MANCHESTER/BERLIN. (hpd) Am selben Tag, an dem der Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages zum umstrittenen Gesetzentwurf über die medizinisch nicht indizierte Knabenbeschneidung die Harmlosigkeit des Eingriffs betont, beginnt in England ein Prozess. Ein vier Wochen alter Junge war nach einer Zirkumzision verblutet. Der Beschneiderin wird grob fahrlässige Tötung vorgeworfen.
Im Gerichtsaal des Manchester Crown Court stellte sich laut BBC am gestrigen Montag heraus, dass bis zu drei Kinder pro Monat allein ins Royal Manchester Children’s Hospital eingeliefert werden, weil sie nach einer häuslichen Zirkumzision stark bluten.
Der vier Wochen alte Goodluck Caubergs verblutete im April 2010 am Tag nach der Prozedur, die die Krankenschwester Grace Adeleye ohne Betäubung durchführte. Die 66-Jährige benutzte lediglich eine Schere, eine Zange und Olivenöl. Die Beschneiderin und die Eltern des kleinen Goodluck stammen aus Nigeria, wo die Zirkumzision Neugeborener für christliche Familien zur Tradition gehört. Laut Guardian hatten die Eltern Adeleye £100 für die Zirkumzision gezahlt, da ihnen nicht bekannt war, dass die Prozedur auch vom National Health Service (NHS) Großbritanniens durchgeführt wird.
In Anbetracht dieser entsetzlichen und für jeden zugänglichen Fakten erscheint es nahezu grotesk, mit welch verharmlosenden Äußerungen die gesetzlich legitimierte religiöse Zirkumzision – zudem ohne Betäubung, von nicht ärztlich ausgebildeten Beschneidern – in Deutschland regelrecht nach vorne gepeitscht wird.
Fiona Lorenz