Ehrung für Jacques Tilly

DÜSSELDORF. (hpd) Bald beginnt im Rheinland die fünfte Jahreszeit. Zum Auftakt zeichnete die Düsseldorfer Künstlergilde "Mostertpöttches" (auf hochdeutsch: Senftöpfchen) den Düsseldorfer Künstler und Gestalter der politischen Rosenmontagswagen Jacques Tilly mit der Karl-Klienzing-Plakette aus.

 

Der „Herr der Skandale" machte die rollende politische Satire zum Markenzeichen Düsseldorfs. Jedes Jahr füllen seine dreidimensional gebauten Bildideen die Titelseiten inzwischen internationaler Zeitungen, weil sie punktgenau den politischen Nerv nicht nur treffen, sondern auch in humorvoller Art zu kitzeln verstehen.

So der Laudator Manfred Kirschenstein: "Unvergessen der sich bückende Hitler, der quasi als Nachgeburt die NPD ausschied. Unvergessen die beiden völlig identischen Selbstmordattentäter, die sich nur in der Beschriftung „Klischee" und „Wirklichkeit" unterschieden. Der Zentralrat der Muslime hat ja auch heftig protestiert, aber es hätte auch wer weiß was passieren können. Wagen dieses Kalibers fahren wirklich nur in Düsseldorf."

Jacques Tilly lobte seinerseits das verantwortliche Comitee Düsseldorfer Carneval: "Ein Karnevalscomitee, das wirklich scharfe politische Satire nicht zensiert und unterdrückt - wie sonst überall in Deutschland -, sondern geradezu einfordert, das hat, finde ich, jetzt mal einen starken Applaus verdient. Da wäre ich doch wirklich schön blöd, nach Köln auszuwandern. Oder können Sie sich vorstellen, wie vor genau einem Jahr in Köln geschehen, dass die Verantwortlichen des Rosenmontagszuges mit den Wagenentwürfen zum Thema Großmoschee unterm Arm brav bei der türkischen Ditib, dem Bauherrn der Großmoschee aufkreuzen, die Entwürfe vorlegt, und bang fragen, ob die auch so genehm sind? Genau so hat es der Kölner Zugleiter aber gemacht. Und der Ditib-Funktionär hat gewiß nicht gesagt: „Die Entwürfe sind nicht scharf genug, legt noch einen drauf Jungs, ist doch Karneval". Der sagte: „Ist in Ordnung, die Entwürfe sind so koscher. Wollen se n'en Tee, Herr Kuckelkorn?"

Aber sehen Sie sich selbst das Video der Rede von Jacques Tilly an.

Im Hintergrund ist einer seiner vielen Entwürfe zu sehen, der 2007 durch Düsseldorf fuhr: "Osama bin baden" beim fröhlichen Blutbad. Es ist eben nichts entwaffnender, als angstfreier Humor aus liebevoller Perspektive. Und darauf können wir uns am Rhein inzwischen verlassen, immer zur fünften Jahreszeit.

Ricarda Hinz