Die Hölle ist wieder da. Dank Papst Benedikt XVI.
Am vergangenen Sonntag
erinnerte der katholische Oberhirte laut Radio Vatikan seine Schäfchen daran, dass es sich nicht lohnt, zu sündigen, zumindest nicht ohne gute Klimaanlage:
„Jesus ist gekommen, um uns zu sagen, dass er uns alle im Paradies haben will und dass die Hölle, von der man in unserer Zeit so wenig spricht, existiert und ewig ist für jene, die ihre Augen vor seiner Liebe verschließen.“
Sie existiert also doch - mal wieder. Benedikt XVI wollte vor einiger Zeit die Vorhölle für ungetauft gestorbene Kinder abschaffen, man konnte nicht erwarten, dass es dafür keinen Ausgleich geben würde, wenn er sich denn überhaupt dazu entschließt. Und so dürfen sich Katholiken endlich wieder auf das Paradies freuen, während sie sich vor der Hölle fürchten. Nachdem Papst Johannes Paul II in seinen letzten Jahren nicht mehr so gerne von der Hölle sprach, geht Benedikt XVI nun wieder frisch und munter ans Anheizen. Unlängst kehrte auch "das Böse" wieder zurück, woran der Papst immer wieder gerne erinnert:
„Nur Gottes Vergebung und seine Liebe geben uns die Kraft, dem Bösen zu widersagen und „nicht mehr zu sündigen“, ja uns treffen zu lassen von der Liebe Gottes, die zu unserer Kraft wird.“
Die päpstliche Rhetorik ist dabei wieder ganz Zuckerbrot und Peitsche, man denkt nostalgisch, oder auch nicht, an die Glanzzeit des Katholizismus zurück: Das finstere Mittelalter. Damals schon hatte man wenig Geduld mit moderaten Gutmensch-Theologen, die ihren sensiblen Gläubigen etwas so Schreckliches wie die Hölle nicht zumuten wollten und darum die ewigen Flammen einfach weginterpretierten. Endlich hört der Papst auf die Argumente von Ungläubigen und erkennt, dass "Jesu Erlösungstat ohne Voraussetzung von Hölle und Teufel in etwa so sinnlos ist wie ein Elfmeterschießen ohne gegnerische Mannschaft", um den Religionskritiker Dr. Michael Schmidt-Salomon zu zitieren.
"Mit heimtückischer Propaganda verbreitet sich heute ein absurder Kult Satans", ließ uns Benedikt XVI bereits auf der Karfreitagsprozession 2006 wissen, leider nicht, was genau er damit meinte. In seiner umstrittenen Regensburger-Rede zitierte er Kaiser Manuel II, laut dem die Muslime der Welt "nur Schlechtes und Inhumanes" gebracht hätten - völlig ohne Zusammenhang, auf den es angeblich ankäme, wie uns zahlreiche Bischöfe Glauben machen wollten.
Allmählich wird klar, wohin die Lava fließt: Nach unten, zu den Wurzeln des Glaubens. Benedikt XVI dreht die Uhren der Kirche noch einmal zurück, so weit wie möglich. Zu diesem Plan gehört auch die Ablehnung der Evolutiontheorie durch Kardinal Schönborn. Endziel: Christentum versus Islam. Die Fronten verhärten sich schließlich nicht von selbst. Auf der anderen Seite ist Jerusalem noch immer nicht erobert und nach gut 1000 Jahren ist ein klein wenig Frust seitens des Papstes schon verständlich.
Andreas Müller