Pastoren bald unter sich?

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Hauptstraße nach rechts / Foto: Carsten Frerk

ERFURT. (hpd) Wer den Wechsel will, der muß für die SPD stimmen! So stand es auf den Wahlplakaten dieser Partei. Nach einem weiteren eigenen Wahldebakel für Bundes- und Landes-SPD entschied sich deren Thüringer Landesvorstand jedoch nun zum politischen Flirt mit der ebenfalls vom Wähler abgestraften Landes-CDU.

Der evangelische Pastor Christoph Matschie, seines Zeichens Landesvorsitzender der Thüringer SPD und auch Vorsitzender der SPD-Fraktion im neugewählten Thüringer Landtag, ist sich selbst treu geblieben. Zu gerne wollte er getrost nach dem Motto „Lieber Knecht als Liebknecht“ stellvertretender Ministerpräsident in einer mittelgroßen Koalition mit der CDU werden. Doch er wollte sich wohl nur teuer verkaufen, also bandelte er scheinbar mit dem diesjährigen Gewinner aller Thüringer Wahlgänge an, den LINKEN, sowie den Grünen. Doch das konnte niemand Ernst nehmen, stellte doch Matschie von vornherein unannehmbare, allen demokratischen Gepflogenheiten Hohn sprechende Forderungen. Zugespitzt könnte das so lauten, auch wenn in einer Koalition mit der LINKEN deren Fraktion 44 und die der SPD nur 5 Mitglieder zählen sollte, käme das Chef-Amt nur der SPD, konkret ihm zu...

Als ihm jetzt die von der CDU aufs Schild gehobene evangelische Pastorin Christine Lieberknecht anbot, unter ihr stellvertretender Ministerpräsident zu werden und seinen Mitverhandlern auch allen Ministerpöstchen anbot, da bekannte der Pastor von der SPD ohne rot zu werden Farbe, und zwar tiefschwarze...

Noch bevor diese Absichten offiziell wurden, sorgte sich schon die katholische Kirche, deren „Schäfchen“ in Thüringen etwa 5 (in Worten fünf) Prozent der Bevölkerung ausmachen, um die Zukunft des Freistaates. Nein, sie sorgte sich nicht etwa um die Demokratie oder um Soziales. Nein, ihre Sorge galt und gilt ausschließlich dem jetzt sichtbaren Schwinden des Einflusses ihrer Kleriker und deren Zöglingen auf die Thüringer Landespolitik. Denn seit 1990 waren alle Ministerpräsidenten, viele einflussreiche Minister und leitende Ministerialbeamte Katholiken. Damals kam mit der westdeutschen »Aufbauhilfe« aus dem katholischen Rheinland-Pfalz nicht nur Personal für die neuen Ministerien, Ämter und Behörden. Viele der Aufbauhelfer brachten auch Vorstellungen von einem Gemeinwesen mit nach Thüringen, die sich am christlichdemokratischen Vorbild westlicher Prägung orientierten. Die evangelisch geprägte Bevölkerung (etwa 20 Prozent) im Land war davon ebenso wenig begeistert wie die konfessionslose Mehrheit von rund 75 Prozent.

Vor diesem Hintergrund warnte noch am Wahlsonntag der katholische Bischof Joachim Wanke davor, die Wahlergebnisse zu „konfessionellem Hader“ zu nutzen.

Es stellt sich aber die Frage, ob uns organisierten Humanisten egal sein sollte, welche Spielart des Christentums das politische Sagen im Freistaate hat bzw. haben wird? Bigotte Kirchgänger am Gängelband ihrer Beichtväter der einen Richtung oder gleich direkte Kleriker der anderen Richtung? Nein, egal welche „christlichen Politiker“ das Sagen haben werden, sie alle missachten ohne Unterschied die Rechte der konfessionsfreien Bevölkerungsmehrheit: der Atheisten, Agnostiker, Freidenker, Freigeister, Humanisten, Konfessionsfreien. Die Trennung von Staat und Kirche bleibt nach wie vor eine „hinkende“ und sie kommt sogar immer mehr ins Hinken...

Die organisierten Humanisten verstehen sich, auch wenn sie erst wenige sind, auch als Interessenvertreter der konfessionsfreien Thüringer. Ohne demokratische Gegenmacht wird die Missionierungswelle weiter über uns hereinbrechen. Aufgeklärte Thüringer, die sich der 1919 in Weimar verkündeten Trennung von Staat und Kirche verpflichtet fühlen, sollten also den Weg in den Thüringer HVD finden.

SRK