Die politische Korrektheit ist kein Instrument der Erkenntnis, sondern dient der Meinungspflege innerhalb einer Gruppe. Da sie aber die Tabuisierung auch wissenschaftlicher Hypothesen fordert, ist sie ebenso wie Religion und Esoterik der natürliche Gegner einer jeden skeptisch-säkularen Bewegung. Sollte man meinen.
Aber die MIZ tickt anders. Der Text „Falsche Freunde“ von Malte Jessl offenbart, wie sehr diese sogenannte „säkulare Szene“ im magischen Denken der politischen Korrektheit verfangen ist. MIZ steht für die Zeitschrift „Materialien und Informationen zur Zeit“. Sie ist, so kann man wohl sagen, ohne ihr Unrecht zu tun, das Meinungsblatt der „linken säkularen Szene“.
Die politische Korrektheit ist ein Verfahren zur Meinungspflege einer Ingroup, sie dient zur Abgrenzung von der jeweiligen Outgroup. Sie ist die moderne Variante eines uralten Reflexes, nämlich dem, sich der Solidarität der eigenen Ingroup zu vergewissern. Die PC-Tabuisierungen und -Sprachcodes sind also eine Form des Social Groomings, die Meinungspflege ist die Weiterentwicklung der Fellpflege für Affen ohne Fell. Die Empörung über politisch nicht korrektes Verhalten ist ein Ritus der Selbstreinigung. Ein Sündenbock wird in die Wüste geschickt. Es ist ein geradezu paradigmatisch religiöses Stratagem. Eine „Szene“, die sich selbst „säkular“ nennt, sollte darüber einmal nachdenken.