Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche

"Hängemattenbischof" besucht Weltbischofssynode in Rom

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Gestern hat der "Hängemattenbischof" – nun mit englischer Aufschrift – bereits die Alpen passiert.
"Hängemattenbischof" in den Alpen

Zusammen mit Ending Clergy Abuse (ECA), einer globalen Koalition von Opfern und Überlebenden, Aktivisten und Menschenrechtsanwälten, die Betroffene in 25 Ländern auf 5 Kontinenten vertreten, wird die Betroffeneninitiative Eckiger Tisch im Vorfeld der Weltbischofssynode in Rom präsent sein. Im Mittelpunkt steht die gemeinsame Forderung an Papst Franziskus noch vor der Eröffnung des Bischofstreffens ein verbindliches und universelles Null-Toleranz-Mandat in der Kirche einzuführen.

Ein solches Gesetz würde die wichtigsten Empfehlungen des UN-Ausschusses für die Rechte des Kindes (CRC) aus dem Jahr 2014 an den Heiligen Stuhl umsetzen – insbesondere eine Aktualisierung des Kirchenrechts, die das interne Recht der Kirche in Übereinstimmung mit der CRC-Konvention bringt, die sich auf die Rechte von Kindern bezieht, vor Diskriminierung, Gewalt und allen Formen sexueller Ausbeutung und sexuellen Missbrauchs geschützt zu werden.

Mehr als vier Jahre nach dem Treffen von ECA mit den Organisatoren des päpstlichen Gipfels zum Schutz von Minderjährigen 2019 und nach mehreren unzureichenden Überarbeitungen des Kirchenrechts gilt leider immer noch: Ein Kleriker, kirchliche/r Angestellte/r oder ehrenamtliche/r Mitarbeiter/in, von dem oder der seinen kirchlichen Vorgesetzten bekannt ist, dass er oder sie ein Kind oder einen schutzbedürftigen Erwachsenen sexuell missbraucht hat, kann weiter im Dienst bleiben. Opfer und Überlebende sexueller Gewalt aus aller Welt fordern, dass dies ein Ende hat.

Folgende Aktionen fanden statt oder sind geplant:

  • Pilgerwanderung nach Rom (21.–26. September): Zehn Betroffene und Aktivisten wandern von Montefiascone aus entlang des Franziskusweges nach Rom (ca. 120 Kilometer). Dabei tragen sie ein acht Fuß hohes Holzkreuz mit einer Null-Toleranz-Botschaft mit sich und verteilen Flugblätter, in denen die Anwohner entlang des Weges aufgefordert werden, den Missbrauch durch Geistliche den örtlichen Behörden zu melden und für die Botschaft und die geplanten Aktivitäten in Rom zu werben. Sie werden die Städte Viterbo, Caprarola, Sutri, Campagnano di Roma und Isola Farnese passieren.
  • Abschluss der Pilgerreise auf dem Petersplatz (27. September, 12 Uhr): Die Marschierer, die von Montefiascone nach Rom wanderten, trafen auf dem Petersplatz auf weitere Betroffene aus der ganzen Welt.
  • Pressegespräch vor dem Dikasterium für die Glaubenslehre (28. September, 10 Uhr): Überlebende und Anwälte diskutieren und bewerten den Umgang mit Fällen von sexuellem Missbrauch durch die 21 designierten Kardinäle des Papstes, die am Samstag, den 30. September in ihr Amt eingeführt werden sollen.
  • Der "Hängemattenbischof" in Rom vor der Engelsburg (29. September bis 1. Oktober, 10 bis 19 Uhr): Betroffene und Aktivisten diskutieren mit Passanten und Besuchern. Die Installation unter dem Titel: "Die unermüdliche Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch" wurde in der Vergangenheit verschiedentlich bei Aktionen in Deutschland gezeigt, um eine unabhängige Aufarbeitung zu fordern. Nun unterstützt sie vor den Toren des Vatikans die Forderung nach einem umfassenden Zugang zu Akten und Archiven von Bistümern und Ordensgemeinschaften weltweit. Die Figur wurde von dem Düsseldorfer Künstler Jacques Tilly geschaffen und 2019 von der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) erworben. Seither wird sie eingesetzt, um auf die Anliegen der Betroffenen des Missbrauchsskandals aufmerksam zu machen. Ein Team der gbs fährt die Figur ab Mittwoch über die Alpen.
  • Marsch und Mahnwache in den Gärten von Castel Sant'Angelo, am Ende der Via della Conciliazione (30. September, 16 bis 20 Uhr): Höhepunkt der Aktionen von Betroffenen wird ein Marsch und eine Mahnwache für die Opfer und Überlebenden von sexuellem Missbrauch durch Kleriker sein, die von einer eindrucksvollen fotojournalistischen Präsentation mit dem Titel "Shame" (Schande) begleitet wird. Dabei werden Portraits von Betroffenen aus der ganzen Welt gezeigt, um die schmerzliche Realität von sexualisierter Gewalt und geistlichem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen zu bezeugen. Die Mahnwache beginnt offiziell um 18 Uhr und umfasst Beiträge von Betroffenen sexueller Gewalt in der Kirche, Aktivisten und Anti-Missbrauchsorganisationen. Der Spot mit dem Titel "Weinende Maria/Crying Mary" wird die Forderung nach einer angemessenen Entschädigung für die Opfer sexuellen Kindesmissbrauchs eindrücklich an die Bischöfe und den Papst adressieren.
  • Presseveranstaltung im "Foreign Press Club" (2. Oktober, 11 Uhr): Überlebende und Anwälte werden Papst Franziskus auffordern, das neue von der ECA vorgeschlagene Null-Toleranz-Gesetz zu unterzeichnen, bevor seine Synode zur Synodalität beginnt.

Durch die Versammlung im Herzen Roms, das Bündeln der Stimmen und die gemeinsam mit Betroffenen aus allen Teilen der Welt geforderten Veränderungen soll sichergestellt werden, dass Opfer und Überlebende die Unterstützung und Gerechtigkeit erhalten, die sie verdienen.

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