Laizismus ist Voraussetzung für Religionsfreiheit

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Renate Bauer / Foto: Ortrun Lenz

LUDWIGSHAFEN. (hpd/dfw) Der Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften (DFW) hat in einer Erklärung zur Neujahrsansprache von Papst Benedikt XVI. die Perspektiven angemessen korrigiert.

So schreibt die Präsidentin des DFW, Renate Bauer: „In seiner Ansprache an Neujahr 2011 bezeichnete Benedikt XVI. den Laizismus als Angriff auf die Religionsfreiheit und verfälschte dabei die Beziehung zwischen beiden.

Das Menschenrecht auf Religions- und Glaubensfreiheit umfasst nicht nur die Freiheit der Wahl einer Religion oder Weltanschauung, sondern auch die Ablehnung von beidem, es umfasst weiter das Recht, sich mit anderen zusammenzuschließen zur gemeinsamen Ausübung einer Auffassung. Es beinhaltet nicht die Privilegierung bestimmter religiöser Institutionen oder religiöser Institutionen überhaupt. Wenn ein Staat Handlungen religiöser Organisationen unterstützen will, dann geht das nur im Rahmen der Gleichbehandlung aller religiösen/weltanschaulichen Institutionen. Dadurch gewinnen diese Institutionen aber nicht das Recht auf Bevorzugung vor anderen Institutionen. Ausübung einer Religion oder Weltanschauung ist das Recht des Individuums, auch wenn sich viele bei der Ausübung dieses Rechtes öffentlich zusammentun. Der Ausgangspunkt ist der Mensch und nicht eine Institution. Denn das Individuum ist für Menschenrechtsverletzungen zur Verantwortung zu ziehen. Diese Individualisierung im Strafrecht ist offensichtlich im Vatikan noch nicht angekommen.

Laizismus ist daher nicht ein Angriff auf die Religionsfreiheit, sondern deren Voraussetzung.

Er ist eine Forderung nach Achtung der Menschenrechte und der Gleichbehandlung aller religiösen und weltanschaulichen Organisationen durch den Staat.

Der Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften, ein Zusammenschluss säkularer und freigeistiger Organisationen, findet es daher erschreckend, wie wenig der Papst die Notwendigkeit einer säkularen, religiös-weltanschaulich neutralen Struktur in den modernen Demokratien anerkennt, und stattdessen die Voraussetzung von Religionsfreiheit überhaupt mit dem Übel des Fundamentalismus gleichsetzt.“

Renate Bauer