Religiöse Rechte – Mai 2014

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Fahne der USA
Fahne der USA

USA. (hpd) Alles neu macht der Mai. Im Bible Belt bleibt trotzdem alles beim Alten. Weder die Attacken auf Schwule, Muslime noch auf Präsident Obama können überraschen. Einzig ein Amoklauf in Kalifornien sorgte für Abwechslung.

Ein ehemaliger Angehöriger der Bush-Regierung erklärt in seinem neuen Buch, warum Homosexualität schlimmer als Mord ist. Mörder empfinden Reue für ihre Taten, Schwule nicht. In Florida wollte ein Aktivist mit einer besonderen Methode gegen die Homoehe protestieren. Er reichte offiziell einen Antrag ein seinen Apple-Computer zu heiraten, da er dank seiner umfassenden Pornosammlung eine intensive Liebesbeziehung mit ihm führe. John Biver meinte, dass die gängige Abkürzung LGBTQIA (Lesbian, Gay, Bi, Trans, Queer, Intersex, Asexual) schon bald um den Buchstaben Z für Zoophilie erweitert werden könnte. Kevin Swanson meinte, dass Lesben die Menschen zu Fäkalien-Essern gemacht und zu Inzest verführt hätten. (Quelle), (Quelle), (Quelle), (Quelle).

Gordon Klingenschmitt äußerte sich zum Fall eines transsexuellen Studenten. Dieser hat einen Zwillingsbruder, der sich als Mann fühlt. Für Klingenschmitt der Beweis dafür dass einer der Zwillinge von einem Dämon besessen sei. Man solle ihn schlagen und ihm zwangsweise männliche Kleidung anziehen. Sylvia Thompson attackierte die „linken Diener Satans“. Sie planten, Afroamerikaner zu homosexualisieren. Linke hätten schon immer die Männlichkeit von Schwarzen gefürchtet und sie daher kastriert. Da dies heute nicht mehr möglich sei, müsse man sie eben schwul machen. Bryan Fischer behauptete erneut, dass die NSDAP eine Schwulenbewegung gewesen sei. Die Homosexuellenverfolgung erklärte er damit, dass Hitler dem griechischen Ideal des männlichen Soldaten nacheiferte. Weibische Schwule seien daher verfolgt worden. Die Ermordung von SA-Führer Ernst Röhm erklärte er damit, dass dieser geplant habe, öffentlich über Hitlers Homosexualität zu sprechen. (Quelle), (Quelle), (Quelle).

Scott Lively forderte dazu auf, sich in der Ukraine-Krise hinter den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu stellen. Russland sei die einzige Großmacht der Erde, die Homosexualität entschieden bekämpfe. Bryan Fischer lobte Putin für ein neues Gesetz, dass verbietet bei öffentlichen Auftritten, in Kunst oder in Filmen Schimpfwörter zu verwenden. Pat Buchanan lobte dass sich Putin angesichts des Sieges von Travestiekünstler Conchita Wurst beim Eurovision Song Contest auf traditionelle Werte zurückbesinne. (Quelle), (Quelle), (Quelle).

Diesen Monat erschoss der 22-jährige Elliot Rodger in Kalifornien sechs Menschen und sich selbst. Grund für die Tat war Frustration über sein Liebesleben. Tony Perkins nutzte das Massaker für einen persönlichen Angriff auf Obama. Hollywood verspreche mit seinen Filmen jedermann sexuelle Freuden, was sich für Rodger jedoch nicht erfüllt habe. Genauso verspreche auch Obama mit seiner Gesundheitsreform ärztliche Behandlung für jeden, was sich genauso wenig verwirklichen lasse. In einer Abschiedsbotschaft hatte Rodger sich auch wütend über die Männer geäußert, die ihm Frauen „weggenommen“ hätten. Für Fox News lag die Erklärung nahe, dass sein Frauenhass daher resultiere, dass er schwul sei und sich die Männer, nach denen er sich insgeheim sehnte, mehr für Frauen interessierten. Aus seiner Abschiedsbotschaft geht auch hervor, dass Rodger Frauen das Recht absprach, sich selbst für einen Partner zu entscheiden. Intelligente Männer hätten ein Anrecht darauf, eine Frau ihrer Wahl zu heiraten, ob sie der Ehe nun zustimmt oder nicht. Für Glenn Beck war dies ein progressiver Gedanke, wie er auch vom demokratischen Präsidenten Theodore Roosevelt stammen könnte. Tea-Party-Ikone Joe der Klempner äußerte sich ebenfalls. Zuerst sprach er den Angehörigen der Opfer sein Beleid aus, erklärte aber dann: Eure toten Kinder wiegen nicht schwerer als meine verfassungsgemäßen Rechte [Anm: auf Waffenbesitz]. (Quelle), (Quelle), (Quelle), (Quelle).

