Die Heiligsprechung einer dämonischen Frau

Mutter Teresa, die Ikone der Güte? (3)

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Der "Todesengel von Kalkutta"
Der "Todesengel von Kalkutta"

Mutter Teresa wurde zum Inbegriff der Güte und für die Hilfe an den Armen, so ist es nicht erstaunlich, dass der Spruch, "du kommst mir vor wie Mutter Teresa", wenn jemand etwas Gutes tut, bald zu einem Standardsatz wurde, den vermutlich schon jeder selber gebraucht oder mindestens hörte. War sie der Lichtblick, der Sonnenstrahl inmitten der nicht gerade mit Guttaten verwöhnten katholischen Kirche? Millionen liessen sich von ihren Guttaten überzeugen. Zu Recht? Oder wurden die Millionen Opfer einer genialen PR-Geschichte?

Mutter Teresas wahres Gesicht

Welche war die richtige Mutter Teresa: Jene, die der Welt von den PR-Fachleuten des Vatikans verkauft wurde, oder die gnadenlose, nur ihren Zielen Konversion und Geld verpflichtete böse kleine Frau? Jene, die lastwagenweise dringend benötigte Medikamente, die von vielen Menschen und Organisationen gespendet wurden, um die grösste Not, die Schmerzen zu lindern, nicht an ihre Patienten weiter gab, sondern auf dem Markt zu Geld machte. Weil, wie sie immer wieder betonte, der Schmerz "das schönste Geschenk für den Menschen" sei, weil er so "am Leiden Christi teilnehmen könne." Der Ideologie Mutter Teresas folgend ging es nicht um "die Armen" selbst. Es ging um die Seelen der Armen, und diese sollten den Schmerz fühlen. Mit der Taufe und damit der Rettung der Seele war das Interesse Mutter Teresas am Menschen erledigt. Ging es indes um die "diesseitige Welt", hiess es sparen. Folgerichtig brauchte es kein neuen Spritzen, die alten taten es noch lange, auch brauchte es keine schmerzmildernde Medikamente für die Armen.

Und diese Frau erscheint dem jetzigen Papst so vorbildlich, dass er sie heiligsprechen möchte? Ja, und dies ist schlüssig. Derselbe Papst hatte ja bereits den Schmerzen liebenden "Opus Dei" Gründer Jose Maria Escrivar ("Gesegnet sei der Schmerz. - Geliebt sei der Schmerz. - Geheiligt sei der Schmerz ... Verherrlicht sei der Schmerz!"), heiliggesprochen.

Seit Kurzem ist die Informationsseite Mutter-Teresa.info online. Hier finden sich Texte, die das fehlende humanitäre Engagement des Ordens ebenso beleuchten wie die Methoden der Zwangstaufe und die illegalen Adoptionspraktiken seitens der Schwestern.

Ihr Leben lang verachtete sie das Diesseits so sehr, dass sie ihren Kranken in Kalkutta keine schmerzlindernden Tabletten geben liess, um sie teilhaben zu lassen am verachtenswerten Diesseits. Statt irdischer Hilfe bekehrte sie Tausende von Menschen, die Zuflucht bei ihr suchten, zum Christentum. Lebensrettende oder -verlängernde Massnahmen waren in ihrem Sterbehospiz jedoch unerwünscht, da Teresa nach erfolgter Bekehrung das Bett frei haben wollte, um weitere Seelen retten zu können. Kein Wunder, dass viele Slumbewohner grosse Angst hatten, dem "Todesengel von Kalkutta" jemals zu begegnen.

Mutter Teresa war grosszügig mit ihren Gebeten, aber weniger mit ihren finanziellen Mitteln. So habe sie nach der Giftgaskatastrophe in Bhopal und zahlreichen Überschwemmungen in Indien zwar zur Linderung des Leides ihre Gebete und ihre Medaillen der Jungfrau Mary angeboten, aber keine direkte finanzielle Hilfe für die Opfer. Das Leiden war ihr grosses Thema, "Zu sehen, wie sie ihr Schicksal ertragen, hat auch etwas ganz Wundervolles", zitieren die Forscher sie aus einem der mehr als 500 Berichte. "Sie leiden damit so wie Jesus Christus am Kreuz und kommen ihm damit näher." Mutter Teresa dagegen, so sagt Wissenschaftler Larivée, habe sich am Ende ihres Lebens in den USA behandeln lassen und ihr eigenes Leiden sogar mit palliativen Methoden gelindert.

