WIESBADEN. (hpd) Gegenwind für Humanisten in Hessen: Ein überkonfessioneller Dialogunterricht für die Schülerinnen und Schüler des Landes soll überflüssig sein. Das haben Vertreter der Kirchen in ihrer Absage an einen entsprechenden Vorschlag erklärt.
Miteinander statt übereinander reden: Im Mai hatte eine Initiative aus dem Humanistischen Verband Hessen und zwei Regionalgruppen der Giordano-Bruno-Stiftung ein Konzept für einen überkonfessionellen Unterricht an Gymnasien vorgestellt.
Bisher gibt es in Hessen neben dem Religionsunterricht zwar auch einen Ethikunterricht. Dieser ist aber nicht als allgemeinverbindliches Unterrichtsfach nach dem Berliner Modell, sondern als Ersatzfach zum Religionsunterricht konzipiert.
Das neue Dialogprojekt mit dem Titel „Ethik und Lebensgestaltung im DIALOG“ zielte darauf, dass hessische Schülerinnen und Schüler in ethischen und weltanschaulichen Fragen nicht nur übereinander, sondern vermehrt auch miteinander ins Gespräch kommen.
Unter anderem wurden fachübergreifende Projekteinheiten mit ethischen Fragestellungen vorgeschlagen, etwa zu den Themen Integration, „Kampf der Kulturen“, Lebensstile und Nachhaltigkeit. Anlass für die Initiative war auch die bevorstehende Einführung des Islam-Unterrichts an hessischen Schulen.
Die Kirchen des Landes haben dem Vorschlag jetzt eine klare Absage erteilt. In einem Schreiben dazu heißt es, dass der von der Initiative unterbreitete Vorschlag nichts Neues darstelle. Außerdem wurde klargestellt, dass die Kirchen „das Konzept eines überkonfessionellen Dialogunterrichts zu Lasten eines konfessionelle Religionsunterrichts nicht unterstützen“.
Dabei wurde darauf verwiesen, dass der Religionsunterricht ein vom Grundgesetz geschütztes ordentliches Lehrfach sei, das „in konfessioneller Bestimmtheit zu erteilen“ ist. Zudem werde der konfessionelle Religionsunterricht in „ökumenischer Gesinnung und Offenheit“ erteilt und finde „immer im Dialog statt“.
Bei den humanistischen Organisationen in Hessen sieht man nun trotz – oder gerade wegen – der kirchlichen Ablehnung weiter Handlungsbedarf. „In einer zunehmend säkularen und pluralen Gesellschaft ist nach ihrer Ansicht das Reden miteinander statt übereinander immer wichtiger“, betonte Joachim Grebe, einer der Initiatoren.
„Neben der Klärung des eigenen Selbstverständnisses ist es wichtig, sich in andere Positionen hineinzudenken. Die Dialog- und Kritikfähigkeit muss in der Schule verstärkt eingeübt werden, weil sie eine wichtige Grundlage für das friedliche Austragen gesellschaftlicher Konflikte ist.“
Arik Platzek