Die USA erleben eine erneute Debatte über die Todesstrafe, nachdem eine Hinrichtung missglückte und der Verurteilte nach einer fehlerhaften Injektion fast eine Stunde lang qualvoll starb. Tea-Party-Aktivist Judson Philips fragte: “Wen kümmert es, ob er ein wenig gelitten hat?” Schuld seien zudem die Linken, die eine humane Hinrichtungsmethode, nämlich die Giftspritze gefordert hätten. Die bewährten Methoden wie Gaskammer, Galgen oder Erschießungskommando seien aber wesentlich humaner, da sie schneller wirkten. Auch eine Überdosis Heroin wirke schnell. Al Mohler von der Southern Baptist Convention beklagte, dass die Todesstrafe ihre abschreckende Wirkung verloren habe. Im US-Justizsystem werde die Hinrichtung immer weiter durch Gerichtsprozesse aufgeschoben. Eine schnelle Hinrichtung würde Täter wirklich abschrecken und dafür sorgen, dass es auch weniger Verbrechen gäbe. Mohler begründete seine Haltung mit dem Alten Testament, fügte aber hinzu, dass eine Ungerechtigkeit bestehe, weil Weiße der Hinrichtung häufiger entgehen als Schwarze. Bryan Fischer meinte, dass man Kriminellen mit der Todesstrafe einen Gefallen täte. Wer die Hinrichtung erwarte, stelle sich existentielle Fragen und finde daher vermutlich zum christlichen Glauben. Daher würde er bei einer reinen Gefängnisstrafe mit höherer Wahrscheinlichkeit in die Hölle kommen. (Quelle), (Quelle), (Quelle).

Wie schon so oft zuvor, äußerten sich Vertreter der Christlichen Rechten skeptisch über die Globale Erwärmung. Pat Robertson erklärte, dass sie eine Erfindung der Sozialisten sei, um den USA zu schaden. Sandy Rios, Matthew Hagee und die Christian Post erklärten, dass nur Gott das Wetter kontrolliere. Hurricans, Tornados usw. seien Ausdruck göttlichen Zorns und Vorboten der Endzeit. (Quelle),(Quelle), (Quelle), (Quelle).

Im April hatten Angehörige der radikalislamischen Terrororganisation Boko Haram in Nigeria knapp 300 Schülerinnen in ihre Gewalt gebracht. First Lady Michelle Obama rief daraufhin die Kampagne unter dem Hashtag #BringBackOurGirls ins Leben. Erik Rush war verärgert. Seiner Meinung nach unterstütze Präsident Obama Boko Haram um sich dann mit der genannten Kampagne als Retter aufzuspielen und vom Angriff auf das amerikanische Konsulat in Libyen abzulenken. Louie Gohmert warf Obama vor, Islamisten durch seine lasche Außenpolitik zu Terrorattacken zu ermutigen. Bushs entschiedener Kurs habe den Terror bedeutend geschwächt. Tatsächlich waren unter Obama mehr US-Soldaten stationiert als unter Bush und die Taliban sind nach wie vor unbesiegt. Auch die NRA warf Michelle Obama vor, dass eine Twitter-Kampagne nichts bewirke. Terroristen und Kriminelle seien nur durch Gewalt zu beeindrucken. Daher sollten sich die US-Amerikaner stärker bewaffnen. Sandy Rios stellte sich die Frage ob Feministinnen die Entführung der Schülerinnen nur deswegen verdammten, weil es sich bei ihnen um junge Frauen handele – nicht weil sie Christen seien. Rabbi Daniel Lapin erklärte, dass Liberalismus eine sehr feminine und der Islam eine sehr maskuline Weltanschauung seien. Die liberale Position gegenüber dem Islam sei daher eine Liebesbeziehung. (Quelle), (Quelle), (Quelle), (Quelle), (Quelle).

