AHA! Serien

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Collage und Bearbeitung: F. Lorenz

(hpd) Es gibt erstaunlich viele Prominente, die sich als Atheisten, Humanisten und Agnostiker „outen“. Ihre Begründungen dafür sind oftmals unterhaltsam, klug und vorbildlich. Deshalb hat der hpd beschlossen, regelmäßig eine Auswahl zusammenzustellen, sortiert nach Zunft. Heute sind es Fernsehserien bzw. deren Hauptcharaktere, die zuverlässig atheistische (oder agnostische) Meinungen vertreten.

Fernsehserien werden von vielen, vielen Menschen angeschaut. Daher bieten sie eine hervorragende Plattform, um diesen vielen Menschen bestimmte Lebensentwürfe nahezubringen. Und das wird genutzt, selbstredend auch von AHA-eingestellten Serienmachern, deren Seriencharaktere – oftmals die Hauptcharaktere der Sendung – immer wieder den Raum erhalten, ihren Unglauben an höhere Mächte zu vertreten. Manche der Darsteller sind auch im wirklichen Leben eindeutig Atheisten, bei anderen ist es unklar.

In dieser Sammlung sind nur Sendungen enthalten, die im deutschen Fernsehen laufen oder irgendwann gelaufen sind. Im angelsächsischen Sprachraum gibt es jedoch mehr dieser beliebten AHA-Serien.

Die Serien sind nach Erstausstrahlungsdatum sortiert:

 

Madeline „Maddie“ Hayes in Moonlighting (dt. Das Model und der Schnüffler, 1985-1989) gespielt von Cybill Shepherd. Maddie Hayes ist ein ehemaliges Fotomodell, das eine Detektei gründet und sich ansonsten durch Selbstbewusstsein, Intelligenz und kühle Erotik auszeichnet. Die zweite Hauptfigur der Serie, David Addison, wurde übrigens vom bis dahin unbekannten Schauspieler Bruce Willis verkörpert, im wirklichen Leben bekennender Atheist. Addison wiederum ist wortgewandt, häufig geschwätzig und eher infantil – eher unpassend zu Hayes, die deshalb auch immer wieder an ihrer Entscheidung zweifelt, mit ihm zusammenzuarbeiten.

Für die damalige Zeit waren Wortwitz und schnell gesprochene Dialoge ungewöhnlich und erinnern an Screwball-Comedys der 1930er Jahre. Viele innovative Ideen wurden ausgespielt, wobei die offen atheistische Maddie Hayes ihre Ansichten zu Vernunft und Wissenschaft, über Aberglauben, Mythos und Irrationalität offen aussprach.

 

Jennifer „Jen“ Lindley in Dawson’s Creek (1998-2003), gespielt von Michelle Williams. In der US-amerikanischen Jugendserie, die sechs Staffeln umfasst, wird das Erwachsenwerden von vier Freunden in der fiktiven Kleinstadt Capeside nahe Boston beschrieben.

Die Figur Jen Lindley ist ein Großstadtmädchen aus New York, das zwecks Besserung zu seiner Großmutter geschickt wurde. Sie hasst Capeside, freundet sich jedoch bald mit dem Namensgeber der Serie, Dawson Leery, und dessen Freundin Joey Potter (dargestellt von Katie Holmes, Ehefrau des Scientologen Tom Cruise), an.
Jen Lindley ist eindeutig Atheistin, obgleich ihre Abschiedsworte an ihre Tochter lauten: „Was mir klar wurde, ist, dass es egal ist, ob Gott existiert oder nicht. Wichtig ist es, an irgendetwas zu glauben.“

“The thing that I've come to realize sweetheart is that it just doesn't matter if God exists or not. The important thing is for you to believe in something.”

Inzwischen hat die Darstellerin der Jen, Michelle Williams, in namhaften Filmen mitgewirkt, wie zum Beispiel Brokeback Mountain (2005), Shutter Island (2010), My Week With Marilyn (2011). Sie war für verschiedene Preise nominiert, mehrfach auch für den Oscar, und erhielt etliche Auszeichnungen.

 

 

Perry Cox in Scrubs (2001-2010), gespielt von John C. McGinley, ist eine US-amerikanische Krankenhaus-Comedy-Serie. In acht Staffeln werden die Ängste und Probleme junger Ärzte thematisiert, dabei wurden – für das Genre untypisch – dramatische und komische Elemente verbunden.

Der sarkastisch-narzisstische Perry Cox zeichnet sich durch seine durchgängige Fiesheit aus, mit der er vor allem der Hauptperson der Serie, JD, das Leben sehr schwer macht. Dieser wiederum versucht immer wieder, die Anerkennung von Dr. Cox zu erlangen.

In verschiedenen Folgen wird Cox als Skeptiker und Atheist präsentiert: Als Skeptiker in „My New God“. In „My Half-Acre“ meint Cox, er „glaube eigentlich“ nicht an Gott. Seine politischen Ansichten sind vielfältig, er scheint eher apolitisch mit hauptsächlich liberalen Neigungen zu sein. In der Folge „His Story IV“ bringt er seine Ablehnung des Irak-Krieges zum Ausdruck und reagiert verächtlich, als die Figur Elliot sich als Republikanerin outet.

 

 

Gregory House in House MD (dt. Dr. House, 2004-2012), dargestellt von Hugh Laurie, im wirklichen Leben ebenfalls bekennender Atheist. Die US-amerikanische Fernsehserie dreht sich um Dr. Gregory House, einen Spezialisten für Diagnostik, der nur Fälle annimmt, die ihn persönlich interessieren.

Seine Kollegen und Patienten überrascht House immer wieder mit üblen Manipulationen und einem ruppigen, zynischen Umgangston, die vor allem seinen besten Freund Wilson, die Krankenhausleiterin Cuddy und sein Team häufig an den Rand der Verzweiflung treibt.

