Türkischer Wahlkampf in Berlin

Um zu verstehen, durfte ich fragen und mit den Demonstrierenden sprechen und das tat ich gerne, z. B.: "Sie tragen ein Transparent, bitte, was steht darauf, was führt Sie heute hier zu dieser Kund­gebung? Mögen Sie Ihre Antwort in das Auf­zeichnungs­gerät sprechen?"

Hier drei von vielen Antworten: "Der türkische Minister­präsident ist ein Dieb, er ist gleich Berlusconi und gehört weg!"

"Ich bin hier gegen die Politik von Erdogan hier. Mit ihm ist ein Schritt in die Vergangen­heit geschehen. ..."

"Die jungen Frauen hier haben sich als Pinguine verkleidet. Während der Proteste im Gezi-Park wurden uns Tierfilme und speziell immer wieder Pinguine gezeigt. Es gab keine ehrliche Berichterstattung über die Ereignisse ..."

Um 15:00 beginnt eine junge Frau zu singen. Sie hält das Mikrofon, über das die Reden in türkischer Sprache über die Lautsprecher übertragen wurden. Die junge Frau auf der Bühne singt fröhlich und leiden­schaftlich. Draußen auf dem Platz wird heftig mit allen Geräten der Smartphon-Industrie fotografiert und gefilmt, Menschen beginnen zu tanzen, die Transparente werden eingerollt. Problemlos gibt der Vorsitzende der Alevitischen Gemeinde zu Berlin, Ahmet Taner, seine Einschätzung zur Situation.

Anzunehmen ist, das Erdogan bei der Bundes­kanzlerin Frau Merkel die Lage anders darstellen wird. Doch in der Türkei "ist nicht alles so schön", wie er es dort berichten wird. Große Probleme gibt es im Land hinsichtlich Demokratie, Menschen­rechte und Pluralismus. Unter dem Deck­mantel der AKP wird Religion als politisches Instrument eingesetzt. Doch eigentlich steckt nichts anderes dahinter als Korruption.

Die Aleviten sagen, dass schon seit 10 oder 12 Jahren massiv Geld unter­schlagen wird. Vorwürfe darüber wurden nicht aufgeklärt, sie wurden beschwichtigt. Jetzt ist es offensichtlich geworden: Ein riesiger Korruptions-Apparat steckt dahinter.