Dänemark

Dänische Mediziner gegen Beschneidung von Kindern

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Dänische Ärzte fordern: Keine Beschneidung von Kindern ohne medizinische Gründe
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Die dänische Medizinervereinigung Lægeforeningen hat sich dafür ausgesprochen, dass in Dänemark keine Beschneidungen mehr an Jungen durchgeführt werden sollten, die jünger als 18 Jahre sind – sofern es keinen medizinischen Grund für den Eingriff gibt.

Laut The Local Denmark fordert die Medizinervereinigung Lægeforeningen, dass Beschneidung eine informierte, persönliche Wahl sein solle, die junge Männer für sich selbst treffen. Wenn Eltern ihre männlichen Kinder beschneiden ließen, so raube dies den Kindern die Möglichkeit, eine Entscheidung hinsichtlich ihres eigenen Körpers sowie ihrer eigenen kulturellen Identität und ihrer religiösen Überzeugung zu treffen. Da der Eingriff ferner die Gefahr von Komplikationen berge, solle er auf medizinisch notwendige Fälle beschränkt werden. The Local Denmark beruft sich in seinem Bericht auf eine am vergangenen Freitag veröffentlichte Pressemitteilung der Medizinervereinigung.

"Sich beschneiden zu lassen sollte eine persönliche Entscheidung sein", sagt Lise Møller, Vorsitzende der Ethik-Kommission der Medizinervereinigung Lægeforeningen. "Es geht mit dem individuellen Recht der Selbstbestimmung einher, dass es nicht den Eltern erlaubt sein darf, diese Entscheidung zu treffen, sondern dass sie jeder Einzelne für sich trifft, wenn er alt genug dafür ist."

Ein Verbot der Beschneidung fordert die Medizinervereinigung jedoch nicht, da sie es für schwierig hält, die Folgen eines solchen Verbots abzuschätzen – für die betroffenen Jungen, die hierdurch einem erhöhten Komplikationsrisiko durch illegale Beschneidungen ausgesetzt seien, ebenso wie für die kulturellen und religiösen Gruppen, denen die Jungen angehörten.

Laut The Local werden in Dänemark  jährlich zwischen 1000 und 2000 Beschneidungen durchgeführt, hauptsächlich an jüdischen und muslimischen Jungen. Die meisten davon außerhalb des staatlichen Gesundheitssystems in privaten Kliniken oder im Rahmen einer religiösen Zeremonie. Das Gesundheitsministerium hat angekündigt, dass ab 2017 alle Beschneidungen – unabhängig davon, wo sie ausgeführt werden – an das nationale dänische Patientenregister gemeldet werden müssen.

Das Thema Beschneidung wird in Dänemark seit mehreren Jahren intensiv in der Öffentlichkeit diskutiert. Während die weibliche Beschneidung in Dänemark verboten ist, ist die männliche Beschneidung erlaubt. Erst im Juni 2016 hatte die dänische Regierung verkündet, dass sie kein Verbot für die Beschneidung männlicher Kinder plane, da sie es für ein Menschenrecht halte, dass Eltern ihre Kinder beschneiden lassen dürfen.

Eine Entscheidung, die zu einigem Protest geführt hatte. Nicht zuletzt, weil sie gegen die Mehrheitsmeinung des dänischen Volkes gefällt wurde. Eine Studie im Auftrag der Zeitung Metroexpress kam im Jahr 2014 zu dem Ergebnis, dass sich 74% Prozent der Dänen für ein Verbot der Beschneidung aussprechen, während nur 10% dafür sind, dass die männliche Beschneidung legal bleibt.