Mutter Teresa die Gütige, oder eher die Chefin eines "Kuschelzoos des Grauens"

Else Buschheuer, heute TV-Moderatorin beim MDR, arbeitete 2004 sechs Wochen in dem ersten von Mutter Teresa gegründeten Hospiz Nirmal Hriday. Die Patienten bekämen Nummern und wären immer wieder miteinander verwechselt worden. Viele Sterbende dort müssten im medizinischen Sinn nicht sterben (Wüllenweber 1998).

Mundschutz und Gummihandschuhe habe sie sich selber gekauft und am Ende des Tages zerschnitten, damit sie nicht wiederverwendet würden. Oft habe es an Handtüchern, Laken, Decken und Windeln gefehlt. Buschheuer berichtet vom Putztag: "Geputzt werden die plastikbezogenen Matratzen – aber wohin so lange mit den Patientinnen? Wie Würmer kringeln sich die Frauen auf dem Steinfussboden, vierzig von ihnen oder mehr, vertiert, halb nackt, sich beschmutzend, mit geschorenen Köpfen. Wenn ich meinen Fotoapparat dabei hätte (fotografieren ist nur mit Sondergenehmigung erlaubt), würde ich diesen Anblick festhalten, um das Foto Amnesty international zu schicken, und ich würde jeden niederschlagen, der mich daran hindert. Ich brülle: Es sind Menschen! Seit Urzeiten wird das so gemacht am Putztag.

Buschheuer spricht von einem "Kuschelzoo des Grauens". Die freiwillige Mary Loudon fühlte sich beim Anblick der Sterbenden an die KZ-Bilder von Bergen-Belsen erinnert: "Es gibt keinen Garten - nichts. Ich konnte es nicht fassen. Zwei Räume mit 50 bis 60 Männern in dem einen und 50 bis 60 Frauen in dem anderen. Sie sterben, sie bekommen kaum medizinische Versorgung, warum auch. Sie bekommen keine Schmerzmittel außer Aspirin, und das bei den Schmerzen bei Krebs im Endstadium"

Der freiwillige Hemley Gonzalez berichtet von seinen Erlebnissen in der Niederlassung des Ordens in Kalighat 2008: "Ich war schockiert über die Nachlässigkeit. Nadeln wurden unter kaltem Wasser abgewaschen und wiederverwendet und den Insassen wurde abgelaufene Medizin gegeben. Es gab Leute, die eine Chance zum Leben gehabt hätten bei einer ordentlichen Versorgung," so Hemley.

Ein Freiwilliger habe versehentlich einem gelähmten Kranken Essen gegeben, an dem dieser zu Tode erstickt sei. In einem anderen Fall wurde ein infizierter Zeh ohne Betäubung abgeschnitten. Der Immobilienhändler begann auf Facebook die Kampagne "Stop Missionaries of Charity". Mit Freunden und ähnlich empörten und enttäuschten Freiwilligen gründete er die Hilfsorganisation "Responsible Charity". Ein Motto der Organisation: "Medizin und Bildung scheinen effektiver als Gebete zu sein." Sie legen besonderen Wert auf Transparenz der Finanzen. Ihre Homepage zeigt täglich den Stand der Bilanz, der Bürokosten und der Ausgaben. Sogar die einzelnen Rechnungen werden auf Facebook veröffentlicht.

Die traditionsreiche medizinische Fachzeitschrift The Lancet kritisierte die Wiederverwendung von Injektionsnadeln und die Nutzung kalter Bäder für alle Patienten. Lancet-Chefredakteur Robin Fox schrieb: "Untersuchungen, wurde mir gesagt, sind selten erlaubt. Wie wäre es mit einfachen Algorithmen, mit denen Schwestern und Freiwillige die Heilbaren von den Unheilbaren unterscheiden können? Wieder nein. Solche systematischen Ansätze sind dem Ethos der Heime fremd. Mutter Teresa bevorzugt die Vorsehung der Planung, ihre Regeln sollen eine Strömung in Richtung Materialismus verhindern."

Der englische Arzt Jack Preger arbeitete einst in einem der Sterbehäuser: "Wenn man Liebe, Verständnis und gute Pflege geben will, dann benutzt man sterile Nadeln."

Besonders kritisch sehen die Forscher auch das Management der weltweiten Missionen von Mutter Teresa. Insgesamt 517 Armen- und Krankenhäuser in mehr als hundert Ländern hatte sie nach ihrem Tod am 5. September 1997 im indischen Kalkutta hinterlassen. "Das waren Häuser für die Sterbenden", sagen die Wissenschaftler. "Und die lebten ihre letzten Tage unter schlimmsten und geradezu unmenschlichen Zuständen." "Nach Berichten von Ärzten", heisst es in der Studie, "sollen die Armen und Kranken dort unter katastrophalen und unhygienischen Zuständen dahinvegetiert haben."

