Religiöse Rechte – Notizen Oktober 2012

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US-Flag / Foto: Andrea Church (morguefile)

USA. (hpd) Nur noch wenige Tage bis zu den Präsidentschaftswahlen in den USA. In beiden Parteien liegen die Nerven blank. Lag Amtsinhaber Barack Obama über Monate vor, hat nun doch der Herausforderer Mitt Romney den Abstand verkürzt. Umfrageergebnisse deuten auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Bewerber um das höchste Staatsamt hin.

Nach ungezählten verbalen Attacken der Konkurrenten gegeneinander, durften sie im Oktober endlich „in den Ring steigen“. In drei Debatten traten Obama und Romney gegeneinander an, auch ihre jeweiligen Vizes Biden und Ryan lieferten sich ein Duell. Ein strahlender Sieger ließ sich auf keiner Seite feststellen.

Der konservative Moderator Glenn Beck hatte sich vor kurzem noch über die schlechten Umfrageergebnisse Romneys gefreut. Nur nach einer anfänglichen Schlappe würde dessen endgültiger Sieg wie ein göttliches Wunder aussehen. Als Romney sich dann in der ersten Debatte erstaunlich gut gegen einen gelangweilt wirkenden Obama schlug, sah Beck das Wunder gekommen. Vizepräsident Joe Biden warf er vor, sich so weit von der Lehre des Papstes entfernt zu haben, dass er besser die katholische Kirche verlassen solle. (Quelle 1) (Quelle 2)

Auch die Demokratin Nancy Pelosi wurde vom politischen Gegner hart angegriffen. Ihr Herausforderer John Dennis stellte sie in einem Wahlwerbesport als Anführerin einer Horde von Zombies, die okkulte Rituale praktizieren, dar. (Quelle)

Der christliche Publizist Steve Strang traf sich mit Fernsehprediger John Hagee, um vor der Wiederwahl Barack Obamas zu warnen. Man dürfte ihn nicht unterschätzen, ebenso wie auch viele Juden Hitler lange Zeit fürchteten, weil sie sich nicht vorstellen konnten, dass er wirklich durch und durch böse war. Colin Gunn, der für das Recht eintritt, Kinder im Elternhaus unterrichten zu dürfen, verglich das staatliche Schulsystem der USA mit der Hitlerjugend. Beide seien Instrumente eines autoritären Regimes, das sich der Kinder bemächtigen wolle. (Quelle 1) (Quelle 2)

Michele Bachmann warf Obama vor, entweder aktiv auf die Einführung der Scharia hinzuarbeiten, oder ihr Vordringen nicht zu bemerken. Ihr Parteifreund Louie Gohmert vermutete, dass die US-Regierung bereits von der Muslimbruderschaft unterwandert sei. Auch Prediger Rick Joyner attackierte Außenministerin Hillary Clinton, weil sie angeblich mit der Scharia-Gesetzgebung liebäugele. (Quelle 1) (Quelle 2) (Quelle 3)

Das alljährliche Halloweenfest veranlasste die Christliche Rechte zu Spekulationen über Homosexuelle. Linday Harvey warnte vor den dämonischen Wurzeln Halloweens, die erklären könnten, warum so viele Schwule und Lesben die Gelegenheit zur Kostümierung nutzen würden. Bryan Fischer verglich ein Programm für mehr Toleranz gegenüber Homosexuelle mit vergifteten Süßigkeiten, die man an ahnungslose Kinder verteilen würde. (Quelle 1) (Quelle 2)

Die beiden schwarzen Bischöfe E.W. Jackson und Harry Jackson nahmen erneut Barack Obama aufs Korn. Erster prophezeite, dass Afroamerikaner mehrheitlich gegen Barack Obama stimmen werden, weil Gott es so wolle. (Umfragen hingegen prophezeien, dass etwa 90% der Afroamerikaner ihr Kreuz bei den Demokraten machen werden.) Außerdem hätten Liberale mehr Schwarze getötet als der Ku-Klux-Klan oder die früheren Sklavenhalter. Die um sich greifende Homosexualität hätte tausende Afro-Amerikaner mit HIV infiziert. Harry Jackson forderte die schwarzen Christen auf, gegen Obama zu stimmen, da sonst göttliche Rache bevorstünde. (Quelle 1) (Quelle 2) (Quelle 3)

