In einem vor allem per Messengerdienst WhatsApp verbreiteten Lied soll der 22-jährige Sänger Yahaya Aminu Sharif einen Imam höher als den Propheten Mohammed gelobt haben. Das brachte ihm den Vorwurf der Blasphemie ein, wofür ihn ein Scharia-Gericht im nordnigerianischen Kano zum Tod durch Erhängen verurteilt hat. Der im Gefängnis sitzende Künstler kann binnen 30 Tagen Berufung gegen das Urteil einlegen.
Yahaya Aminu Sharif, ein bis dahin wenig bekannter muslimischer Gospel-Musiker, hatte im März ein Lied über den Messengerdienst WhatsApp versendet, in welchem ein Tidschānīya-Imam gelobt wird. Im überwiegend von muslimischen Menschen bewohnten Norden Nigerias stieß der Song auf herbe Kritik. So soll der Imam höher gelobt worden sein als Prophet Mohammed, was Blasphemie gleichkäme.
Eine wütende Menge schaltete nicht nur die Hisba – die Behörde zur Einhaltung der geltenden Scharia – ein, sondern brannte auch das Haus seiner Familie nieder. Aminu Sharif konnte zunächst untertauchen, befindet sich nun aber in Haft. Am Montag wurde der Sänger nach mehreren Monaten Verhandlung von einem hohen Scharia-Gericht in Kano, welches neben der säkularen Justiz existiert, wegen Blasphemie zum Tod durch Erhängen verurteilt. Seit 1999 gilt in zwölf nigerianischen Bundesstaaten neben der säkularen Gesetzgebung auch die religiöse.
Obwohl Aminu Sharif juristischen Beistand hatte und zunächst einmal nicht klar war, worin die Gotteslästerung im Lied liegen sollte, wurde der Sänger schließlich doch zum Tode verurteilt. Wenngleich schon mehrfach ausgesprochen, wurde die Todesstrafe seit Einführung der Scharia erst einmal bei einem Mann vollstreckt, welcher zugab, eine Frau und ihre zwei Kinder getötet zu haben.
Der Prozess selbst fand hinter verschlossenen Türen statt, um den Angeklagten vor Lynchversuchen von außen zu schützen. Bisweilen ist selbst der Verdacht, sich blasphemisch geäußert zu haben, bereits tödlich, wenn ein wütender Mob eine verdächtige Person noch vor den Behörden erreicht.
Yahaya Aminu Sharif hat 30 Tage Zeit, um eine Berufung gegen das Urteil einzulegen und es womöglich in eine geringere Strafe umzuwandeln. So wurde kürzlich ein 13-jähriger Junge zu zehn Jahren Haft verurteilt, weil er sich in einer öffentlichen Diskussion despektierlich über Gott geäußert haben soll.
Unter Druck gesetzt werden die Behörden von religiösen Gruppen, die hohe Strafen für vermeintliche Blasphemie fordern. Sie suchen damit jede Diskussion um Religion im Keim zu ersticken. Bei ihrer Ansicht nach zu geringen Strafen drohen sie das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen.
6 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Wie unsicher müssen die Gläubigen dort zu ihrem Glauben sein, dass sie jede kleine Kritik als Blasphemie deuten und derartige Strafen verhängen.
Roland Fakler am Permanenter Link
…und wiederum ein „schöner“ Beweis, wie die Religion verdummt, verdeppt und verböst!
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Egal, ob man an den Huhu im Weltraum glaubt oder nicht: Wer gehört denn zur Religion des Friedens und verhält sich nicht friedlich? Ist das der Sänger?
Oder ist es die geistliche Gerichtsbarkeit, die auf Basis religiöser (also beliebiger) Gesetze einen Sänger (und viele andere) zum Tode verurteilt? Ist dann am Ende die Religion des Frieden doch keine friedliche Religion und der mordlüsterne Mob und die vernagelte Gerichtsbarkeit sehen ihre Religion völlig richtig...?
Roland Weber am Permanenter Link
Was sagt uns das zum den Themen "Integration" und "Toleranz"?
David Z am Permanenter Link
"Seit 1999 gilt in zwölf nigerianischen Bundesstaaten neben der säkularen Gesetzgebung auch die religiöse."
Da wurde das Zusammenleben wohl neu ausgehandelt. Einige freut's.
Hoffen wir, dass AI hier was bewirken kann.
Andreas Kielmann am Permanenter Link
Es ist ja hier nicht so, daß ein Atheist verurteilt worden wäre. Die Scharia geht ja vor allem gegen Gläubige mit nicht machtkonformen Gedanken.
Der Vorwurf gegen Yahaya Aminu Sharif ein Beleg für die Abwesenheit eines Rechtsstaates in Nigeria. In einem Glaubensstaat ist kein Mensch seines Lebens sicher.