Drei Fragen an... Klaus Blees

(hpd) In Köln findet vom 31. Mai bis 1. Juni unter dem Motto „Aufklären statt verschleiern!" die Kritische Islamkonferenz statt. Im Vorfeld

stellt der hpd einige der Referenten und ihre zentralen Thesen in Kurzinterviews vor.

 

hpd: Wenn es um die Kritik am Islam geht - wie lässt sich die Grenze definieren zwischen einem kritischen Diskurs, dem sich jede Ideologie und ihre Anhänger unterziehen müssen, und einer Rhetorik, die sich niemand gefallen lassen muss.

Klaus Blees: Einen Diskurs möchte ich mit Islamisten genauso wenig führen wie mit Nazis. Zu kritisieren ist der Islam als Herrschafts- und Unterdrückungsverhältnisse legitimierende Ideologie. Kritik ist dabei Voraussetzung der Überwindung dieser Verhältnisse und ihrer konkret benennbaren menschenfeindlichen, zum Teil mörderischen Implikationen, vor allem Sexismus, Homophobie, Kampf gegen Ungläubige und Antisemitismus. Das Ziel ist also Emanzipation. Davon abzugrenzen ist Islamfeindschaft als Maske von Fremdenfeindschaft und Rassismus.

Im Gegensatz zu Islamkritik wendet sich reaktionäre Islamfeindschaft nicht gegen die inhumanen Merkmale des Islam, sondern lehnt ihn ab, weil er als „fremd" wahrgenommen wird, fremd im völkischen und / oder religiösen - meist christlichen - Sinne. Dies geht einher mit der Abwertung von Moslems als Menschen, einschließlich abwertender Bezeichnungen wie „Musels" oder „Ziegenficker" sowie Forderungen der Art, alle Moslems auszuweisen. Für diese Szene sind Schlagworte wie „Überfremdung" oder „Türkisierung" charakteristisch.

hpd: Welche Rolle spielt in dieser Debatte um die Grenzen der Kritik der Begriff "Islamophobie"?

Klaus Blees: Das ist ein Versuch, Kritiker des Islam zu diskreditieren und mundtot zu machen, sie mit Rassisten und Fremdenfeinden in dieselbe Ecke zu stellen und als Menschen zu charakterisieren, die andere diskriminieren. Da „Phobie" ein aus der Psychopathologie übernommener Begriff ist, der eine krankhafte oder irrationale Angst bezeichnet, wird Islamkritik darüber hinaus auch als etwas quasi Krankhaftes „diagnostiziert", das in einem „gesunden" Diskurs nichts zu suchen hat. Implizit werden damit Ehrenmorde, Schwulenverfolgung, antisemitische Akte, Terroranschläge und andere islamisch begründete Praktiken verharmlost, indem die Angst vor ihnen als unbegründet oder zumindest übertrieben zurückgewiesen wird. Aber auch eine Beschränkung des Islamophobie-Vorwurfs auf reaktionäre Islamfeinde führt in die Irre, da diese Leute sich nicht spezifisch gegen den Islam wenden, sondern ordinäre Fremdenfeinde sind, deren Abneigung sich in der Regel auch gegen nichtmoslemische „Fremde" richtet. Hier vernebelt dieses Etikett also den klaren Blick auf Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.

hpd: Im Titel Ihres Vortrages ist von „Strategien einer reaktionären Islamverteidigung" die Rede; soweit ich es beobachte, wird der Begriff teilweise aber auch bei antirassistischen Gruppen und in der Friedensbewegung verwendet...

Klaus Blees: Darin sehe ich hauptsächlich eine kulturrelativistisch begründete falsche Toleranz. Migranten werden von Teilen des friedensbewegten und antirassistischen Spektrums als einer anderen, beispielsweise moslemischen Kultur zugehörig wahrgenommen, in der andere als die „westlichen" Werte gelten und zu gelten haben. Das Anlegen der ethischen Maßstäbe der Aufklärung, der Moderne, gilt dann als paternalistisch und eurozentristisch und im Fall moslemischer Communities als „islamophob". Doch was ist es anders als reaktionär, kollektive Zwangsidentitäten, die für die Individuen oft die Hölle bedeuten, unter Bestandsschutz zu stellen, Gruppenrechten den Vorrang vor individuellen Freiheitsrechten zu geben?

 

Klaus Blees ist Mitarbeiter der AKTION 3.WELT SAAR, wo er sich für den Aufbau eines Informations- und Kompetenzzentrums zur Sensibilisierung zum Problemfeld Islamismus engagiert.

Die Fragen stellte Martin Bauer.

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