„Warum ich kein Christ sein will“

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Prof. Dr. Uwe Lehnert, Foto: Frank Navissi

BERLIN. (hpd) Bitterkalt ist es draußen. Leider auch im Saal, in dem sich etwa 60 Interessierte einfanden um Uwe Lehnert zuzuhören, der aus seinem Buch „Warum ich kein Christ sein will“ liest. Eingeladen dazu hatte die Berliner Regionalgruppe der Giordano Bruno Stiftung.

Man traf sich in einer alten Fabriketage, in der das Freie Museum Berlin Räume zur Verfügung stellte. Zuerst gab es zum Kennenlernen und Aufwärmen ein kleines Frühstück und Kaffee bzw. Tee. Schon hier zeigte sich, dass mehr Interessierte diese erste ATHventlesung hören wollten als der Verein erwartet hatte. Doch war der Raum groß genug und ausreichend Stühle vorhanden, so dass bei der Lesung niemand stehen musste.

Nach einigen einführen Worten durch Philipp Möller, dem ersten Vorsitzenden der Evolutionären Humanisten Berlin-Brandenburg e.V. (EHBB) und Pressesprecher der Giordano Bruno Stiftung (GBS) begann Prof. Uwe Lehnert über sein Buch zu sprechen. Er legte Wert darauf, zu betonen, dass dieses Buch seine ganz persönliche Sicht auf das Christentum darstellt. Seine Schlussfolgerungen müssen nicht für Jeden gelten. Allerdings denke ich, dass sie es sehr wohl können. Denn dadurch, dass er das Buch so persönlich hält und nie den Anspruch erhebt, allgemeingültige Sätze zu sagen schafft er genau das. Was dann auch mit dem von ihm postulierten „neuen Menschenbild“ korrespondiert. „Der Mensch genügt sich selbst“ - so seine Aussage. Es braucht keinen außernatürlichen Gott, damit der Mensch ethische Vorstellungen entwickelte.

Uwe Lehnerts Frau, Elfi Bendikat, las im Wechsel mit dem Ausführungen ihres Mannes aus dem Buch vor. Das lockerte den Vortrag ungemein auf und war eine gute Idee, den Vortrag aufzulockern. Uwe Lehnert meinte zwar, das sei nur dem geschuldet, dass seine Frau besser vorlesen könne; aber ich denke, das hat viel mit seiner Bescheidenheit zu tun.

Über das Buch selbst werde ich an dieser Stelle nicht mehr so viel sagen. Dies mag der geneigte Leser bitte den beiden bereits beim hpd erschienenen Rezensionen entnehmen (siehe unten). Viel lieber möchte ich darüber sprechen, dass die Atmosphäre (trotz der kühlen Temperaturen) im Raum gespannt und aufmerksam war. Sicherlich ist der Einwurf in der anschließenden Diskussion nicht falsch: dort im Raume saßen Gleichgesinnte. Und es ist sicherlich einfach, aufgeklärten Menschen gegenüber die Thesen eines neuen Menschenbildes zu vermitteln. Einfacher, als gegenüber Gläubigen. Jedoch werden auch die Zuhörer nicht ohne neue Impulse gegangen sein. Auch für aufgeklärte Menschen ist es immer wieder erschreckend, davon zu hören, mit welchen Mitteln die christlichen Kirchen es seit Jahrhunderten vermögen, die Psyche der Menschen zu unterdrücken, zu verbiegen. Und sich dabei noch auf die Fahnen zu schrieben, die Hüter der Moral zu sein.

Um dieses Thema ging es dann auch in der anschließenden Diskussion (leider kam das letzte Kapitel des Buches zu kurz, in dem Uwe Lehnert seine Ideen eines neuen, eines humanistischen Menschenbildes entwickelt). Gefragt, ob die – auch politische – Macht der christlichen Kirchen erschüttert werde durch Bücher wie das seine, gab Lehnert die eher pessimistische Antwort, dass es wohl noch Jahrzehnte dauern würde, die Macht der Kirchen zu brechen. Allerdings gäbe es gute Ansätze in der jüngsten Zeit. Das Violettbuch von Carsten Frerk, das am kommenden Sonntag im Rahmen der ATHventlesungen vorgestellt werden wird, ist so ein Ansatz.

Frank Navissi

 

weitere Termine der ATHventlesungen:
05.12.2010 „Violettbuch Kirchenfinanzierung", Dr. Carsten Frerk
12.12.2010 „Jesus Companies – Evangelikale in Deutschland", Felix Thiessen
19.12.2010 „Ich bin Zeugin...", Nouri Apfeld

Rezension des Buches von Frank Navissi
Rezension des Buchen von Armin Pfahl-Traughber