MÜNCHEN. (HU) Die Humanistische Union München hat ihren Preis "Aufrechter Gang" der Sanitätssoldatin Christiane Ernst-Zettl
, München, zuerkannt. Mit dem Preis werden Frauen und Männer ausgezeichnet, die sich in Bayern für Bürgerrechte und Demokratie einsetzen und obrigkeitsstaatliches Handeln nicht kritiklos hinnehmen.
Christiane Ernst-Zettl ist als Sanitäterin im Range eines Hauptfeldwebels der Bundeswehr im Frühjahr 2005 nach Kabul versetzt worden. Als einer ihrer Sanitäter zum Sicherungsdienst am Maschinengewehr eingeteilt wird, befragt sie einen Vorgesetzten über die Rechtslage. Schriftlich. Keine Antwort. Zum Eklat kommt es am 16. April, als sie selbst Sicherungsdienst leisten soll. Die Sanitäterin soll am Eingang eines Feldlagers Frauen auf Sprengstoff untersuchen. Falls sie fündig wird, müsste sie zur Waffe greifen. Ernst-Zettl argumentiert, dass Sanitätspersonal nach der Genfer Konvention nicht kämpfen dürfe. Der Oberleutnant weiß keine Antwort. Sie meldet sich beim Kommandeur.
Ihr wird vorgeworfen, den Zugführer verunsichert und unkameradschaftlich gehandelt zu haben. Sie wird aus dem Dienst herausgelöst, nach Deutschland rückversetzt und erhält 800 Euro Geldbuße.
Christiane Ernst-Zettl legt dagegen Beschwerden ein, wird aber von dem Truppendienstgericht und dem Bundesverwaltungsgericht mit Formalismen abgefertigt.
Die Humanistische Union will Christiane Ernst-Zettl auszeichnen, weil sie auf ihrem Recht zur Verweigerung gesetzeswidriger Befehle besteht und dafür auch persönliche Nachteile in Kauf nimmt. Ihrem Engagement für die Achtung des Völkerrechts zollen wir unsere Anerkennung.
Der "Aufrechte Gang" ist ein ideeller Preis und wurde bis jetzt zwölfmal verliehen. Er wird symbolisiert durch eine Plastik, die man entweder als stacheligen Kaktus oder als aufrechten Menschen mit dem Grundgesetz unter dem Arm verstehen kann.
Die Preisverleihung wird im Frühjahr 2008 in München stattfinden. Die Laudatio wird Florian Pfaff halten. Er ist Major der Bundeswehr und hat in 2003 seine indirekte Mitwirkung am Irak-Krieg aus Gewissensgründen verweigert.
Wolfgang Killinger