Säkulare Schule im Libanon

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Omar Abouhamdan im Gespraech mit Grundschülern
Omar Abouhamdan im Gespraech mit Grundschülern

TRIER. (hpd) Die Free Association of Syrian Expats (FAOSE) ist ein Trierer Verein, der Menschen in Syrien und den Flüchtlingscamps in den Nachbarnländern Hilfe leistet. Nun hat die Hilfsorganisation eine säkulare Schule für Flüchtlingskinder im Libanon gebaut. Über die Hintergründe hat der hpd mit Omar Abouhamdan, dem ersten Vorsitzenden des Vereins, gesprochen.

hpd: Mit Ihrem Verein haben Sie eine Schule für syrische Flüchtlingskinder im Libonon gebaut. In den nächsten Tagen soll der Unterricht beginnen. Warum eine Schule im Libanon und nicht in Syrien?

Omar Abouhamdan: In Syrien wäre der Aufbau einer Schule wegen rechtlicher Vorgaben und fehlender Sicherheit nicht möglich gewesen. Da viele Syrer in den Libanon geflüchtet sind, besteht dort akuter Handlungsbedarf. Der Libanon hat mit seinen fast viereinhalb Millionen Einwohnern bereits über eine Million Flüchtlinge aufgenommen. Täglich werden es mehr und die Zahl in den Flüchtlingslagern steigt rapide an. Illusiorische Hoffnungen, verschlossene Grenzen, mangelnde Hygiene, unzureichende Versorgung und das Fehlen von Kenntnissen über herrschende Rechtsgrundlangen prägen den Alltag. Die FAOSE unterstützt daher die Flüchtlingscamps mit Hilfsmitteln und leistet rechtliche Aufklärung für Flüchtlinge.

 

Wer wird in der neuen Schule unterrichtet?

Unterrichtet werden bis zu 120 Kinder verschiedener Altersstufen vom Kindergarten bis zur zweiten Klasse. Dies hängt vom Bildungsstand des jeweiligen Kindes ab. Genauso wie in anderen Ländern sollen grundlegende Inhalte vermittelt werden. Die Kinder müssen zuerst Rechnen, Schreiben und Lesen lernen und erhalten Kunst- und Sportunterricht. Man muss dabei bedenken, dass manche Kinder seit drei Jahren nicht mehr zur Schule gehen konnten oder noch nie eine besucht haben. Langfristig soll ein Stipendiensystem aufgebaut werden, das begabte Kinder den Besuch einer weiterführenden Schule im Libanon ermöglichen soll.

Desweiteren bieten wir eine pädagogische Schulung und Alphabetisierungskurse für Mütter an. Die Mütter sollen in die Lage versetzt werden, ihre Kinder während der Schulzeit zu unterstützen und aktiv bei der Zukunftsplanung zu begleiten.

 

Eine Schule braucht Lehrer. Wer unterrichtet die Kinder?

Die Lehrer sind Mitglieder einer aktiven FAOSE-Gruppe im Libanon. Sie selbst sind fünf Flüchtlinge aus Syrien, die denselben Wunsch wie wir in Deutschland hatten. Die drei Frauen und zwei Männer leben nun in der Bekaa-Ebene im Osten vom Libanon. In Syrien haben sie als Lehrer und Kindergärtnerinnen gearbeitet und besitzen daher die notwendigen Erfahrungen und Kompetenzen, um Kinder zu unterrichten.

 

In der Schule wird bewusst auf einen Religionsunterricht verzichtet. Warum?

Unser Ausgangspunkt ist der Säkularismus. Religion sollte nicht das öffentliche Leben bestimmen, sondern Privatsache sein. Dies ist auch für die Bildung von Kindern wichtig. Wir möchten einen Beitrag dazu leisten, dass sie sich von ihrem religiösen und ideologischen Hintergrund distanzieren können und sich auf ihre gemeinsame Zukunft konzentrieren. Wir schaffen so eine Grundlage dafür, dass die Kinder eine eigene Ethik und Identität - unabhängig von Vorgaben - entwickeln können. Dazu braucht es keinen Religionsunterricht, sondern eine seriöse wissenschaftliche Bildung. Dies ist das beste Mittel gegen Faschismus, Fundamentalismus und Despotie und die Voraussetzung für die Entwicklung von Mündigkeit und Demokratie. Nicht nur im Libanon, sondern überall auf der Welt.

 

Wie wird die Schule finanziert?

Den Aufbau der Schule konnten wir durch private Spenden und ein Benefizkonzert ermöglichen. Daran haben sich bereits erstaunlich viele Menschen beteiligt, denen unser großer Dank gilt. Um die anfallenden Kosten für den Betrieb der Schule zu stemmen, sind wir jedoch weiterhin auf Spenden angewiesen. Wir hoffen dabei auf die Hilfsbereitschaft weiterer Personen.

 

Bereits während der Organisationsphase hat Ihr Verein mit Schulen in Trier zusammengearbeitet. Wie sah diese Arbeit konkret aus?

Wir möchten nicht nur in Syrien helfen, sondern auch deutsche Schüler für die Belange von Flüchtlingskindern sensibilisieren. Genau deswegen trägt unser Projekt auch den Namen „Kids for Kids“. Dazu gehen unsere Mitglieder in Trierer Schulen und berichten über die aktuelle Arbeit des Vereins. Trierer Schüler hatten die Möglichkeit Schulpakete für Flüchtlingskinder zu packen. Diese wurden von einem Mitglied der FAOSE in den Libanon gebracht.

Dadurch können wir auch einen Beitrag zur Menschenrechtsdidaktik in Trier leisten und mit Schülern über Kinderrechte, Bildung und Frieden sprechen. Sie können dabei etwas über die katastrophale Situation der Menschen in Syrien erfahren und selbst für die „Kids for Kids“-Schule aktiv werden.

 

Sind auch andere Organisationen an dem Projekt beteiligt?

Vor Ort stehen wir in Kontakt mit einer politisch unabhängigen libanesischen Hilfs- und Friedensorganisation, die das Projekt logistisch unterstützt. Das gesamte Projekt und seine Ausrichtung läuft jedoch unter der Verantwortung der FAOSE.

Lieber Herr Abouhamdan, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg bei Ihrem Engagement!

 

Das Interview führte für den hpd Florian Chefai.

 


Weitere Informationen zur Free Association of Syrian Expats und dem Projekt „Kids for Kids“ findet man auf der Website des Vereins: www.faose.org