Luxemburg: Bistum schikaniert Austrittswillige

Seit mittlerweile drei Jahren bietet die Internetplattform "www.fraiheet.lu" die Möglichkeit, auf unbürokratische Weise aus der Kirche auszutreten. Bis zum heutigen Zeitpunkt haben rund 3600 Menschen diesen Dienst in Anspruch genommen. Auch wenn seitens des Bistums teilweise erhebliche und schwer nachvollziehbare Verzögerungen eintraten, so ließen sich die Interessenten nicht beirren; der Strom an Kirchenaustritten vollzieht sich bis zum heutigen Tag ungebremst.

Seit einigen Wochen jedoch scheint das Bistum Austrittswilligen durch fragwürdige Methoden den Weg in die Freiheit erschweren zu wollen. Obwohl die Austritte während fast drei Jahren ohne zusätzliche Schikanen beantwortet wurden, erdreistet sich das Bistum nunmehr, von den Bürgern überflüssige Angaben, wie eine Kopie des Personalausweises, den Wohnort der Eltern zum Zeitpunkt der Geburt, das genaue Datum der Taufe usw. zu verlangen. Fragwürdig erscheint aus diesem Blickwinkel die Vorgehensweise der Geistlichen, da zuvor der Austritt ohne jegliche Datenerhebung erfolgen konnte. Hat sich mit der neuen Verwaltung unter Chef Jean-Claude Hollerich etwa die Qualität der Dienstleistungen verschlechtert? Oder wird eine härtere, intolerantere Linie gefahren?

Nicht nur, dass diese Forderungen in höchstem Maße zweifelhaft sind, sie sind zudem äußerst bedenklich, was die datenschutzrechtlichen Bestimmungen unseres Landes angeht. Die plötzliche Sammelwut des Bistums lässt vermuten, dass mittlerweile eine kritische Masse an Austritten erreicht wurde und dass die Verantwortlichen den persönlichen Wunsch ihrer Mitglieder nach Austritt alles andere als respektieren. Hat man Angst, dass die Zahl der Austritte ein politisch noch deutlicheres Signal sendet?

Die neue Masche des Bistums erscheint umso unsittlicher, da ja die Mitglieder der katholischen Kirche fast ausnahmslos kurz nach ihrer Geburt als unmündige Kinder sozusagen zwangsrekrutiert wurden. Wenn sie jetzt, als mündige Erwachsene, austreten wollen, werden sie unnötig schikaniert.

Auf diesem Wege ersucht AHA Lëtzebuerg das Bistum, dem wohlüberlegten und letztlich persönlichen Wunsch unserer Bürger, der Kirche nicht länger anzugehören, vorbehaltlos nachzugehen und nicht auf künstliche und unredliche Weise diesen Vorgang zu erschweren. AHA wird auch weiterhin seine Plattform "www.fraiheet.lu" mit oberster Priorität behandeln und selbstverständlich und verlässlich alle eingesandten Austrittsgesuche an die zuständigen Stellen weiterleiten. AHA ruft alle Menschen, die nicht länger in der Statistik der Kirche geführt werden wollen, dazu auf, endlich den politisch wichtigen Schritt zu machen und auszutreten.

Allianz vun Humanisten, Atheisten an Agnostiker Lëtzebuerg a.s.b.l. (AHA), www.aha.lu 6. März 2012