Rechtsextreme und Anti-Homoehe-Aktionen

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Demonstranten / Foto: la-croix.com

PARIS. (hpd) Zwei Tage vor der geplanten Schlussabstimmung zur Homo-Ehe im französischen Parlament demonstrierten am Sonntag zwischen 45.000 (lt. Polizei) und 270.000 (laut Organisatoren) Menschen gegen das Gesetz. Bereits während früherer Demonstrationen kam es dabei in Paris und in mehreren Städten Frankreichs zu Zusammenstößen mit der Polizei.

Offensichtlich bekommt die Kirche nun Furcht vor der Präsenz radikaler Gruppen in der Protestbewegung, welche sie kompromittieren könnte. Sie gab deshalb der katholischen Zeitung „La Croix“ offensichtlich grünes Licht, um die Hintergründe dieser Entwicklung zu entschleiern.

Die von der Kirche offiziell unterstützte Organisation „La manif pour tous“ wird demzufolge radikal überholt durch z. B. die Gruppe „Collectif pour l’enfant“ (Kollektiv für das Kind), deren Vorsitzende Beatrice Bourges während der Demonstration am 21. April zu militanterem Widerstand aufrief und daraufhin als Sprecherin von „La Manif" zurücktrat. Eine ähnlich orientierte Protestgruppe ist die durch die „Femen“ der Ukraine inspirierte Antihomogruppe „Hommen“ mit ihren farbigen Hosen und nackten Oberkörpern. Andere Gruppen wie „Camping pour tous“ (Camping für alle) und „Veilleurs pour la famille“ (Wächter der Familie) blockierten zeitweilig Parlamentsgebäude und Boulevards.

Militanter als diese eher populistischen Aktionen ist aber die Sammelbewegung "printemps français" (Französischer Frühling). Sie bekennt sich zu der Zerstörung von homosexuellen und transsexuellen Lokalen in Paris und verzeichnet einen sehr diffusen Beteiligungskreis. Man findet dort eine Reihe Personen, die zum rechten Flügel der UMP (postgaulistische mittenrechts Partei) sowie zu rechtsextremen Gruppen gehören.

Ursprung dieser Bewegung ist der Beschluss des „Civitas Instituts“ im November des letzten Jahres, seine eigene Veranstaltung zu organisieren, weil es den Beschluss der „Manif“ ablehnte, den Kampf gegen die homosexuelle Ehe mit dem Kampf gegen die Homophobie zu verknüpfen. Unter dem Vorsitz von Alain Escada, der viele rechtsextreme Gruppen in Belgien frequentiert, ist das Civitas Institut als eine fundamentalistische Organisation nahe der Priesterbruderschaft St. Pius X von Erzbischof Marcel Lefebvre († 1991) einzuordnen.

Schließlich ist der „Französische Frühling“ offensichtlich von der militanten katholischen Laienorganisation „Ichthys“, Erbin der neofaschistischen „Cité catholique“ von Jean Ousset infiltriert worden. Natürlich mischen auch der extrem rassistisch rechte „Bloc identitaire“ und „l’Action française“ mit. Der Vorsitzende letzterer Organisation, François Bel-Ker, erklärte dabei öffentlich: „Angesichts der Gewalt des Staates, sind wir bereit, alle Mittel einzusetzen, auch die legalen" [sic!]“. Auch andere Fraktionen wollen eher eigene Aktionen betreiben und zögern nicht, sich dabei mit der Polizei zu konfrontieren. Dies ist der Fall von vielen Epigonen der GUD, einer ehemaligen rechten gewalttätigen studentischen Gruppe, die „Renouveau français“ und die „Jeunesses nationalistes“ (eine rechtsextreme Abspaltung der FN von Le Pen).

R.M.