragte bekundet grundsätzlich Vertrauen. Der Rest (37 Prozent der Befragten) zeigt sich unentschieden. Vor allem die Expertise der Forschenden wird als Grund für Vertrauen aufgeführt. Als häufigster Grund für Misstrauen wird die Abhängigkeit von Geldgebern genannt.

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Das Wissenschaftsbarometer fragt auch nach den Einstellungen zum menschengemachten Klimawandel, zur Evolutionstheorie und zum Nutzen von Impfungen. Acht Prozent der Befragten geben an, am menschengemachten Klimawandel zu zweifeln. Zehn Prozent stellen die Evolutionstheorie infrage. Jeweils knapp drei Viertel zeigen sich jedoch überzeugt. Einen Nutzen von Impfungen sehen zwei Drittel der Bürger,  13 Prozent stehen ihnen ablehnend gegenüber. Der Aussage, dass Wissenschaft mehr schadet als nützt, stimmen elf Prozent der Befragten zu, 64 Prozent widersprechen. Im Vorjahr waren es zehn beziehungsweise 70 Prozent.

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Wie in den vergangenen Jahren hat das Wissenschaftsbarometer die Bürger auch zur Rolle der Wissenschaft in der Gesellschaft befragt. Knapp die Hälfte ist überzeugt, dass Wissenschaft und Forschung zum Wohl der Gesellschaft arbeiten, 16 Prozent sind gegenteiliger Meinung. Immerhin 56 Prozent der Bürger möchten stärker in die Entwicklung von Forschungsfragen miteinbezogen werden. 41 Prozent der Befragten wünschen sich, aktiv an wissenschaftlichen Projekten mit zu forschen.

Befragt wurden die Bürger auch zum Verhältnis von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Hier sehen die Befragten ein Ungleichgewicht. 57 Prozent der Bürger schätzen den Einfluss von Politik auf die Wissenschaft als zu groß ein. Wissenschaft hat laut 45 Prozent der Befragten hingegen einen zu geringen Einfluss auf die Politik. 61 Prozent empfinden den Einfluss der Wirtschaft auf die Wissenschaft als zu groß.

Die Ergebnisse des Wissenschaftsbarometers 2017 basieren auf 1007 Telefoninterviews (Festnetz/Mobilfunk, 80:20), die vom 25. bis 29. Juli 2017 im Rahmen einer Mehrthemenumfrage von Kantar Emnid – im Auftrag von Wissenschaft im Dialog – geführt wurden. Als Grundgesamtheit diente die deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 14 Jahren. Das Wissenschaftsbarometer 2017 wird von der Robert Bosch Stiftung gefördert und vom GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften unterstützt. (WiD/hpd)