Eine offizielle Pressemitteilung des Weißen Hauses hatte die Teilnehmer einer Sitzung mit Präsident Obama aufgezählt. Darunter auch der leitende CIA-Agent in Afghanistan. Dieses Versehen war für Glenn Beck bewusster Geheimnisverrat, um US-Soldaten zu gefährden. Das Weiße Haus sei von der Muslimbruderschaft unterwandert. Der Abgeordnete Trent Franks warf Obama vor, dass ihn auch ein Einmarsch Al-Qaidas in Texas nicht besorgen würde. Erik Rush befürchtete, dass Obama strengere Waffengesetze plane, damit die US-Bürger sich nicht gegen eine islamische Machtergreifung wehren könnten. Bill Muehlenberg kritisierte die Fast-Food-Kette Subway, weil sie in bestimmten Regionen Englands aus Rücksicht auf Muslime kein Schweinefleisch mehr anbietet. Es handele sich um einen getarnten Dschihad, der Demokratie und Freiheit bedrohe. (Quelle), (Quelle),(Quelle), (Quelle).

Präsident Obama sah sich erneut heftigen Attacken ausgesetzt. Matt Barber behaupte, dass Obama hinter dem jüngsten Rassismusskandal um Basketball-Tyconn stecke. Es handele sich um einen Test, um für geplante Antidiskriminierungsgesetze zu sondieren. Glenn Beck attackierte ein Scherzvideo, in dem sich die Politiker Joe Biden und Nancy Pelosi tätowieren lassen. In Wirklichkeit seien sie es, die Menschen Tätowierungen verpassen – eine Anspielung auf die Häftlingsnummern im KZ Auschwitz. Der Organisator einer Demonstration gegen den US-Präsidenten befürchtete, auf Befehl Obamas von einem Drohnenangriff getötet zu werden. Und Larry Klayman forderte die US-Amerikaner auf, im Namen von 6 Millionen ermordeten Juden den Präsidenen zu stürzen. (Quelle), (Quelle), (Quelle),(Quelle).

Gordon Klingenschmitt reagierte auf Bestrebungen, Marihuana zu legalisieren. Schließlich stehe in der Bibel, dass Gott die Pflanzen für den Menschen geschaffen habe. Klingenschmitt wollte sich dieser Sichtweise nicht anschließen. Womöglich sei die verbotene Frucht, von der Adam und Eva gekostet haben, Marihuana gewesen. Schließlich werde im Text nicht ausdrücklich genannt, um welche Frucht es sich handele. (Quelle)

David Barton verteidigte das reine Männerwahlrecht in der Frühphase der USA. Frauen hätten nicht wählen dürfen, da dies zu politischen Konflikten mit ihrem Ehemann geführt hätte. Das Wahlrecht für Frauen habe die Familie zerstört. (Quelle)

Roy Moore, oberster Richter des Staates Alabama, erklärte, dass die Verfassung der USA nur für Christen gelte – schließlich habe nicht Buddha die Welt erschaffen, sondern Gott. (Quelle)

 

Redaktion und Übersetzung: Lukas Mihr

 


Die Redaktion bedankt sich bei Lukas Mihr für diesen Artikel besonders: es ist sein einhundertster Beitrag, den er für den Humanistischen Pressedienst schrieb.