(hpd) Gestern wurde in München eine Kunstaktion durch das Polizei-Kommissariat 14 vorzeitig
beendet. Wolfram P. Kastner - bekannt durch seine Kunstaktionen zu den „Judensäuen" an Kathedralen und die Erinnerungsaktionen anlässlich der Jahrestage der Bücherverbrennung der Nationalsozialisten - hatte die Absicht, zum bevorstehenden Papstbesuch auf das immer noch bestehende Reichskonkordat von 1933 aufmerksam zu machen. Dieses so genannte „Hitler-Konkordat" privilegiert die katholische Kirche in Deutschland in besonderem Maße. Im Gegenzug verschaffte sich der NS-Staat mit diesem Vertrag internationale Reputation.
Als Papst und Hitler wollten Wolfram P. Kastner und Georg Ledig am Mittwoch ab 11:00 Uhr durch die Innenstadt von München spazieren und Orte besuchen, die mit der Gewaltherrschaft der Nazis und der Dienstbarkeit der katholischen Kirche verbunden sind. (Feldherrnhalle, Gestapo, Bruckmannvilla, Braunes Haus, Päpstliche Nuntiatur, Ehrentempel, Königsplatz, ..). Parallel dazu sollten Flugblätter verteilt werden, auf denen über das Reichskonkordat von 1933 informiert wurde. Startpunkt war das Alte Rathaus. Dort wartete pünktlich bereits die Polizei.
Zum Abbruch der Kunstaktion durch das Kommissariat 14 (Politische Delikte) berichtete Wolfram P. Kastner: „Etwa 20 zivile und uniformierte ‚Staatsschützer' wollten mit grotesken Begründungen die Kunstaktion verhindern. Das sei eine unangemeldete Versammlung, das Tragen eines weißen Talars sei verboten, das sei eine geschützte Amtskleidung, wir begingen Amtsanmaßung und dergleichen unsinnige und juristisch unhaltbare Behauptungen wurden herbeigezaubert.
Wir wurden daran gehindert, den von und geplanten Weg zu gehen und wurden in das Polizeipräsidium geleitet - unter Vortäuschung einer 'gemeinsamen Klärung, welcher Weg begangen werden darf'.
Zwei Personen, die Informationsblätter 'Weg mit dem Konkordat - Wir fordern die Trennung von Kirche und Staat' verteilen wollten, wurden mit Gewalt daran gehindert. Ein junger Mann wurde mit Handschellen abgeführt.
Im Polizeipräsidium, machte ich den Leiter der Staatsschutzabteilung darauf aufmerksam, dass er die Freiheit der Kunst verfassungswidrig behindere und lieber die Gesellschaft vor wirklichen Gefahren schützen solle. Was hier geschehe wirke wie Polizeistaats und nicht wie Demokratie, die zu schützen ist.
Ein Beamter des Staatsschutzes erklärte uns, 'ein bisschen Polizeistaats schadet nichts'.
Herr Beyser, der Chef des Staatsschutzes, untersagte uns, die Kunstaktion fortzusetzen und drohte widrigenfalls Gewalt an.
Als ich den weißen Talar bereits ausgezogen hatte und auf dem Weg zum Kostümverleih zur Rückgabe war, kamen uns der oberste Staatsschützer Herr Beisser und drei weitere verbissen dreinblickende Staatsschützer nachgelaufen und beschlagnahmten den weißen Talar, die weiße Schärpe und die weiße Kopfbedeckung."
Die beiden Künstler erklärten, dass sie Strafanzeige erstatten und eine Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen werden. „Wir wollen Freiheit der Kunst und keine Übergriffe der Polizei!"
Nach Ansicht der Polizei wurde die „Institution Vatikan" beleidigt. Da aber die Reaktionen der unbeteiligten Passanten doch recht zurückhaltend waren, verursachte die Aktion keine „Störung der öffentlichen Ordnung".