Mutter Teresa die Geldmaschine des Vatikans

Spenden werden kaum genutzt, dennoch ist der Orden wahrscheinlich der reichste der Welt. Walter Wüllenweber, Mitarbeiter des Stern, konnte für seine Artikel 1998 und 2001 nur kleine Hinweise über die Einnahmen des Teresa-Ordens, die "Missionarinnen der Nächstenliebe", herausfinden. Das indische Finanzministerium wollte nicht einmal darüber Auskunft geben, ob es selbst Einblick in die Finanzen des Ordens bekommt, wozu dieser eigentlich nach indischem Recht verpflichtet wäre.

Über die Einnahmen des Ordens in Deutschland sagt Schwester Pauline: "Das geht niemanden was an, wie viel Geld wir haben. Ich meine natürlich: wie wenig". Die millionenfach eingesammelten Spendengelder setzte sie nicht dazu ein, um die Not vor Ort (beispielsweise in Kalkutta) zu lindern, sondern hortete sie auf Konten des Vatikans.

Bis 1981 führte Maria Tingelhoff ehrenamtlich die Buchhaltung des Ordens in Deutschland. "Drei Millionen kamen da im Jahr schon zusammen", erinnert sie sich. In Hamburg wurden die 2,5 Millionen D-Mark für das "Haus Bethlehem" für Obdachlose allein durch Spenden des eigens dafür gegründeten Vereins aufgebracht. Mutter Teresa gab ihren Namen und vier Ordensschwestern, die dort leben.

Susan Shields arbeitete neun Jahre als Schwester in der Niederlassung der New Yorker Bronx. Schliesslich verliess sie den Orden: "Wegen der unerträglichen Lügen. Wir haben uns ja kaum um die Armen in der Bronx gekümmert, sondern verbrachten einen grossen Teil der Tage damit, Schecks zu bearbeiten. Die Post brachte die Briefe säckeweise." (Wüllenweber 2001). Jede Nacht schrieben bis zu 25 Schwestern die Spendenquittungen, listeten die Beträge auf, machten die Briefumschläge fertig und sortierten die Schecks im Wert zwischen 5 und 100.000 Dollar.

Zur Weihnachtszeit stiegen die Spenden: "50.000-Dollar-Schecks waren keine Seltenheit" (Wüllenweber 1998). Es seien allein in dieser einen New Yorker Filiale jährlich 50 Millionen US-Dollar zusammen gekommen. Sunitar Kumar ist eine der reichsten Frauen Kalkuttas und war eine der engsten Freundinnen von Mutter Teresa: "Wenn Mutter ein Haus brauchte, dann ist sie zum Besitzer gegangen, ob das nun der Staat war oder ein Privatmann, und hat ihn so lange bearbeitet, bis sie es umsonst bekommen hat." Gegenüber dem Telegraph meinte Kumar: "Ich glaube nicht, dass es sie interessierte, woher das Geld kam, solange es den Armen nutzte."

Der Stern spekulierte in seinem Artikel über Teresas Millionen, das Geld lande schlicht auf Konten des Vatikans: Die Skandale der Vatikanbank und ihre Verwicklung in Geldwäsche, Drogenhandel und alles, was profitabel ist, sind Legion.

Italienische "Geschäftsleute" versuchten vergeblich, den Film "God's Bankers" über den Calvi-Todesfall aus den Kinos zu verbannen. Und welche Organisation wäre besser für Geldwäsche geeignet als Mutter Teresas Orden, dessen Heiligkeit und Güte von niemandem hinterfragt werden darf? Wenn man jetzt noch Muggeridges dokumentierte Verbindungen zur CIA hinzunimmt, muss man kein Verschwörungstheoretiker sein, um hier mehr als nur eine naive alte Frau mit wenig Ahnung von Buchhaltung zu sehen.

Als sie dafür kritisiert wurde, sprang ihr zur Verteidigung der Vatikan bei. Der Heilige Stuhl lancierte weltweit eine PR-Kampagne, um ihren Namen wieder reinzuwaschen.

Grossbritannien ist eines der wenigen Länder, in denen der Orden gegenüber den Behörden zur Auskunft verpflichtet ist. 90 Prozent der Einnahmen gehen auf ein Bankkonto des Ordens bei der Vatikanbank in Rom. "Und was mit Geldern auf der Vatikanbank geschieht, ist so geheim, das darf nicht einmal der liebe Gott wissen." (Wüllenweber 2001). Susan Shields fasst zusammen: "Das Geld wird nicht missbraucht. Es wird einfach überhaupt nicht gebraucht."

(wird fortgesetzt)

Übernahme mit freundlicher Genehmigung des Autoren von seiner Webseite.