Skeptiker 4/2014 erschienen

BERLIN. (hpd) Viele Menschen schwören auf die Heilkräfte von Ayurveda-Mitteln. Diese sollen, da es sich um “altes Wissen” handelt, besonders wohltuend und frei von Nebenwirkungen sein. Ein grober Irrtum, wie der Fall eines Mannes zeigt, der sich mit Blei, Arsen und Quecksilber vergiftete. Diese Gifte waren in einem angeblich potenzsteigernden Ayurveda-Mittel enthalten.

Jedes fünfte Ayurveda-Mittel, das via Internet bestellbar ist, enthält diese Schwermetalle in gefährlichen Konzentrationen. Dabei werden die Gifte den Mixturen absichtlich zugesetzt, weil man sich eine bessere Wirkung dadurch verspricht.

Das erinnert doch sehr an das Mittelalter, als man Syphilis mit Gaben von Quecksilber bekämpfte. Mit oft tödlichen Folgen für den Patienten: “Die Quecksilber-Salbungen und orale Gaben waren lange Zeit die einzige Therapie gegen die Geschlechtskrankheit. Sie rafften aber die meisten Syphilis-Patienten aufgrund einer Schwermetall-Vergiftung dahin.” (Quelle: Universität Bern) Erst um das Jahr 1900 begann man, diese Krankheit auch mit Arsen zu behandeln und in der 1950er Jahren kam mit Penicillin kam das erste hochwirksame Antibiotikum zum Einsatz. Diesen letzten Schritt scheinen die Hersteller und Verkäufer des “Ayurveda-Viagra” verschlafen zu haben. Aber andererseits ist das die “gute, alte” Schule der Homöopathie.

Dem Thema widmet der SKEPTIKER den Hauptartikel. Die Biologin Jasmin Barman-Aksözen, die biomedizinische Analytikerin Franziska Wegmann, der Chemiker Arun Barman sowie die Ärztin Elisabeth I. Minder zeigen genau auf, welche Gifte in welchen Mengen in einigen der als “pflanzliche Alternativen” angebotenen Ayurveda-Mittel stecken. Sie fassen zusammen: “Der Sinn wissenschaftlicher Standards ist es, Risiken und Nutzen der Einnahme einer pharmazeutischen Sustanz gegeneinander abwägbar zu machen. Es sollten dabei dieselben Standards für alle Therapien und Produkte gelten, die in Apotheken angeboten und von Krankenkassen bezahlt werden. Nicht jeder Verbraucher ist über die Hintergründe und Unterscheide gleich gut informiert, die Annahme, dass Komplementär- und Alternativmedizin nach denselben Kriterien beurteilt werden wie wissenschaftlich entwickelte Medizin, kann ein fataler Irrtum sein.”

Was leisten Psychotherapien?

Mit diesem Thema befasst sich der zweite Schwerpunkt des aktuellen Hefts. Der Psychologische Psychotherapeut Robert Mestel fragt: “Wie rasch und nachhaltig wirken die Therapien der unterschiedlichen Schulen und wie viel machen dabei Placeboeffekte und Rituale für den Behandlungserfolg aus?”

Der sehr ausführliche erste Teil dieser Arbeit differenziert zwischen den verschiedenen Schulen der Psychotherapie und fragt auch nach dem Nutzen und den Kosten einer Therapie. Der Artikel ist trotz seiner Länge und der vielen Fachbegriffe (allein die Anmerkungen füllen fast eine ganze Seite; die Literaturliste ist sogar noch länger) gut verständlich und lesbar geblieben.

Ockhams Rasiermesser, das Goldene Brett und die PSI-Tests

Der Autor Martin Mahner widerlegt Angriffe gegen die skeptische Wissenschaft, die diesen einen falschen Umgang mit dem Sparsamkeitsprizip (= Ockhams Rasiermesser) unterstellen wollten.

Über die Verleihung des GWUP-Preises für den größten wissenschaftlichen Unfug, das “Goldene Brett”, berichtet Florian Aigner. Preisträger 2014 wurde Xavier Naidoo für das Verbreiten diverser Verschwörungstheorien. Der “Preis für das Lebenswerk” wurde Jochen Kopp und dem Kopp-Verlag verliehen. Der Verlag hat sich mit seinen Büchern über so gut wie alle pseudowissenschaftlichen Themen und Verschwörungstheorien den Preis wohlverdient.

Wenig überraschend konnte auch im Jahr 2014 kein Nachweis für die Existenz paranormaler Fähigkeiten erbracht werden. So blieben auch im vergangen Jahr die 10.000 Euro Preisgeld für deren Nachweis unausgezahlt.
Die GWUP führt diese Test’s nun bereits seit zehn Jahren durch. Stefan Soehnle erklärt in einem ausführlichen Artikel, wie diese durchgeführt werden.

Weitere Themen

Drei interessante Interviews finden sich im Heft: Neben einem mit Eva S. Bernauer zu ihren Buch “Vier Frauen und ein Scharlatan” (siehe auch das Interview im hpd) und einem Gespräch zwischen Sebastian Bartoschek und dem Psychologen Tomasz Witkowski vom “Klub der polnischen Skeptiker” spricht Bernd Harder mit Stephanie Dreyfürst über “Narratologie für Mathematiker, Kiezdeutsch und Eichhörnchen”.

Abgeschlossen wird das Heft wie immer mit einigen Rezensionen.

 


Der Skeptiker ist die Vierteljahresschrift der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP).

 

Hinweis: Durch die aktuellen Ereignisse und Debatten musste die Vorstellung des aktuellen Skeptikers leider immer wieder verschoben werden. Wir bitten um Ihr Verständnis.