Er hat ihnen bis zuletzt nichts geschenkt

(hpd) Christopher Hitchens starb gestern nach langer Krankheit im Alter von 62 Jahren an Speiseröhrenkrebs. Mit dem Tod des Journalisten, Autors und Redners verliert die Menschheit einen brillanten Denker, Religionskritiker, Rhetoriker und streitbaren Humanisten.

Nach seinem Lebensende können wir nun wieder sehen, dass es nur einen Weg gibt, wie Menschen ihr irdisches Dasein überdauern: in der Erinnerung der anderen. Zeit für einen Augenblick Aufmerksamkeit dafür, wie Hitchens nach dem Willen seiner Fans, Freunde und Bewunderer im Gedächtnis bleiben soll.


Von Arik Platzek

 

Christopher Hitchens war ein entschiedener Weltverbesserer. Man kann darüber spekulieren, woher der Zorn und der Elan rührten, mit dem er über Jahrzehnte all die Dinge – die Duldung von Saddam Husseins Regime, die Verherrlichung der als Mutter Teresa bekannten Agnes Bojaxhiu oder die Religion selbst – auf das Schärfste angriff, welche er als Hindernis auf dem Weg zu einer besseren und menschlicheren Welt gesehen hat. Seine Waffen bestanden aus nie mehr als Worten. Entschlossenheit und Wissen bildeten das Fundament einer weltbewegenden Rhetorik.

Der gebürtige Brite, der in Oxford studiert hatte und später in die Vereinigten Staaten übersiedelte, war ein wütender Arbeiter, kompromissloser Rhetoriker und Streiter gegen die Mächtigen und für die Aufklärung – auch noch während er, wie er nach seiner Krebsdiagnose im Juni 2010 selbst sagte, nun schneller starb als andere.

Christopher Hitchens zeigte mit seinem Werk, wie man falsche Ideale aufgibt und einen Standpunkt verändern kann, ohne dabei seine Prinzipien preiszugeben. Er blieb immer kontrovers und behielt am Ende meistens Recht. Im deutschsprachigen Raum wirklich angekommen ist Hitchens nie und ein Zweiter wie er ist ohnehin undenkbar. Hierzulande wurde er spät, aber schließlich mit Erfolg, mit einem Buch populär: Der Herr ist kein Hirte.

Auch im Vatikan wurde heute der Verlust zur Kenntnis genommen – auf welche Weise, ist unbekannt. Evangelikale hingegen hatten ohnehin von jeher wie die Geier spekuliert, ob Hitchens nahe dem Tod seine Seele doch noch ihrem Glauben verschreiben würde. Aber ihnen hat er bis zuletzt nichts geschenkt. Nur uns.

Die Nachricht von seinem Tod in einem Krankenhaus in Houston im US-Bundesstaat Texas berührte und bewegte unzählige aktive Atheisten, Bürgerrechtler, Humanisten, Skeptiker, Religionskritiker und auch Gläubige. In Blogs, Kolumnen, bei Twitter oder Facebook und vielen anderen Online-Medien drückten Fans, Freunde und Bewunderer ihre Empfindungen aus und zollten Christopher Hitchens in Worten ihren Tribut, damit er uns Überlebenden in der Erinnerung bleibt.