Dr. Allison Cameron, von 2004-2010 Mitarbeiterin des Dr. House, ist sowohl in der Serie als auch im wirklichen Leben (als Jennifer Morrison) ebenfalls Atheistin. (Dies tat ihrer Karriere bislang keinen Abbruch: Gegenwärtig ist sie eine der Hauptdarstellerinnen der beliebten US-Serie Once Upon A Time.)

Die Serie House MD wurde bereits mehrfach mit dem Emmy und dem Golden Globe Award ausgezeichnet.

 

 

Dr. Temperance Brennan in Bones (2005-), gespielt von Emily Deschanel. Bones – Die Knochenjägerin ist eine US-amerikanische Krimiserie nach den Büchern von Kathy Reichs, in deren Mittelpunkt die forensische Anthropologin Temperance Brennan steht. Aufgrund ihrer ausgiebigen Beschäftigung mit den Knochen Verstorbener lautet ihr Spitzname Bones (Knochen).

Sie wird als herausragende, sich in aller Naivität auch selbst lobende, etwas weltfremde Spitzenwissenschaftlerin porträtiert, die „normale“ Dinge des Lebens oftmals nicht nachvollziehen kann.

Sie und ihr Team werden vom FBI immer wieder zur Mithilfe bei der Aufklärung von Verbrechen herangezogen. Ihr FBI-Partner Seeley Booth stellt in jeglicher Hinsicht ihren Gegenpart dar.

Brennans kühle, distanzierte Art und ihre Unverblümtheit, alles auszusprechen, wendet sie auch auf den Atheismus an, den sie immer wieder verteidigt, vor allem gegenüber Booth, in der Serie bekennender Katholik.

 

 

Cristina Yang in Grey’s Anatomy (2005-), dargestellt von Sandra Oh. Die US-amerikanische Serie spielt am fiktiven Seattle Grace Hospital und schildert das Leben von fünf Assistenzärzten, in deren Mittelpunkt die Hauptfigur Meredith Grey steht. Mit den Kollegen absolviert Grey ihre Ausbildung in der Chirurgie, wobei der Kern der Handlung in den verschiedenen Beziehungen der Ärzteschaft untereinander besteht.

In der Serie ist Dr. Cristina Yang koreanischer Herkunft, die von ihrer Mutter jüdisch erzogen wurde. Sie selbst glaubt nur an Wissenschaft und vertritt einen starken Atheismus, wobei sie impliziert, humanistische Jüdin zu sein.

 

 

 

 

Dr. Sheldon Cooper in The Big Bang Theory (2007-), von Jim Parsons dargestellt, ist ein brillanter theoretischer Physiker, der weder für Dummheit noch abwegiges Denken Geduld aufbringt. Obwohl er in der Serie nie explizit seinen Atheismus ausspricht, geht aus Andeutungen hervor, dass er – wie die meisten Wissenschaftler – mindestens ein atheistisch geneigter Agnostiker ist.

In einer Folge verflucht Sheldon die „Gottheit, an dessen Existenz ich zweifle“.

Evidence for this is seen in the clip of Sheldon cursing the “deity whose existence I doubt!”

 

 

Über die ausführlich dargestellten Serien-Atheisten hinaus gibt es selbstredend noch einige mehr. Beispielsweise die Figur der Brenda Chenowith, langjährige Freundin der Hauptfigur Nate in Six Feet Under, dargestellt von Rachel Griffiths, auch im wirklichen Leben Atheistin.

Patrick Jane in The Mentalist war vormals Illusionist und betont immer wieder den mangelnden Realitätsgehalt übersinnlich erscheinender Phänomene oder des Jenseits. Er wird gespielt von Simon Baker.

In Sex and the City ist es der von Hauptfigur Carrie Bradshaw angehimmelte Mr. Big, der in der Folge „Oh Come All Ye Faithful“ (Oh kommet all ihr Gläubigen) als Atheist präsentiert wird. Chris North heißt der Darsteller.

Sämtliche Personifikationen der Titelfigur in der britischen Serie Doctor Who sind Atheisten (Christopher Eccleston, David Tennant, Matt Smith). Dies verwundert nicht, ist doch der Kopf hinter der Serie, der Waliser Russell T. Davies, Atheist.

In den Animationsserien South Park und Family Guy werden Religionen immer wieder durch den Kakao gezogen.

Auch in der deutschen Krimireihe Polizeiruf 110 findet sich ein Ungläubiger: Hanns von Meuffels, dargestellt von Matthias Brandt, zeigt im zweiten Film der Reihe “Denn sie wissen nicht, was sie tun” eindeutige Tendenzen. Als er sein neues Büro bezieht, hängt er als ersten Akt das Kreuz ab, das an der Wand hängt. Dem jungen muslimischen Attentäter gegenüber, der einen Anschlag auf ein Fußballstadion verübte, gibt er sich als nichtgläubigen Humanisten zu verstehen.

Insgesamt scheint es immer mehr Serien zu geben, in denen auch Hauptcharaktere ihre agnostischen und atheistischen bzw. rationalen und wissenschaftlichen Sichtweisen offensiv vertreten. Es sind auffällig viele Frauen, die eine wissenschaftsorientierte, rationale Weltanschauung kundtun. Dass eventuell Zuschauer zum Nachdenken angeregt werden, ihr eigenes Weltkonzept zu überdenken, ist vor allem wegen der Beliebtheit dieser Serien zu hoffen.

Fiona Lorenz

 

Anmerkung: Die Originalzitate sind – sofern nicht anders gekennzeichnet – wikipedia.org und squidoo.com entnommen.

 

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