Am 20. Juli 1969, also vor fünfzig Jahren, landeten erstmals Menschen auf dem Mond. Das sei ein Fake, eine Hollywood-Inszenierung, behaupten bis in die Gegenwart diverse Konspirationsanhänger. Mit welchen Fakes sie dabei selbst arbeiten, macht die folgende Kritik deutlich, wobei sie keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
Die erste Landung von Menschen auf dem Mond 1969 war ein Ereignis, das viele Menschen live am Fernsehen verfolgen konnten. Daher kam ihm große Bedeutung nicht nur als Ergebnis von Forschungsleistungen, sondern auch in der Erinnerung vieler Menschen zu. Es dauerte danach aber nicht lange, bis die ersten Behauptungen kursierten, wonach dies eine Inszenierung für die Öffentlichkeit gewesen sei. Der NASA bzw. der US-Regierung wurden einschlägige Manipulationen vorgeworfen. Demnach habe man die Ereignisse in einem Filmstudio gedreht und niemals hätten Menschen den Mond betreten.
Ein erster einschlägiger Autor war der US-Amerikaner Bill Kaysing (1922–2005), der 1976 das Buch "We Never Went to the Moon: America’s Thirty Billion Dollar Swindle" veröffentlichte. Er hatte in Englisch einen Bachelor of Arts erworben, war demnach also kein Ingenieur oder Wissenschaftler. Gleichwohl meinte Kaysing mit angeblichen technischen Argumenten, die Mondladung in Zweifel ziehen zu können. An ihn knüpften später zahlreiche andere Autoren an. Sie erweiterten die vorgetragenen Behauptungen und propagierten so diese besondere Verschwörungsideologie.
Bestärkt wurde sie noch dadurch, dass es einschlägige Anspielungen in populären Filmen gab. Dazu gehörte ein "James Bond" von 1971 mit dem Titel "Diamantenfieber". Auch in "Unternehmen Capricorn" von 1977 gab es solche Anspielungen, da er eine fingierte Mars-Expedition thematisierte. Die NASA schwieg zu all diesen Vorwürfen, und so blieben die Behauptungen öffentlich unkommentiert. Dies beförderte noch die Wirkung der Mondlandung-Verschwörungsideologie. Sie fand ab Beginn der 2000er Jahre durch das Internet noch eine größere Verbreitung, wobei immer wieder angebliche Sachargumente vorgetragen wurden. Diese lassen sich aber nach einem Faktencheck leicht widerlegen:
Eine Behauptung verweist auf die flatternde US-Fahne auf einigen Fotos, worin ein Fälschungsbeleg gesehen wird, könne doch ohne Atmosphäre kein Wind wehen. Dem lässt sich zunächst entgegen halten, dass auch in einem Filmstudio kein Wind vorkommt. Darüber hinaus macht die genaue Beachtung der Filmaufnahmen von der Mondlandung deutlich: Es kommt immer nur dann zu einem Effekt, der die Flagge als scheinbar beweglich erscheinen lässt, wenn sie zuvor von den Astronauten berührt wurde.
Eine andere Behauptung verweist darauf, dass die Dia-Filme für die Aufnahmen in der Sonnenhitze eigentlich geschmolzen wären. Dieser Einwand ignoriert, dass die genutzten Hasselblad-Kameras durch Schutzvorrichtungen das Sonnenlicht gut reflektierten. So heizten sie sich nicht stärker auf und wurden außerdem noch regelmäßig im Schatten abgekühlt. Die gute Bildqualität wird ebenfalls zugunsten der Mondlandung-Verschwörungsideologie angeführt. Sie erklärt sich aus den vorgenannten Gründen, aber auch schlicht dadurch, dass die NASA unscharfe Bilder nur teilweise veröffentlichte.
Angeblich stammte das "Mondgestein", so eine weitere Behauptung, tatsächlich von der Erde. Die von den Astronauten mitgebrachten 381 Kilogramm wurden indessen von vielen Wissenschaftlern untersucht. Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass deren Bestandteile auf der Erde nicht vorkommen. Die dann mitunter nachgeschobene weitere Behauptung, wonach es sich um Mondmeteoriten handele, trägt auch nicht. Denn das bislang bekannte Mondgestein macht allenfalls knapp 30 Kilogramm aus, das Gestein von der Mondlandung hatte aber das zehnfache Gewicht. Darüber hinaus wurde der erste Mondmeteorit erst 1979 entdeckt.
