OSLO. (hpd) Es ist bislang beispiellos: Das Norwegische Parlament (Stortinget) hat mit einer Verfassungsänderung einstimmig für die Abschaffung der staatlich unterstützten Kirche Norwegens gestimmt. Die Verfassungsänderung tritt am kommenden Montag in Kraft.
Die überparteiliche Maßnahme, eine Trennung von Kirche und Staat herbeizuführen, wurde offiziell am Dienstag vorgestellt. Die Nation wird keine offizielle Religion haben und die Regierung wird sich nicht an der Berufung von kirchlichen Dekanen und Bischöfen beteiligen. Die Verfassungsänderung tritt am 21. Mai 2012 in Kraft, wie der Website der Norwegischen Staatskirche zu entnehmen ist.
Svein Harberg, der Sprecher der Kommission für Kirche, Bildung und Forschung, meinte, die Entscheidung sei „historisch sowohl für die Norwegische Kirche als auch für die Politiker im Parlament“.
Die Kommission erklärte, dass es jedoch Aufgabe der Regierung sei, die Kirche als religiöse Gemeinschaft und die anderen religiösen und philosophischen Gemeinschaften gleichermaßen zu unterstützen. Der Ausschuss stimme dem Verständnis zu, dass die Änderungen eine neue Grundlage für die Entwicklung der Norwegischen Kirche als eigenständige religiöse Gemeinschaften repräsentierten. Der Ausschuss betonte darüber hinaus die Bedeutung der Schaffung einer Sicherheit, dass die Veränderungen dazu beitrügen, die Norwegische Kirche als offene, integrative und demokratische nationale Kirche zu bewahren.
Der Ausschuss stellt zudem fest, dass Gesetzesänderungen nötig seien, um den Bedürfnissen der religiösen Minderheiten und religiöser Zwecke im Zusammenhang mit Beerdigungen besser gerecht zu werden.
Die Kirche Norwegens wurde nach der Luther’schen Reformation im Jahre 1536 gegründet und hieß offiziell Lutherische Staatskirche. Der Staat mischte sich sehr wenig in kirchliche Angelegenheiten ein, schlug Unruhen nieder, wenn dies notwendig war, wählte hohe Kirchenfunktionäre und unterstützte die Kirche finanziell. Gegenwind säkularer Gruppen kam in den 1970ern auf, als die Ökonomie Norwegens boomte und die Kirche davon profitierte.
Traditionell wurde jeder norwegische Bürger durch die Taufe Mitglied der Kirche Norwegens. 79 Prozent der Norweger sind registrierte Mitglieder, aber lediglich rund 20 Prozent machen die Religion zu einem Teil ihres Lebens und nur zwei Prozent gehen regelmäßig zur Kirche, so Daten aus 2009 und 2010. Eine Studie, die 2002 von Gustafsson und Pettersson durchgeführt wurde, enthüllte, dass 72 Prozent der Norweger „nicht an einen persönlichen Gott glauben“, heißt es im digitaljournal.
Fiona Lorenz
Nachtrag: Die Schlussfolgerung aus dem Artikel, dass die Staatskirche in Norwegen vollständig abgeschafft wird, ist nicht ganz korrekt. Bitte beachten Sie dazu auch den Artikel "Norwegens Staatskirche bleibt doch".