USA. (hpd) Eine aktuelle Befragung des Meinungsforschungsinstituts Gallup kommt zu dem Ergebnis, dass bereits rund ein Drittel der US-Bevölkerung nicht mehr religiös ist. Und auch in Irland und der Bundesrepublik Deutschland ist Religion auf dem Rückzug.
Für die Umfrage von Gallup wurden im vergangenen Jahr über 350.000 US-Bürger über 18 Jahren telefonisch befragt. Dabei stellte sich heraus, dass die Religiosität in der Bevölkerung zwischen den einzelnen Bundesstaaten deutliche Unterschiede aufweist. Die geringste Menge sehr religiöser US-Amerikaner gibt es in den Staaten Vermont, New Hampshire, Maine, Massachusetts und Alaska. Hier lag der Anteil von sehr religiösen Menschen unter 30 Prozent, während in Mississippi, Utah und Alabama die meisten sehr religiösen Menschen leben.
In Hinblick auf die gesamte US-Bevölkerung können 40 Prozent als sehr religiös bezeichnet werden. Dagegen ergab die Umfrage, dass für weitere 32 Prozent der Menschen Religion keine Rolle mehr spielt. Die Ergebnisse ergaben sich über Aussagen zum Kirchenbesuch oder die Frage, welche Bedeutung Religion für die alltägliche Lebensgestaltung besitzt. Für die verbleibenden 28 Prozent spielt Religion eine mäßige Rolle, was sich in seltenen Kirchenbesuchen trotz prinzipieller Bejahung einer Bedeutung von Religion für das eigene Leben oder in der Verneinung dieser Bedeutung unter gleichzeitiger Bejahung regelmäßiger Kirchenbesuche ausdrückte.
Die Beobachtung, dass eine höhere Religiosität auch mit höheren Sympathiewerten für die republikanische Partei einhergeht, bestätigte sich. Staaten, die zu denen mit hohen Anteilen religiöser Menschen gehörten, sind fast immer in der Hand von Republikanern, während diejenigen mit höheren Anteilen nichtreligiöser Menschen von Politikern der demokratischen Partei regiert werden. Die Umfrage habe auch die Beobachtung eines Phänomens ergeben, nachdem die Unterschiede Ergebnisse der Kultur des jeweiligen Bundesstaats („state culture“) seien: „Es scheint, es habe etwas mit der Kultur und normativen Struktur eines Staates zu tun (…) welche die Neigung beeinflusst, Kirchen zu besuchen und Religion als wichtigen Teil des Lebens zu bezeichnen“, heißt es im Bericht.
Neue Ergebnisse auch aus Irland
Neue Ergebnisse gab es auch aus Irland, wo die Resultate des Zensus über die Lage im einst stark katholischen Land Auskunft geben. Den Ergebnissen nach ist der Anteil nichtreligiöser Menschen in Irland seit dem letzten Zensus 2006 um 45 Prozent gestiegen. 350.000 Menschen, rund 7 Prozent der Bevölkerung, antworteten im Fragebogen, dass sie keiner Religion anhängen. Weitere 73.000 beantworteten die Frage nicht, rund 7.000 gaben an, einer „anderen Religion“ anzugehören.
Sinus-Jugendstudie 2012
Unter jungen Menschen in Deutschland nehmen die traditionellen Religionen auch keine besondere Rolle mehr ein. „Die meisten Jugendlichen gehen davon aus, dass das Bedürfnis nach Sinnfindung von Kirche nicht befriedigt werden kann“, heißt es in der am vergangenen Mittwoch vorgestellten Sinus-Jugendstudie 2012.
Die Jugendstudie wurde im Auftrag der katholischen Bischöflichen Medienstiftung der Diözese Rottenburg-Stuttgart, des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, der Bundeszentrale für politische Bildung, der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, des katholischen Hilfswerks Misereor und des Südwestrundfunks erstellt. Die gesamte Studie erscheint ab Montag als Buch im Verlag Haus Altenberg sowie im Herbst in der Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung.
Arik Platzek