Auch die von den Astronauten ausgeübten Sprünge nutzten die Verschwörungsideologen. Nach deren Behauptung hätten sie angesichts der geringeren Anziehungskraft auf dem Mond hohe Sprünge von bis zu zwei Meter machen können. Doch veranschaulicht die Filmaufnahme, dass der gemeinte Astronaut sich vor seinem Sprung von bis fast einem halben Meter hoch zuvor nur minimal bewegt hatte. In anderen Filmszenen werden Bewegungsabläufe gezeigt, welche so auf der Erde nicht möglich sind. Diese ignorieren die Anhänger der Mondlandung-Verschwörung indessen.
Und schließlich sei noch auf die Behauptung verwiesen, wonach sich auf einem Foto auf einem Mondstein der Buchstabe "c" gefunden habe. Dabei handele es sich, so die Deutung, um ein falsch gestelltes Requisit für den manipulierten Film. Das gemeinte "c" findet sich indessen nicht auf allen Fotos, sondern nur auf den späteren und nicht auf den früheren. Offenbar geriet bei einem Abzug der Fotos ein Fussel oder ein Härchen an die genannte Stelle, welches dann wie der Buchstabe aussah. Im Alltagsleben kann man häufig derartige Effekte beobachten und dann immer ein "c" (aber eben keinen anderen Buchstaben) erkennen, wenn man es erkennen will.
Bei den genannten Behauptungen handelt es sich nur um eine Auswahl von einschlägigen Aussagen, die von den Anhängern der Mondlandung-Verschwörungsideologie verbreitet werden. Es gibt darüber hinaus noch weitere ähnlich gehaltene Unterstellungen. Sie lassen sich in gleicher Weise entkräften. Besonders ist hier, dass mit vielen technischen Details gearbeitet wird. Nur wenige Menschen kennen sich damit aus, und es können damit auch viele einer Täuschung unterliegen. Angesichts der allgemeinen Bedeutung und längeren Existenz der Mondlandung-Verschwörungsideologie liegen mittlerweile aber viele kritische Stellungnahmen wie die oben referierten zum Thema vor.
Gegen die Annahme einer Mondlandlandung-Verschwörung sprechen darüber hinaus noch andere Überlegungen: Würde es sich tatsächlich um eine vorgetäuschte Aktion handeln, dann müssten sich alle am Apollo-Programm beteiligten mehreren tausend NASA-Mitarbeiter auf allen Ebenen an ein Schweigegebot jahrelang gehalten haben. Dies wäre mehr als nur unrealistisch. Darüber hinaus hätte sich auch die Sowjetunion, welche die Mondlandung als politische Niederlage gegenüber den USA empfand, sicherlich einschlägiger Behauptungen zur Propaganda bedient. Dies geschah aber weder offiziell noch inoffiziell. Denn der KGB war durchaus an der Verbreitung von gegen die USA gerichteten Verschwörungsideologien beteiligt, wozu beispielsweise die Behauptung von der AIDS-Erfindung durch den CIA gehörte.
13 Kommentare
Kommentare
Stefan Dewald am Permanenter Link
Bereits die erste Mondlandung der Mission Apollo 11 im Juli 1967 stellte einen Retroreflektor auf der Mondoberfläche auf.
So ihr Mondlandungsverschwörungshypothetiker: Wie erklärt ihr den Spiegel auf dem Mond?
https://de.wikipedia.org/wiki/Lunar_Laser_Ranging
Edgard am Permanenter Link
Nein, ich bin kein Verschwöridiot, im Gegenteil.
Können Sie sich vorstellen daß eine Sonde den Reflektor auf den Mond brachte und sie ausrichtete? Technisch ist das absolut möglich.
Thomas Baader am Permanenter Link
Die Verschwörungstheoretiker behaupten gerne, dass die Rechenleistung der Computer damals gar nicht ausreichend gewesen wäre.
Edgard am Permanenter Link
Herr Baader, da liegen Sie falsch.
Bei einem entsprechenden Prismenspiegel läßt sich - wie bei selbstnachführenden Solaranlagen - nach einer Grobausrichtung die nach der bekannten Landeposition und der Position der Erde kein Problem ist Mittels des von der Erde gesendeten Laserstrahls die Feinjustierung automatisch auf das Maximum des Strahls einstellen.
Den Verschwörungsfuzzis empfehle ich sich mal mit Leuten zu unterhalten die von der Materie etwas verstehen um sich darüber zu informieren wieviel Rechenleistung Apollo wirklich benötigt hätte - denn die allermeiste Zeit saß - wie es einer der Astronauten mal formulierte - Sir Isaac Newton am Steuer.
Und ein Moonhoaxer der nicht einmal weiß wer das war und was der mit dem Flug zum Mond zu tun hat hat sich damit bereits als Gesprächspartner völlig disqualifiziert.
MGS am Permanenter Link
Guter Artikel, bis auf den letzten Satz.
Denn das ist ja das schwierige an den Konspirationen:
Dass es Konspirationsanhänger gibt, heißt ja nicht, dass es keine Konspirationen gibt.
