BERLIN. (hpd) Medikamentenkombinationen, vermutlich seit einigen Jahren für die Sterbehilfe verwendet, werden in den letzten Jahren
systematisch erforscht. 2003 beauftragte die niederländische „Stiftung für wissenschaftliche Forschung zur sorgfältig erwogenen Selbsttötung“ (WOZZ) eine Expertengruppe mit der Ausarbeitung einer Zusammenstellung von Medikamentenkombinationen, die für Zwecke des ärztlich assistierten Sterbens zuverlässig eingesetzt werden können.
Der wissenschaftliche Bericht wurde in Buchform veröffentlicht und 2006 ins Englische übersetzt. Die überarbeitete deutsche Auflage der Autoren Dr. P. Admiraal, B. Chabot u.a. von „Guide to a Humane Self-Chosen Death“ ist um das Kapitel FVNF (Freiwilliger Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit am Lebensende) erweitert. Die Auflage erscheint unter dem Titel „Wege zu einem humanen selbst bestimmtem Tod“ und wird nicht im Buchhandel erhältlich sein, da es detaillierte Informationen für die Planung eines Suizids enthält.
Sowohl in Deutschland als auch der Schweiz gibt es neue Vorstöße, um die „kommerzielle“, nicht-ärztliche Suizid-Hilfe zu verbieten. Vor einer Woche hat der baden-württembergische Justizminister Ulrich Goll (FDP) mit seiner bayerischen Kollegin Beate Merk (CSU) einen entsprechenden Gesetzentwurf vorgestellt. Danach sollen nicht nur die Gründer, sondern auch sogenannte „Hintermänner“ einer entsprechenden Organisation strafbar machen. Das Fass besonders bei den „Südländern zum überlaufen gebracht haben Roger Kusch mit seinem unlängst in Hamburg vorgestellten Selbsttötungs-Apparat und Ludwig Minelli, der sich in Zürich auch der „Helium-Methode“ bedient. Beides technische und chemische Mittel, die eine ärztliche Kontrolle (durch bis dato notwenige, aber schwer zugängliche ärztliche Medikamentenverschreibung) entbehrlich machen.
Bemerkenswert: Justizminister Goll drückte es so aus, dass er mit seinem Vorstoß „die Sterbehilfe nicht verteufeln" und auf keinen Fall daran rütteln wolle, „dass Angehörige oder Freunde straffrei bleiben, wenn sie Sterbewilligen aus altruistischen Motiven zur Seite stehen.“ Ziel der Initiative sei es auch nicht, „die ohnehin schon engen Handlungsspielräume für Ärzte beim Erleichtern des Sterbeprozesses noch enger zu machen ..."
Da mag der jetzt für Mitte des Jahres angekündigte Suizid-Selbsthilfe-Führer in deutscher Sprache (bezogen auf hierzulande verwendete Medikamente, Umstände und Rechtslage) gerade rechtzeitig kommen. Das Buch steht, wenn man so will, auf dem „Index“. Zugänglich wird es nämlich nur für Personen, die aufgrund von bestimmten Sorgfaltskriterien ausgewählt werden, so für schwerkranke (Förder)-Mitglieder von humanistischen Organisationen und Verbänden sowie für (Palliativ-)Mediziner bzw. Vertrauensärzte von Sterbenden. Der Humanistische Verband prüft z.Z., ob er diesen Ratgeber ebenfalls verbreiten wird.
Besonders interessant ist die Tatsache, dass das von einem internationalen Mediziner-Gremium erstellte Buch sich ausführlich einer in der gegenwärtigen Gemengelage ebenso konventionellen wie revolutionären Methode widmet. Sie heißt „Freiwilliger Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit“ (FVNF), um aus dem Leben zu scheiden, wenn es „genug“ ist. Sie kann nicht als eigentliche „Suizid-Methode“ gelten, sondern als Wunsch, palliativ-pflegerisch oder hospizlich begleitet „aufzuhören“. Mit Sicherheit handelt es sich nicht um eine Form „aktiver Sterbehilfe“.
Gedankt wird Dr. Christian Walther (Marburg), der hier in die Materie einführt und an der deutschen Ausgabe mitwirkt.
GG, Gita Neumann
Original des Buches:
Guide to a Humane Self-Chosen Death by Dr. Pieter Admiraal et al. WOZZ Foundation, Delft, The Netherlands. ISBN 9078581018. 112 pages. Paperback. Euros 25. Sold only to physicians, pharmacists and in bulk to right-to-die societies.