LILA - Linke Laizisten in Bayern

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LAG LAIZISMUS, Vorstand: v.l.n.r. Günter Greger, Frank Heinze, Rita Mascis (Sprecherin), Georg Korfmacher (Sprecher) / Foto: LAG

MÜNCHEN. (hpd) Nachdem sich im vergangenen Jahr der Landesverband der Grünen in Bayern kirchenkritisch und säkular positioniert hatte, hat sich nun auch im Landesverband Bayern der Partei DIE LINKE eine Arbeitsgemeinschaft von Laizistinnen und Laizisten gegründet.

Auf die Frage des hpd, ob es denn eine ‚schwierige Geburt’ gewesen, lacht Georg Schorfmacher herzlich und meint: „Nein, erstaunlicherweise nicht.“ Er ist neben Rita Mascis einer der beiden Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Laizismus der Linkspartei in Bayern, die sich am vergangenen Sonntag gegründet hat.

Entstanden ist diese Landesarbeitsgemeinschaft aus dem Zusammenhang der Diskussion um den Entwurf des Parteiprogramms, in der verschiedene Positionen deutlich wurden und sich dann die Sinnfälligkeit sich als Laizisten zu organisieren beinahe wie von selbst ergeben habe. Für Georg Korfmacher kam zudem noch die persönliche Erfahrung hinzu, dass er einige Jahre in Frankreich gelebt hat und sich als Katholik im laizistischen Frankreich recht wohl gefühlt habe. Bei seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er umgehend mit dem staatlich beigetrieben Zwangsbeitrag der Kirchensteuer konfrontiert, bekam von Seiten der Kirchen nur Antworten, dass es in Deutschland so sei, dass Kirche und Staat zusammen arbeiten, woraufhin er aus der Kirche austrat. Das war für ihn auch Anlass, sich das Verhältnis von Staat und Kirche genauer zu betrachten.

Im Landesverband gab es keinerlei Widerstände gegen diese neue Arbeitsgemeinschaft und man habe sich auch im Vorfeld mit der Landesarbeitsgemeinschaft der Christinnen und Christen in der Linkspartei verständigt. Es gäbe in der Linkspartei nicht die negativen Erfahrungen wie für die Laizisten, die sich innerhalb der SPD organisieren wollen, da Arbeitsgemeinschaften nur meldepflichtig sein, aber nicht zustimmungspflichtig wie bei der SPD.

Die Ziele der Landesarbeitsgemeinschaft seien sehr sachbezogen auf die Fragen der Staatsraison und nicht auf die Religion bezogen. Man sei kirchenkritisch aber eben nicht antireligiös.

Auf die Frage, ob denn die Bayern die Vorreiter des Laizismus in Deutschland seien, wenn neben den Grünen nun auch noch die Linkspartei sich kirchenkritisch äußere, meinte Georg Korfmacher, dass es vielleicht auch daran liege, dass in keinem anderen Bundesland die klerikale Omnipräsenz so offensichtlich sei, wie eben im Freistaat Bayern.

C.F.

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Dokumentation
Bekanntgabe ihrer Gründung durch die LAG:

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Der Staat braucht keinen religiösen Vormund. Gründung der Landes-Arbeitsgemeinschaft LAIZISMUS in Bayern.

Auch weil Angela Merkel mit ihrer Aussage, dass der fehl am Platz in Deutschland sei, der das christliche Menschenbild nicht akzeptiert, alle Andersdenkenden diskre-ditiert, hat sich nach gründlicher Vorbereitung und mit bayernweiter Beteiligung am 16.1.2011 in München die Landesarbeitsgemeinschaft LAG LAIZISMUS, kurz LILA, in der Partei DIE LINKE gegründet. Aus dem Vorstand wurden Rita Mascis und Georg Korfmacher, beide München, als Sprecher gewählt.

Die linken Laizistinnen und Laizisten haben sich ehrgeizige Ziele gesetzt: „In den derzeit vom Alleinvertretungsanspruch einer christlich-jüdischen Leitkultur geprägten Beziehungen zwischen Staat und Kirche wollen wir das Thema Laizismus sachlich aufarbeiten und allen Interessierten als Leitmotiv für eine demokratische Gesell-schaftsentwicklung anbieten. Der Staat braucht keinen religiösen Vormund.“, so der Sprecher Georg Korfmacher. Tatsächlich scheint es besonders in Deutschland Aufklärungsbedarf zu geben. Während der Papst erst jüngst wieder den Laizismus religionsfeindlichem Fundamentalismus gleichsetzt und somit diffamiert, kassiert der laizistisch geprägte Europäische Gerichtshof für Menschenrechte, Straßburg, bereits Urteile deutscher Gerichte, die mit kirchenfreundlichen Begründungen unzulässig in die Freiheitsrechte der Bundesbürger eingegriffen hatten. Unter solchen Vorzeichen wird auch die angekündigte Rede des theokratischen Staatsführers Joseph Ratzinger im demokratischen Bundestag strikt abgelehnt. „Auch die undemokratische und so nicht hinnehmbare Schieflage bei der Finanzierung kirchlicher Würdenträger und Institutionen aus öffentlichen Steuermitteln ist uns ein brennendes Anliegen, zumal über 1/3 unserer Bevölkerung den einseitig begünstigten Kirchen gar nicht angehö-ren. Ebenso ist die Rechtsstellung der abhängig Beschäftigten deutlich verbesse-rungsbedürftig. Ich spreche da aus meiner kommunalen und gewerkschaftlichen Praxis.“, so Vorstandsmitglied und Stadtrat Frank Heinze aus Erlangen.

Mit ihrer Gründung setzt die Arbeitsgemeinschaft auch ein deutliches Zeichen innerhalb der eigenen Partei und will das eigenständige Profil zum Thema Staat und
Religion schärfen helfen. Wichtige Themen werden in diesem Jahr die Beteiligung an der Programmdebatte der LINKE, die Mobilisierung gegen die geplante Rede des Papstes im Bundestag und die Kontaktaufnahme zu freigeistig-humanistischen Verbänden und laizistisch orientierten Mitgliedern anderer demokratischen Parteien sein.