Der Umkehrschluss - da die, die da draußen herumlaufen und überall eine Verschwörung vermuten, einem Haufen Irrer entstammt, ist es irre zu glauben, dass es je eine Verschwörung gegeben habe - ist eben ähnlich simpel und falsch.
Natürlich ist die Geschichte voll von Verschwörungen und Konspiration.
Das macht es ja so schwierig für die, die die Wahrheit wissen wollen -,
als auch irre leicht für die, die bloß irgendwelchen Unsinn plappern möchten.
Wir müssen unterscheiden lernen!
Deshalb immer nur bei einer Geschichte bleiben und die analytisch auf Wahrheitsgehalt betrachten. Eine andere ist eine andere Geschichte.
pi am Permanenter Link
Das gezielte Verbreiten der AIDS/CIA-Verschwörungstheorie, besonders in Afrika, durch die UdSSR ist gut belegt. https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Infektion
MGS am Permanenter Link
Na, ja, die Fragen eines Historikers lauten:
"Was wissen wir wirklich?"
Und:
"Können wir lesen lernen?"
Wiki ist nicht die Wahrheit, nur eine behutsam zu lesende erste Quelle, mit interessanten Verweisen auf andere.
Btw: Sehr hübsch in diesem Zusammenhang die Formulierung: „Desinformation im Quadrat“.
Denn auch dieser Artikel belegt nur, dass es Anstrengungen seitens des KGB gab, die ganze Sache propagandistisch zu nutzen.
Der Fall Segal ist interessanter, weil es nicht gibt, was es nicht geben darf:
Einen interessierten Mann, der ideologisch ungebunden mit Sachverstand etwas ergründen möchte. Sofort stürzen sich die Geheimdienste auf ihn. Aber nur: um Verschwörungstheorien zu verhindern.
Kennen Sie MAD, die Zeitschrift? Dort gab es die herrliche Rubrik "Spion & Spion".
Und eins ist klar: Der Begriff "Verschwörungstheorie" ist ein Kampfbegriff, der zur Aufklärung* der jeweiligen Fälle leider völlig abträglich ist.
Das belegt auch ihr angeratener Wiki-Beitrag.
Denn die Widerlegung einer irrwitzigen Behauptung (hier: die USA hätten Aids als Biokampfstoff erfunden und ihn gezielt gegen Schwarze, Schwule und Moslems eingesetzt) heißt nicht, dass andere Theorien (z. B. "Labor-Unfall") aufgrund Fakten & Plausibilität möglich sind, denn:
Es wurde zur damaligen Zeit an Zellkernveränderungen geforscht (heute auch noch).
Es wurden/werden Impfstoffversuche (legale, wie auch verbotene) in Afrika - und anderswo durchgeführt.
Manchmal muss man sich damit abfinden, dass es die endgültige "Wahrheit" nur für den Täter (können auch mehrere sein) gibt. Und sie, die Wahrheit, für die allermeisten nie ganz zu klären bleibt.
Thomas Baader am Permanenter Link
Das Argument der Verschwörungstheoretiker, das sich auf das vermeintliche "c" auf der "Requisite" bezieht, scheitert bereits daran, dass es in der Filmbranche überhaupt nicht üblich ist, Requisiten
Wolfgang Kloste... am Permanenter Link
"Dem lässt sich zunächst entgegen halten, dass auch in einem Filmstudio kein Wind vorkommt."
Bitte nicht gleich hyperventilieren, aber das halte ich für eine ziemlich windige Behauptung.
pi am Permanenter Link
Doch klar: Windmaschinen für Mondstürme ;-)
Roland Weber am Permanenter Link
Wieso ist der Astronaut im Schatten der Fähre so gut ausgeleuchtet???!
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Die Mondoberfläche strahlt aufgrund der fehlenden Atmosphäre auf dem Mond eine ungeheure Lichtmenge zurück (indirektes Licht).
Gerade die vergleichsweise gute Ausleuchtung der Astronauten im Schatten beweist die Anwesenheit auf einem atmosphärelosen Himmelskörper, da dessen fehlende Lufthülle auch kein "Himmelslicht" reflektiert, sondern nur vom hell beleuchteten Boden kommt...
Edgard am Permanenter Link
Warum können Sie den Mond nicht nur sehen - sondern in einer klaren Nacht in dessen Licht sogar Zeitung lesen?
Und das Albedo des Mondes ist völlig ausrechend um Aldrin diffus zu beleuchten als er die Leiter des LM herunterstieg.
Kann man übrigens überall nachlesen. Oder durch Nachdenken selbst drauf kommen-
Warum sich dennoch immer wieder Leute mit solchen "Fragen" selbst outen ist mir ein Rätsel.