Mahnwachen gegen Hinrichtungen im Iran

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Mahnwache in Berlin / Fotos (c) Evelin Frerk

BERLIN. (hpd) Am vergangenen Wochenende wurden in Iran mindestens elf Menschen hingerichtet. Darunter auch Farzad Kamangar, ein junger Lehrer und Gewerkschafter. Weltweit versammelten sich deshalb gestern Abend Exil-Iraner und Freunde, um der Ermordeten zu gedenken und vor einer Wiederholung der Massenhinrichtungen von 1988/89 in Iran zu warnen.

 

In Berlin trafen sich am gestrigen Abend etwa 150 bis 200 Menschen zu einer Mahnwache auf dem Pariser Platz; vor dem Brandenburger Tor. Solche Treffen und Mahnwachen fanden zeitgleich unter anderem in Hamburg, München, Frankfurt/M., Paris, London, Mailand und Toronto statt.

Man stand still beieinander, sang gemeinsam und selbst die wenigen Reden waren gedämpft. Der Schock der Hinrichtungen vom Wochenende saß tief.

Nur so ist es zu verstehen, dass sich gestern die vielfach zerstrittenen Gruppen der Exil-Iraner wieder gemeinsam trafen. Das gab es seit den großen Demonstrationen des letzten Sommers in Berlin nicht mehr. Zu oft verhinderten persönliche Befindlichkeiten und politische Differenzen gemeinsame Aktionen. Als würde es nicht vorrangig um den gemeinsamen Wunsch gehen, gegen das islamische Regime vorgehen zu wollen.

Ich werde die gestern beteiligten Gruppen und Gruppierungen nicht aufzählen; weil ich der Meinung bin, dass das unwichtig ist. Wichtig ist, zu zeigen, dass alle eines wollen: den Fall der Regierung Ahmadinedschad.

 

Es ist nun schon fast ein Jahr her, dass die offensichtliche Wahlfälschung in Iran die Welt mittels Twitter, Facebook und diversen Blog in Atem hielt. Die Tagespolitik und die Medien haben andere Themen gefunden. Jedoch hat die Gewalt kein Ende im Land. Daran und an die Toten, Eingekerkerten, Gefolterten und Geflohenen wurde am gestrigen Abend wieder erinnert. So wie an jedem Freitag Abend am Brandenburger Tor.

Die Tagesschau berichtete als einige der wenigen Medien mit dem notwendigen Abstand über die Hinrichtungen. Anders als diverse Boulevardblätter schreibt sie „Das ihnen [den Hingerichteten] zur Last gelegte Delikt lautete "Moharebeh", ein Begriff, der Verbrechen gegen den Staat und gegen den Islam bezeichnet. Sie sollen auch an Bombenanschlägen beteiligt gewesen sein.“ Anders als viele andere Berichterstatter stellt sie nicht als Tatsache dar, was die staatliche, iranische Presseagentur IRNA verlautbarte.

Frank Navissi