Er täuschte Millionen mit Fake-Ritualen

Der "Mähdrescher Gottes" ist tot

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Rick Joyner (l.) und Reinhard Bonnke (r.) auf dem "Harvest Fest" 2013
Rick Joyner (l.) und Reinhard Bonnke (r.)

Der Deutsche Reinhard Bonnke war einer der bekanntesten Pastoren auf dem internationalen Freikirchen-Parkett. Und auch einer der Schillerndsten. Mit seinen publikumswirksamen Auftritten lief der "Mähdrescher Gottes", wie er sich gern bezeichnete, manchem amerikanischen Prediger den Rang ab.

Sein rhetorisches Feuerwerk zog die Massen in seinen Bann, vor allem in Afrika. Am vergangenen Samstag ist Bonnke im Alter von 79 Jahren gestorben.

Seine beliebtesten Missionsterritorien waren Nigeria und Südafrika. Er nannte sein Missionsimperium "Christus für alle Nationen". Vor allem die Minderprivilegierten und Armen, denen Bonnke versprach, Jesus werde sie mit Reichtum segnen, verehrten ihn wie einen Heiligen.

Der "Mähdrescher" war sich nicht zu schade, alle Register zu ziehen, um seine Anhänger mit suggestiven Mitteln zu täuschen. Und oft auch zu manipulieren. Er wolle Afrika retten, trompetete er in die Welt hinaus, ihm schwebte "ein mit Blut gewaschenes Afrika" vor. Er behauptete außerdem, bei seinen Missionsfeldzügen reiche Ernte eingefahren und 79 Millionen Menschen bekehrt zu haben. Wie er auf diese Zahl gekommen ist, legte er nicht offen.

3,4 Millionen Besucher?

Schon in den 1980er Jahren war der Ansturm der Massen so groß, dass er das "größte Zelt der Welt" bauen ließ. Dieses fasste 34.000 Menschen. Als ein Sturm dieses zerstörte, baute er Freilichtbühnen. Schließlich strömten laut eigenen Angaben bis zu 3,4 Millionen Besucher zusammen, um seine Gottesshow zu erleben.

Auf der Bühne war Bonnke in seinem Element. Vor den Massen lief er zur Höchstform auf. Er beschwor die Besucher, er schrie die Botschaften Gottes ins Mikrofon und brüllte sein "In the Name of Jesus" in den Nachthimmel. Sein verbales Feuerwerk hatte eine solche Suggestivkraft, dass viele Gläubige in Trance oder Ekstase versanken.

In dieser aufgeheizten Stimmung griff er zu den wirksamsten Waffen: Dämonenaustreibungen und Wunderheilungen. Sofort fuhr der Satan aus den vermeintlich Besessenen, angeblich Lahme konnten wieder gehen, Blinde wieder sehen, Taube wieder hören. Dass Bonnke oft Scheinpatienten "heilte", realisierten die Massen der Gläubigen nicht.

Wie die meisten freikirchlichen Pastoren sah er in den Muslimen den ersten Feind des christlichen Gottes. Bei seinen Gottesdiensten wiegelte er manchmal seine christlichen Besucher gegen die Muslime auf. So kam es vor Jahren im Vorfeld einer Evangelisation Bonnkes im muslimisch geprägten Kano, Nordnigeria, zu Aufständen mit Hunderten Toten.

Bonnke hatte auch einen denkwürdigen Auftritt in Zürich. Zum 15-jährigen Jubiläum des International Christian Fellowship (ICF) lud die charismatische Freikirche den umstrittenen Pastor 2011 ins Hallenstadion ein. Und Tausende von frommen Christen huldigten dem Freund des Kriegsverbrechers.

Sie erwiesen einem Pastor die Ehre, der mit seinen gefakten "Wunderheilungen" und kruden Exorzismen die Massen täuschte und manipulierte. Das kümmerte sie ebenso wenig wie die Gläubigen in Afrika. Wenn die Show stimmt, können Moral und Ethik warten.

Übernahme mit freundlicher Genehmigung von watson.ch.

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