Nach Todd Akins Kommentaren über die Unmöglichkeit einer Schwangerschaft durch Vergewaltigung gab es weitere Verstörungen zum Thema Abtreibung. Matt Barber und Mat Staver waren sich einig, dass Abtreibungskliniken mittelalterlichen Folterkammern bzw. Gaskammern ähnelten. Tea-Party-Mitglied Joe Walsh lehnt Abtreibungen auch im Falle gesundheitlicher Komplikation für die Mutter ab – weil er meint, dass dieser Fall beim heutigen medizinischen Stand ohnehin nicht auftrete. Experten widersprachen ihm. Richard Mourdock, der sich um einen Senatssitz bewirbt, meinte, dass Abtreibungen im Falle von Vergewaltigung abzulehnen seien, da Gott neues Leben geplant habe. Er bemühte sich hinzuzufügen, dass er damit nicht Vergewaltigungen rechtfertigen wollte. (Quelle 1) (Quelle 2) (Quelle 3)

Mitt Romney traf sich diesen Monat mit Billy Graham, dem „Pastor Amerikas“. Mit dieser symbolischen Geste wollte der mormonische Politiker vor allem die Evangelikalen auf seine Seite ziehen. Im Rahmen des Treffens wurde die Website der Billy Graham Evangelistic Association bereinigt. Bis vor kurzem wurde dort noch vor dem mormonischen „Kult“ gewarnt. (Quelle)

Pastor Rick Scarborough erinnerte noch einmal an den Anschlag auf die US-Botschaft in Libyen vom September. Gott habe die Attacke erlaubt, um die USA für ihre Sünden wie Abtreibung, Pornographie und uneheliche Kinder zu bestrafen. (Quelle)

Drakonisch: Charlie Fuqua, der in Arkansas ins Parlament einziehen will, hatte in seinem Buch die Todesstrafe für widerspenstige Kinder gefordert. Dort erklärt er, dass er keineswegs Eltern eine Blankovollmacht für das Tötet ihrer Kinder ausstellen will, bei sachgemäßer Befolgung der entsprechenden Bibelstellen würden sich ohnehin nur wenige Hinrichtungen ergeben. (Quelle)

Höllisch: Der Republikaner Paul Broun bezeichnete Urknalltheorie und Evolutionslehre als Lüge direkt aus den Tiefen der Hölle, die den Menschen vom Erlöser fernhalten solle. (Quelle)

Sexistisch: Wie so oft stellte Bryan Fischer auch diesen Monat wieder klar, dass politische Führungsrollen nur von Männern bekleidet werden sollten. Dies befehle bereits die Bibel. (Quelle)

Nostalgisch: Der Republikaner Jon Hubbard aus Arkansas sorgte für Aufsehen, da er die Sklaverei in den Vereinigten Staaten begrüßt hatte. Die Afroamerikaner wären sonst nie US-Bürger geworden und hätten bessere Lebensbedingungen als in Afrika selbst. Den Bildungsaufstieg der Schwarzen in den USA kritisierte er, da er insgesamt zu einem Abfall des Bildungsniveaus geführt habe. Unterstützung für Hubbard kam von Bryan Fischer. (Quelle 1) (Quelle 2)

Bodyguard: Gary Cass klärte die Teilnehmer einer christlichen Konferenz in Texas darüber auf, dass ein wahrer Christ eine Waffe besitzen müsse. Familie und Nachbarn zu schützten, gebiete die christliche Nächstenliebe, es sei klar, dass man dafür eine Waffe benötige. (Quelle)
 

Redaktion und Übersetzung: Lukas Mihr