Notizen aus Österreich

FPÖ nimmer christlich?

Die FPÖ war anno 1999 die zweitstärkste Partei in Österreich.

Genau wie jetzt Bundeskanzler Gusenbauer unterschätzte damals Jörg Haider den GröVaZ (Größten Verhandler aller Zeiten), Wolfgang Schüssel und ruinierte damit seine Partei. Die Abspaltung des BZÖ ermöglichte es den nationalistischen Rechtsaußen in der FPÖ unter dem neuen Häuptling Strache, sich wieder so weit zu erfangen, dass die FPÖ heute dort ist, wo sie in der zweiten Hälfte der Achtzigerjahre schon gewesen war. Im Zeitalter des Jörg Haider hatte der religiös intensiv am äußersten Rand der konservativen Katholiken (Pius-Gesellschaft etc.) tätigen Ewald Stadler bedeutenden Einfluss auf die FPÖ. Im März 1997 wurde eine ideologisch-politische Umgestaltung in der FPÖ angekündigt, im neuen Parteiprogramm die "deutsche Kultur- und Volksgemeinschaft" hinausgeschmissen, hinein kam, dass die FPÖ christlich, sozial und demokratisch ist. Schon damals waren die eher nicht so katholisch orientierten Burschenschaftler und Deutschnationalen von dieser religiösen Wende wenig fasziniert gewesen. Der aktuelle Parteichef Strache hat dieses Stadler-Intermezzo nun beendet, Stadlers katholische Parteiakademie durch eine burschenschaftliche Neugründung ersetzt. Flugs tauchten aus dem Umkreis Stadlers Fotos auf, die den jetzigen Vorsitzenden in jungen Jahren beim wehrsportlichen Spielen im Walde zeigen. Die Fotos zogen durch Zeitung und Fernsehen, Strache war im Erklärungsnotstand, ein Parteiausschluss Stadlers stand im Raume. Offiziell haben sich in der Folge die alten deutschen FPÖ-Recken mit ihrem streng katholischen Einzelkämpfer wieder ausgeglichen. Aber das es hier noch weitergehen wird, ist zu vermuten ...

FreidenkerInnen gegen LH Pühringer: Religionsfreiheit gefährdet!

Der oberösterreichische Landeshauptmann (entspr. einem Landes-Ministerpräsidenten in der BRD) Pühringer forderte kurz vor Weihnachten 2006 ein Pflichtfach "Ethikunterricht" für SchülerInnen, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen. Dem hielt der Freidenkerbund in einer Aussendung entgegen: Die Konstruktion Pühringers des Faches "Ethik" als Pflichtfach ermöglicht die Einführung des Religionsunterrichtes durch die Hintertüre. Denn derzeit ist die Freiwilligkeit der Teilnahme am Religionsunterricht noch verfassungsrechtlich abgesichert. Den ehemaligen Religionslehrer und jetzigen Landeshauptmann Pühringer dürften aber die ständig sinkenden Teilnahmezahlen sorgen, weshalb er nun alle mit einem "Ethikunterricht" zwangsbeglücken will.

Das Gegenmodell des Freidenkerbundes ist ein Lebenskundeunterricht nach dem Muster Berlins, an dem die Teilnahme freiwillig ist, und der die Kinder auf konkrete Lebenssituationen vorbereiten soll, ohne irgendwelche Dogmen, Zwänge oder Angst zu verbreiten. Die Landesversammlung der FreidenkerInnen Oberösterreichs verwehrt sich vehement gegen diesen Vorstoß Pühringers.

Strenggläubige gegen katholische Jugend-CD

Gruppe "Pro Sancta Ecclesia" und die "Vereinigung der Initiativkreise katholischer Laien und Priester im deutschen Sprachraum" hat bei einer im November 2006 in Wels stattgefundenen Versammlung eine Resolution zur „Jugend-CD" der Diözese Linz verabschiedet. "Der kürzliche Versand der CD „Raum für mein Leben" ist nur ein Ereignis, Teil einer langen Reihe skandalöser Vorfälle, die seit vielen Jahren seitens des Pastoralamts der Diözese Linz den Gläubigen zugemutet werden." Der Bischof wird wegen des "Schadens für Glaube und Moral" zu Konsequenzen aufgefordert: "Die Zahl der im Pastoralamt Angestellten wäre sozialverträglich auf einen Bruchteil zu reduzieren, die Verantwortlichen jedenfalls auszutauschen. Am besten wäre wohl, dieses sogenannte Pastoralamt gänzlich aufzulösen". Was war passiert? Die CD hatte Jugendthemen etwas zu weltlich behandelt, also auch vorehelichen Geschlechtsverkehr, Empfängnisverhütung und sogar Homosexualität und Abtreibung zu erwähnen gewagt. Der Linzer Bischof reagierte katholisch, auch er fand nunmehr die CD als unstatthaft.

Knapp jeder vierte Österreicher geht nie in die Kirche

Das geht aus einer Umfrage des Linzer Meinungsforschungsinstituts IMAS hervor, deren Ergebnisse am 15.11.2006 veröffentlicht wurden. 78 Prozent der Bevölkerung sind katholisch. Dabei gaben 24 Prozent an, nie in die Kirche zu gehen. Vor 33 Jahren war etwa jeder fünfte Österreicher (21 Prozent) nie in einem Gotteshaus zu finden. 15 Prozent erklärten nun (1973: 25 Prozent), regelmäßig ein Gotteshaus zu besuchen. Jeder vierte Österreicher tut das gelegentlich, 36 Prozent selten. Frauen und ältere Menschen gehen öfter in die Kirche als Männer und Jüngere. Die mit Abstand fleißigsten Gotteshausbesucher sind Anhänger der ÖVP, gefolgt von SPÖ und Grünen. Auch diese 15 %, die sagen, "regelmäßig" die Kirche zu besuchen, halten sich eher nicht an die Regel, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen. Beobachtungen vor Ort lassen vermuten, dass die wirklich regelmäßigen Sonntagsmessbesucher unter 10 % liegen.

 

Erwin Peterseil