"Gerade in Zeiten, in denen Debatten oft mehr von Vorurteilen oder Emotionen als von Argumenten geprägt sind, ist die Wahrheit für Wissenschaft und Gesellschaft von besonderem Wert". Mojib Latif, Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg, präsentiert als Herausgeber 16 Essays renommierter Forscherinnen und Forscher aus den Natur- und Geisteswissenschaften zu brisanten Fragen, die uns als Gesellschaft bewegen. Klimawandel, Migration, Verschwörungserzählungen, Wissenschaftsfeindlichkeit – in Zeiten von Krisen und angesichts wachsender antidemokratischer Kräfte stellt sich die Frage nach Wahrheit in aktueller Weise.
Am 8. März war Internationaler Frauentag. Seit er 1911 ins Leben gerufen wurde, sind viele Dinge passiert, auf die seitdem insbesondere die Geschlechterforschung blickt. Einiges wurde erreicht, an anderen Stellen gibt es Nachholbedarf. Aktuell – zum Beispiel in den USA – zeichnen sich Entwicklungen ab, die Gleichstellungsbemühungen konterkarieren und bereits Erreichtes rückgängig machen.
Mit einer simplen, kontextlosen Stichwortsuche meint Ted Cruz, Milliarden an Fördergeldern für "woke" Wissenschaftsprojekte entdeckt zu haben. Das Weiße Haus streicht wie im Fieberwahn die staatlichen Forschungsgelder zusammen. Diese Politik der Kettensäge wird die US-amerikanische Wissenschaftslandschaft nachhaltig zum Schlechteren verändern.
"Iss Popcorn", "Trink Cola!", mit diesen Werbebotschaften sollten amerikanische Kinobesucher 1957 zum Konsum angeregt werden. Der Clou: Die Werbung erschien jeweils nur für Sekundenbruchteile auf der Leinwand – zu kurz, um bewusst bemerkt zu werden. Und tatsächlich sei der Verkauf beider Produkte deutlich angestiegen, hieß es. Ist es also möglich, Menschen mit subliminalen, d. h. unterschwelligen Reizen zu manipulieren, ohne dass es ihnen bewusst ist? Die Behauptung löste einen Aufschrei der Entrüstung aus, subliminale Werbung wurde in den USA verboten.
Andreas Edmüller, Privatdozent an der Ludwig-Maximilian-Universität in München, drückt sich nicht um eine klare Position: Bei einer Veranstaltung des Düsseldorfer Aufklärungsdienstes (DA!) bespricht er ein Beispiel für Wokeness aus Neuseeland. Und überträgt dies auf die Diskussionskultur auch hierzulande. Mit dem Ergebnis: Wokeness und Aufklärung seien nicht miteinander vereinbar.
Zum zweiten Mal widmet die MIZ dem Thema "Wissenschaft" einen Schwerpunkt. Ging es im letzten Jahr um Wissenschaftsfeindlichkeit, wird im aktuellen Heft Wissenschaft als Erfolgsmodell beschrieben.
Einige Christen verehren das Turiner Grabtuch als Leichentuch Christi. Doch eine überwältigende Anzahl von wissenschaftlichen Befunden spricht dafür, dass es sich bei dem Stoffstreifen mit dem Umriss einer menschlichen Gestalt um das Werk eines mittelalterlichen Künstlers handelt. Ein spanischer Forscher liefert nun eine weitere Bestätigung.
Wir leben in einer Zeit, in der Fakten geleugnet werden und Verschwörungstheorien florieren. Wie können wir zwischen seriöser Forschung und pseudowissenschaftlichen Behauptungen unterscheiden? Welche Rolle spielt die Wissenschaft in unserer Gesellschaft?
Charlotte Kerner führt in einem Buch die Lebensgeschichten dreier Wissenschaftlerinnen zusammen, die wichtige Beiträge zu einem Weltbild lieferten, in dem der Mensch intensiv mit der natürlichen Umwelt verknüpft ist. Rachel Carson, Lynn Margulis und Donna Haraway waren Vorreiterinnen einer humanistisch orientierten Ökologie. Alle drei mussten sich gegen Widerstände im männlich dominierten Wissenschaftsbetrieb durchsetzen und behaupteten sich letztlich erfolgreich.
Der langjährige Vorsitzende und Mitbegründer der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) Amardeo Sarma hat eine neue gemeinnützige Organisation ins Leben gerufen: "Scientific Temper" will eine "bescheidene, wissenschaftlich aufgeschlossene Denkhaltung" fördern und wird dabei von der Giordano-Bruno-Stiftung unterstützt.
Ein Vortrag von Dr. Mark Benecke ähnelt ein bisschen einem Bob Dylan-Konzert: Man weiß vorher nie, was man erleben wird. Mal geht es strikt nach Setlist, mal wird es überraschend anders aufregend. Unterhaltsam ist es aber immer.
Es sind Sommerferien in Niedersachsen. Für Lehrer ist damit nicht nur eine Zeit der inneren Einkehr, sondern auch eine Zeit des Aufräumens und Ausmistens angebrochen. Wer diesen Job gut macht, bewahrt dabei Brauchbares und lässt manches andere, wie zum Beispiel Sitzpläne, Notenlisten und Klassenarbeiten im Reißwolf verschwinden. Aufgeräumt werden muss auch das dienstliche E-Mail-Postfach, wo unser Autor jetzt noch einen Gottesbeweis gefunden hat.
"Experimente stehen im Zentrum der Wissenschaft, das experimentelle Labor ist der Schmelzofen, in dem neues Verständnis entsteht". Der für seine naturwissenschaftlichen Sachbücher mehrfach ausgezeichnete britische Chemiker, Physiker und Wissenschaftsjournalist Philip Ball widmet sein neuestes Buch der Aufgabe, die Bedeutung von Experimenten als Basis wissenschaftlicher Methodik und als Grundlage, Theorien voranzubringen und neues Wissen über die Welt zu erfassen, umfassend aus mehreren Blickwinkeln zu beschreiben.
Ein vermeintliches "Blutwunder" lockte im März zahlreiche Gläubige in eine Kapelle in der Oberlausitz. Von einer Madonnenfigur mit Kind schien eine rote Substanz herabzurinnen. Ein Zoologe von der TU Dresden fand die profane Erklärung: Eine Ansammlung von Milben hat das Phänomen verursacht.
Interessiert sich die Soziologie zu wenig für den Klimawandel? Andreas Diekmann hat sämtliche Jahrgänge der "Zeitschrift für Soziologie" untersucht und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: "So wie die Politik klimapolitisch geschlafwandelt hat, geht es auch der soziologischen Umweltforschung."