Auch in Erfurt gab es Proteste

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Fotos: Harry Griechen

ERFURT. (hpd) Nicht nur Berlin, auch Erfurt hat in der letzten Woche deutliche Zeichen gesetzt gegen den Besuch des Papstes in Deutschland. Zahlreiche Organisationen haben gegen den Papstbesuch protestiert, so auch die Regionalgruppe der Giordano-Bruno-Stiftung, die gbs mittelthüringen.

93 Prozent der Thüringer sind nicht katholisch, ganze 70 Prozent gehören gar keiner Konfession an. Das zeigte sich auch bei den Aktionen der gbs mittelthüringen: Bei den meisten Menschen in Thüringen stößt Kirchen- und Papstkritik auf positive Resonanz.

Bereits am 16. September referierte gbs-Pressereferent Philipp Möller bei Radio F.R.E.I. in Erfurt „Wer leichter glaubt, wird schwerer klug!“. Fundierte Fakten, salopper Stil und polemische Präsention kamen gut an. Der gesamte Vortrag und die anschließende Diskussion sind hier nachhörbar. Das komplette Skript zum Vortrag ist demnächst beim hpd online nachzulesen.

Am 19. und 20. September hat die gbs mittelthüringen auf dem Erfurter Anger aufgeklärt, warum der Papst nicht in den Deutschen Bundestag gehört und auch nicht von Thüringer Politikern als Ehrengast empfangen werden sollte. Jeweils von 10-18 Uhr waren engagierte Mitglieder der Regionalgruppe mit einem Infostand im Zentrum Erfurts präsent, kamen mit Menschen ins Gespräch, informierten und diskutierten über Religion, Kirche, Staat, Humanismus, Menschenrechte – und natürlich den anstehenden Papstbesuch.

Am 21. und 22. September war die gbs mittelthüringen in Berlin dabei: Zum einen bei der von Michael Schmidt-Salomon moderierten Lesung aus den soeben erschienenen Büchern „Heilige Scheiße“ von Anne Weiss und Stefan Bonner sowie Thore D. Hansens Thriller „Die Hand Gottes“. Zum anderen bei der großen Anti-Papst-Demonstration vom Potsdamer Platz bis zum Bebelplatz: „Keine Macht den Dogmen!“

Am 23. September beteiligte sich die gbs mittelthüringen an der Auftaktkundgebung vor dem Erfurter Hauptbahnhof und der anschließenden Demonstration „Heidenspaß statt Höllenangst!“ Anfangs fanden sich vor dem Hauptbahnhof etwa 300, vorwiegend jugendliche Teilnehmer ein. Am Ende haben etwa 800 Menschen teilgenommen, dreimal so viele wie erwartet! Zu Beginn gab es kleinere Poltereien einer Handvoll Linksautonomer und Nazis, insgesamt verlief die Demo jedoch friedlich. Ein Zwischenstopp erfolgte an der Thüringer Staatskanzlei, um in mehreren Reden Kritik am Papstbesuch zu äußern. Die Demo endete nach knapp drei Stunden auf dem Erfurter Anger.

Am 24. September schließlich waren Mitglieder der Giordano Bruno Stiftung in der „Religionsfreien Zone“ auf dem Anger präsent und verteilten hunderte Flyer, die aufklären, warum der Papst nicht in den Deutschen Bundestag, sondern vor ein internationales Gericht gehört. Die Regionalgruppe Dresden hat die noch junge Regionalgruppe in Mittelthüringen an beiden Tagen tatkräftig unterstützt.

Wenn man selbst Teilnehmer der Demonstrationen in Erfurt sowie in Berlin war, wird ersichtlich, was von den Berichterstattungen unserer „freien“ Medien zu halten ist. Zum Beispiel hat Radio Berlin Brandeburg (rbb) die Zahl der Demonstranten in Berlin zunächst nur mit 4.000 statt 10.000 angegeben und die ganze Aktion in ihrer Verhältnismäßigkeit entschieden zu wenig kommentiert. Verantwortliche in Politik und Medien zeigen durch Verschleiern, Relativieren und Weichspülen kirchenstaatlich genehmes Verhalten und lenken so von der immer noch nicht vollzogenen Trennung von Staat und Kirche ab. Die meisten Medien demonstrieren eindrucksvoll, wie weit wir noch von einem laizistischen Staat entfernt sind. Die Thüringische Landeszeitung TLZ schrieb am Tag nach der Protestkundgebung in Erfurt seitenlange Papstlobhudeleien – und nur am Rande in lediglich drei Sätzen, dass linke Gruppen, Homosexuellen-Verbände und Einzelpersonen zu der Anti-Papst-Demonstration aufgerufen hätten. Vielleicht wäre es ja auch erwähnenswert gewesen, dass zahlreiche Mitglieder der Giordano-Bruno-Stiftung anwesend waren? Menschen, die für Humanismus, Aufklärung und Menschenrechte auf die Straße gehen? Die sich für eine strikte Trennung von Religion und Politik einsetzen?

Um genau darauf aufmerksam zu machen, informiert die gbs mittelthüringen in einer aktuellen Pressemitteilung an die regionalen Medien über ihre Aktionen in der Woche vor dem Papstbesuch.
 

Frederik Beyer und Uta Griechen