Erklärung von Ralph Giordano

KÖLN. (hpd) Erklärung zum „Anti-Islamisierungskongress" von „Pro Köln" am 19./20. September

2008 in Köln

 

„NICHT DIE MOSCHEE, DER ISLAM IST DAS PROBLEM"

Am 19. und 20. September 2008 wird sich die Creme des Euro-Faschismus, die rechte Politcamorra des Alten Kontinents unter dem Motto „Islamisierung und Türkisierung in Deutschland stoppen" in Köln zu einem so genannten „Anti-Islamisierungskongress" zusammenrotten. Unter den Angekündigten soll sich auch Jean Marie Le Pen befinden, internationale Galionsfigur der Unbelehrbaren. Schirmherr und Organisator ist die vom Verfassungsschutz beobachtete angebräunte Geschichtsnachhut „Pro Köln", die sich in ihrem aktuellen Flyer auf meine Kritik an Moschee und Islam bezieht. Da dies der zweite Missbrauch ist, wiederhole ich meine öffentliche Reaktion auf den ersten Versuch: „`Pro Köln´ ist die zeitgenössische Variante des Nationalsozialismus, die, wenn sie könnte, wie sie wollte, mich in eine Gaskammer stecken würde."

Mit dem besten Gewissen von der Welt erweitere ich diese Charakteristik auf alle anderen Teilnehmer des faschistischen Großspektakels - bekennende Antisemiten, die das historische Auschwitz leugnen, gleichzeitig aber ein fiktives androhen.

„Anti-Islamisierungskongress"? Ein Etikettenschwindel, eine Mogelpackung! Gibt es doch zahlreiche Parallelen und Wesensverwandtschaften zwischen Rechtsextremen und islamischer Orthodoxie - in der reaktionär-patriarchalischen Familienmoral, der Verachtung von Frauen, der Ablehnung des auf-geklärten Individuums, vor allem aber in dem speziellen Hass auf Juden und dem gemeinsamen Ziel: die Zerstörung des demokratischen Verfassungsstaates. „Pro Köln" und ihr Euro-Import wollen keine andere, sie wollen gar keine Republik.

Wer also demonstriert hier gegen wen?

Den Veranstaltern des „Anti-Islamisierungskongresses" geht es nicht darum, die menschenrechtswidrigen und antidemokratischen Lehren und Praktiken des Islam anzuprangern, sondern muslimische Einwanderer pauschal als Kriminelle zu denunzieren. Es ist der Versuch, begründete islamkritische Haltungen der Bevölkerung für die rassistischen Motive des Rechtspopulismus auszubeuten.

Deshalb klar und unmissverständlich: In dem Kampf gegen den Terrorismus im Namen Allahs und gegen eine schleichende Islamisierung ist der Euro-Faschismus kein Bundesgenosse, sondern der eingeborene Feind der historisch und politisch berechtigten Islamkritik. Diese Kritik stellt nicht die Muslime unter Generalverdacht, scheut aber auch schmerzende Wahrheiten nicht. Dabei hat es die Ehre der Mehrheitsgesellschaft zu sein, sich schützend vor Minderheiten zu stellen, wann und wo immer sie von rassistischen Gewalttätern attackiert werden.

Setzen wir deshalb den Etikettenschwindlern im Gewande von „Anti-Islamisten" unsere bürgerliche Courage entgegen, die wachsame Humanität des Alltags. Und enttarnen wir die „Vaterlandsliebe" der angeblichen Patrioten aus allen Ecken Europas als das, was sie ist - der Hass auf die Vaterländer der anderen.

Es gibt aber auch noch eine zweite Mogelpackung

Befinden sich doch unter denen, die sich da mit dem Motto „Wir stellen uns quer" lautstark gegen den „Kongress" engagieren, zahlreiche Leute, die Kritik an der islamischen Herrschaftsstruktur, am Koran oder am Bau von Moscheen notorisch als „rassistisch" oder „islamophob" diffamieren. Leute, die sich sofort wegducken, wenn es gilt, Front zu machen gegen den Alltag der Unterdrückung, der Abschottung und Ausgrenzung von Frauen in den Parallelgesellschaften, gegen den Skandal von Zwangsehen und die unsägliche Perversion der „Ehrenmorde". Für diese deutschen „Umarmer", Multikulti-Illusionisten, Gutmenschen vom Dienst, xenophilen Einäugigen und professionellen Beschwichtigungsdogmatiker ist das Spektakel der Euro-Faschisten nur eine weitere Gelegenheit, sich in ihrer unkritischen Islamophilie zu sonnen. Und das mit dem Copyright auf das niederträchtigste aller niederträchtigen Totschlagargumente der political correctness: „Wer solche Kritik übt, der macht die Sache der Nazis von heute."

Deshalb sind auch sie keine Bundesgenossen in der großen Auseinandersetzung zwischen dem judäo-christlichen und dem islamischen Kulturkreis, künftiges Problem Nr. 1 der deutschen Innenpolitik und ein Konflikt, bei dem es weit über den Streit um sakrale Großbauten hinaus um europäische Selbstbehauptung geht: Nicht die Moschee, der Islam ist das Problem!

In dieser Auseinandersetzung bleiben Grundgesetz und Demokratie die großen Leuchttürme humaner Orientierung. Was sie bescheinen, ist nicht verhandelbar.

Ich aber werde trotz aller Einschüchterungsversuche von deutscher und muslimischer Seite auch weiterhin gegen das angehen, was mich auf meine alten Tage das Fürchten lehren will - den militanten Islam, den einheimischen Rassismus und die Politkatastrophe der „political correctness".
Und das, wie bisher, an der Seite so tapferer Muslima und Ex-Muslima wie Necla Kelek, Seytan Ates, Mina Ahadi und Ayaan Hirsi Ali.

Ralph Giordano