Es werde Licht: Elektrifizierung in Afrika

hpd: Was mich noch interessiert: Wie kann ich mir einen solchen Container vorstellen? Ist das einfach so ein Klotz, der irgendwo steht? Kann man den betreten? Ist er mit Sonnenkollektoren übersät? Und wie sind die Kollektoren geschützt?

Schopp: Den Container kann man betreten. Die Kollektoren sind außerhalb, bis zu 100 Metern entfernt. Der Container ist die zentrale Energieversorgungseinheit, der zentrale Verteiler.

 

hpd: Der Strom wird dorthin geleitet?

Schopp: Ja.

 

hpd: Die Kollektoren stehen an freier Stelle auf einem Feld. Wie sorgt man dafür, dass sie nicht beschädigt werden?

Schopp: Das machen die Leute schon selber. Beschädigung ist ein Punkt. Diebstahl allerdings viel weniger.

 

hpd: Warum soll man die Kollektoren auch klauen, wenn man nichts damit anfangen kann?

Schopp: Man kann schon etwas damit anfangen. Aber es würde auffallen, wenn ich als Afrikaner, der Landwirtschaft betreibt, plötzlich ein riesengroßes Solarmodul auf dem Dach liegen hätte. Das kann ich mir in der Regel nicht kaufen und auf dem Wochenmarkt bekomme ich die Dinger auch nicht. Also habe ich es irgendwo gestohlen.

 

hpd: Gut, die Kollektoren werden nicht geklaut, weil das auffallen würde. Aber hier in Europa, in Deutschland wäre das ein anderesProblem, wenn man auf dem Feld einen solchen Kollektor aufbauen würde, weil jeder Dieb behaupten könnte, er habe den gekauft.

Schopp: In Afrika wird ein Zaun darum gebaut, damit keine Kühe zwischendurch laufen und damit sich Kinder beim Spielen nicht daran verletzen könne. Das sind die Gründe.

 

hpd: Wenn an der Anlage etwas kaputtgeht, wird dann jemand aus Europa kommen, um das in Ordnung zu bringen oder wie sieht das aus? Ich meine, zehn Jahre sind eine lange Zeit. In der Zeit könnten auch die Jungen studieren gehen und die Reparaturen dann selbst durchführen.

Schopp: Ja, weil es ganz normale Elektrotechnik ist, da ist nichts Spezielles dran, können die Leute das selber reparieren. Natürlich mit Anleitung und mit dem Material, das sie auch in Afrika bekommen können.

Es gibt natürlich schon spezielle Komponenten, die befinden sich aber im Container. Und wenn eine spezielle Komponente an einem Computer kaputtgeht, dann muss auch manchmal der Fachmann kommen. Oder ich kann mit dem Gerät zu einer Fachwerkstatt gehen, wo ich hoffentlich fachkundig beraten und unterstützt werde, damit mein Gerät wieder funktioniert.

 

hpd: Mit dem Container kann ich nicht zu einem Fachmann gehen, da muss der Fachmann schon kommen.

Schopp: Ja, und darum ist auch alles, was dort eingebaut ist, kleinteilig.

 

hpd: Ah, die kleinen Sachen kann man ausbauen und transportieren!

Schopp: Und es ist redundant: Wenn eine Komponente ausfällt, fällt dadurch nicht das ganze System aus.

 

hpd: Also nicht wie bei den Lichterketten, wenn eine Lampe kaputt ist, geht das ganze Ding nicht, sondern es ist alles autark. Redundant heißt das?

Schopp: Redundant.

 

hpd: Wenn ein Element ausfällt, funktionieren die anderen trotzdem. Und diese Akkumulatoren sind aus Blei oder enthalten Blei?

Schopp: Zum größten Anteil ist das Blei. Und das lässt sich recyceln, es wird auch in Afrika gesammelt, das ist ein sehr begehrter Rohstoff, und damit kann auch wieder Geld verdient werden. Afrikanische Firmen lassen in Afrika Akkumulatoren sammeln, nicht nur wegen des Umweltschutzes, sondern auch wegen der Rohstoffe.

 

hpd: Ist ja auch vernünftig. Sonst muss man sie irgendwo abbauen und Kriege führen, um Rohstoffe zu gewinnen. Wenn man sie aber hat, kann man sie ja nochmal verwenden. Die Solarzellen enthalten dann Silizium.

Schopp: Ja, das lässt sich auch recyceln. Und Solarmodule sollten in der Regel zwanzig bis dreißig Jahre funktionieren. Es kann natürlich eins kaputtgehen, muss dann aber nicht weggeschmissen werden. Das Recycling wird von europäischen Firmen organisiert, weltweit, dass beschädigte Solarmodule eingesammelt und zurückgeholt werden.

 

hpd: Kann man das Material denn zu 100 Prozent wieder verwenden?

Schopp: Die Aluminiumrahmen können verwertet werden. Die Laminate können getrennt werden, um an die Wafer zu kommen, das heißt an die Siliziumscheiben. Das Glas, das die Module abdeckt, kann auch recycelt werden. Das Silizium ist das Wertvollste an der ganzen Sache, das kann dann wieder genutzt werden. Es gibt eine Wertstoffverordnung, dass Produkte zu einem sehr hohen Anteil recycelt werden können.

 

hpd: Das ist doch gut und das, worauf ich immer hinaus möchte: Dass Produkte zu 100 Prozent oder nahezu 100 Prozent wieder verwertet werden können, dass die Rohstoffe herausgewonnen werden können. Gerade so wertvolle und zum Teil seltene Rohstoffe wie Silizium und Aluminium.

Schopp: Genau.

 

hpd: Vielen herzlichen Dank für das informative Gespräch!

Die Fragen stellte Fiona Lorenz