Es werde Licht: Elektrifizierung in Afrika

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Arbeiter an der Solaranlage / Fotos: Jürgen Schopp

TRIER. (hpd) Jürgen Schopp elektrifiziert in Afrika mit Solaranlagen. Der hpd sprach mit ihm über Landflucht, die hohe Schulbildung von Viehzüchter-Kindern, neue infrastrukturelle Möglichkeiten und Arbeitsstellen durch Strom sowie die Förderung der Kommunikation unter Dorfbewohnern durch die Einführung der Solartechnik. Ein interessantes Konzept.

hpd: Jürgen Schopp ist heute da, um darüber zu sprechen, wie man elektrische Energie über Solarenergie nach Afrika bringt.

Jürgen Schopp: Dezentrale, netzunabhängige, autarke Energieversorgung, eigenverwaltet.

hpd: Eigenverwaltet von den Menschen, in deren Dörfern die Energieversorgung aufgebaut wird.

Schopp: Genau.

 

hpd: Wie groß sind die Dörfer, in denen die Container stehen?

Schopp: Typischerweise 50-70 und 70-160 afrikanische Haushalte.

 

hpd: Also gibt es zwei verschiedene Größen?

Schopp: Ja, in verschiedenen Regionen. Es hängt ein wenig davon ab, wo diese Dörfer sich befinden. Ein Dorf in einer Plantage hat etwa 30-50 Haushalte, wobei in einem Haushalt, je nach afrikanischem Land, sechs bis maximal 12 Menschen leben. Und ein Plantagendorf kann sich gut selbst verwalten. Es gibt so etwas wie einen Dorfältesten, einen Bürgermeister und eine gewisse Struktur, um dieses Dorf zu organisieren. Und das ist meist selbstverwaltet.

Wenn die Dörfer größer werden, 70 bis 100 oder sogar 160 Haushalte, dann wird dieser Bürgermeister eine gewisse Institution. Seine Aufgabe besteht also darin, Bürgermeister zu sein.

In einem Plantagendorf ist der Bürgermeister aber Teil der Bevölkerung, der für seinen Lebensunterhalt anderweitig, in der Plantage arbeitet. Dann macht er nebenbei die Verwaltung des Dorfes. Wenn die Dörfer größer werden, hat der Bürgermeister mehr Aufgaben und Funktionen, die er während seiner gesamten Tageszeit zu leisten hat. Um sich um die Lokalpolitik zu kümmern, um die Versorgung des Dorfes mit Gütern, Straßenverkehr, Busanbindung, unter Umständen auch Krankentransport zu organisieren. Da entsteht eine größere Infrastruktur. Und dementsprechend ist die Administration, die dadurch entsteht, auch größer.

 

hpd: Verhandelst du dann mit dem Bürgermeister in dem Dorf, wenn du einen Container aufstellen willst, oder wie kann ich mir das vorstellen?

Schopp: Zurzeit machen das für uns NGOs (nicht-staatliche Organisationen) – Organisationen, die über irgendwelche Wege Kontakt zu solchen Dorfgemeinschaften hergestellt haben. Es gibt verschiedene Verbände, die in diesem Bereich tätig sind, die sich dort engagieren.

 

hpd: Was sind das für Organisationen?

Schopp: Zum Beispiel der Club der Ländlichen Elektrifizierung, CLE genannt. Der ist in Freiburg, Deutschland, ansässig. Der Club ist vor vielen Jahren ins Leben gerufen worden. Es handelt sich um eine von Firmen aus der Solarszene organisierte Interessensvertretung. Aber dann gibt es auch den Bundesverband Solarwirtschaft, BSW, in Berlin. Und auch in diesem durch Firmen organisierten Verband gibt es Initiativen, Aktivitäten mit dem Ziel der ländlichen Elektrifizierung, das heißt, Photovoltaik oder Energieversorgung allgemein auf möglichst ökologische Art nach Afrika zu bringen.

 

hpd: Handeln diese Firmen eigennützig, weil sie Geld verdienen wollen mit den Solarzellen in Afrika?

Schopp: Ja.

 

hpd: Das heißt, sie stellen in Afrika die Solarzellen auf und bekommen dann von den Dorfbewohnern Geld?

Schopp: Oder über Zuschüsse, die ein Staat leisten kann. Staaten wie Deutschland, Luxemburg, aber auch afrikanische Staaten wie Tansania. Jeder Staat hat ein Budget, um Förderhilfe zu betreiben. Es steht in der Regel ein Prozent vom Bruttosozialprodukt zur Verfügung, um Fördermaßnahmen in Ländern wie Afrika zu unterstützen.

Über viele Jahre waren Dieselgeneratoren die Technik der Wahl. Aber mittlerweile – seit mindestens 15 Jahre schon – sollte es klarer sein, dass die photovoltaische Energiegewinnung und Speichertechnik in Verbindung mit Dieselgeneratoren sinnvolle Konzepte sein können, um den Betrieb von Dieselgeneratoren auf ein Minimum zu reduzieren.

 

hpd: Weshalb hat man sich vom Dieselgenerator als Energielieferant verabschiedet?

Schopp: Der Dieselgenerator verursacht natürlich Kosten – durch Treibstoffbedarf, Wartung – der Treibstoff muss in der Tat dorthin transportiert werden, die Sonne ist aber schon da. Ein Liter Dieselöl an Ort und Stelle transportiert, kann leicht 1,70 bis 2,50 € pro Liter kosten. Denn das sind doch große Entfernungen und Aufwendungen, um eine größere Menge Treibstoff vor Ort zu schaffen, um damit nur einen Dieselgenerator zu betreiben.

Das Szenario einer ländlichen Elektrifizierung mit Dieselaggregaten, das ich am besten aus dem Senegal kenne - da liegen mir die meisten Zahlen vor, fundiertes Material - funktioniert etwa so: Ein Dieselgenerator wird in einem Projekt finanziert von irgendeinen Staat, von irgendeiner Organisation, die denken, das ist eine gute Sache, wenn ein Dorf in Afrika, zum Beispiel im Senegal, mit 150 Haushalten, damit ohne Weiteres 800 bis 1000 Menschen eine Stromversorgung bekommt, damit abends das Licht angeht, damit mit elektrischem Strom Wasser gepumpt werden kann und der elektrische Strom wird über einen Dieselgenerator geliefert.
Dieser Dieselgenerator ist schnell angeschafft, ist auch eine überschaubare Summe. Dann wird ein Haus gebaut, dort wird der Dieselgenerator eingebaut, und irgendjemand fängt dann an, Stromkabel zu verlegen, damit die Häuser in den Nutzen der elektrischen Energieversorgung kommen. Zu Beginn läuft so ein Dieselgenerator 24 Stunden am Tag, weil es ja nur elektrischen Strom gibt, wenn der Dieselgenerator auch arbeitet. Ob viel oder wenig Strom benötigt wird, das interessiert den Dieselgenerator nicht. Er muss laufen, damit Spannung da ist.

 

hpd: Aber es gibt keine Speicher?

Schopp: Es gibt keine Speicher. Man könnte theoretisch Speicher bauen. Dafür sind noch andere Komponenten erforderlich. Das kostet deutlich mehr Geld und ist auch mehr Technik.

So ein Dieselgenerator ist doch relativ einfach: Einschalten und dann knattert der und läuft. Das funktioniert ganz gut.