Derzeit berichten viele Medien über eine weltweite Christenverfolgung. Doch wer steckt hinter der Studie?
Nach dem jüngst veröffentlichten "Weltverfolgungsindex" des christlichen Hilfswerks "Open Doors" sind weltweit 100 Millionen Christen wegen ihres Glaubens Repressalien ausgesetzt. Diese Meldung wurde in vielen Medien veröffentlicht.
Die Deutsche Welle fragt jedoch nach, welchen Hintergrund "Open Doors" (Offene Türen) hat und schreibt: "Das Hilfswerk 'Open Doors' steht dem evangelikalen Netzwerk der Deutschen Evangelischen Allianz nahe."
Die Studie wird selbst von der evangelischen als auch der katholischen Kirche kritisiert: "Mit der Zahl von 100 Millionen verfolgten Christen differenziere der Verein nicht angemessen zwischen sozialen Anfeindungen und schwerwiegender Verfolgung mit Freiheitsentzug, Gewaltanwendung oder Todesfolge. Auch sei oft nur schwer zu unterscheiden, ob staatliche oder gesellschaftliche Diskriminierung ausschließlich gegen Christen oder nicht auch gegen andere Glaubensgruppen, Nichtgläubige oder innerislamische Minderheiten gerichtet sei."
Zudem ist es schon allein deshalb, weil Christen und Muslime zusammen mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachten logisch, dass diese beiden Gruppen zu den meistverfolgten (im jeweils anderen Lager) gehören.
Vertreter von Human Rights Watch und Amnesty International sowie der UN-Sonderberichterstatter über Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Heiner Bielefeldt, weisen darauf hin, dass "es nicht besonders hilfreich sei, wenn man die Religionen gegeneinander ausspiele."
2 Kommentare
Kommentare
Michael Schneider am Permanenter Link
...logisch, dass diese beiden Gruppen zu den meistverfolgten (im jeweils anderen Lager) gehören.
Ich bezweifle, dass Moslems in christlichen Ländern irgend einer Verfolgung ihres Glaubens wegen ausgesetzt sind.
Die o.a. Schlussfolgerung ist daher stark wertend und führt in die Irre.
Christoph Baumgarten am Permanenter Link
Nun, in Teilen Afrikas treiben es christliche Bevölkerungsgruppen ziemlich bunt und verfolgen Andersgläubige - inklusive christlicher Minderheiten und natürlich Muslime.
Nicht vergessen, was vor 20 Jahren auf dem Balkan passiert ist. Den Bürgerkrieg beim Zerfall Jugoslawiens kann man nur begreifen, wenn man versteht, dass er eben auch Religionskrieg war. Ich würde auch nicht die Hand ins Feuer legen, dass es in bosnischen Dörfern nicht weiter zu Diskriminierungen von "falsch Gläubigen" kommt.