Mehrheit für gemeinsamen Werteunterricht

BERLIN. (hpd) Die Mehrheit der Befragten (53 Prozent) sind der Meinung, dass es an Schulen einen gemeinsamen Werte- bzw. Ethikunterricht als Pflichtfach geben soll. Christlicher, islamischer oder anderer Religionsunterricht soll zusätzlich und freiwillig sein. Deutlich weniger (44 Prozent) sind der Auffassung, dass die Schüler getrennt werden sollen, in solche, die an einem Religionsunterricht und solche, die an einem Werte- bzw. Ethikunterricht teilnehmen.

 

Die Repräsentativbefragung war durch den Bundesausschuss für multikulturelle Angelegenheiten (BAMA) der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bei Infratest dimap in Auftrag gegeben worden, um die Meinung in der Bevölkerung zu einem gemeinsamen Werte- bzw. Ethikunterricht auf der einen Seite und zu einem Wahlpflichtbereich Ethik/Religion auf der anderen Seite zu erfahren. Die Befragung fand vom 25.-26. November 2008 mit 1000 Befragten statt, deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 14 Jahren.

Fragestellung

„In Deutschland gibt es immer wieder Diskussionen, ob an Schulen ein gemeinsamer Werte- bzw. Ethikunterricht als Pflichtfach eingeführt werden soll, also unabhängig von Weltanschauung oder Religion der Schüler.
Ich lese Ihnen zwei Meinungen hierzu vor und Sie sagen mir bitte, welcher Sie am ehesten zustimmen.
Die eine Meinung ist: Es soll einen gemeinsamen Werte- bzw. Ethikunterricht als Pflichtfach geben, an dem alle Schüler teilnehmen. Dagegen soll die Teilnahme an christlichem, islamischem oder anderem Religionsunterricht zusätzlich und freiwillig sein.
Die andere Meinung ist: Für die Schüler soll der Unterricht getrennt sein. Sie sollen wählen, ob sie an einem christlichen, islamischen oder anderen Religionsunterricht, oder aber an einem Werte- bzw. Ethikunterricht teilnehmen."

Ergebnisse

Die Mehrheit (53 Prozent) der Befragten stimmten für einen gemeinsamen Werte- bzw. Ethikunterricht, während 44 Prozent sich für einen getrennten Unterricht aussprachen.

Bei der Zustimmung für ein gemeinsames Fach spielt offensichtlich die Zugehörigkeit zu politischen Parteien eine Rolle: FDP-Wähler und Anhänger der Linkspartei sind am eindeutigsten Befürworter des gemeinsamen Werte- bzw. Ethik-Unterrichtes (72 bzw. 70 Prozent) gefolgt von Befragten mit einer Präferenz für SPD und Grüne (60 und 55 Prozent). Von den Anhängern der CDU/CSU wollen dagegen 50 Prozent einen getrennten Unterricht von entweder Religion oder Ethik.

Hinsichtlich der Altersverteilung zeigen sich keine nennenswerten Unterschiede. In Anbetracht der formalen Schulabschlüsse sind es insbesondere rund zwei Drittel (63 %) der Befragten mit Abitur oder Fachhochschulreife, die sich für einen gemeinsamen Werte- bzw. Ethikunterricht aussprechen.

Grundbildung und Dialogkompetenz

Zum Ergebnis der Befragung erklärt der Vorsitzende des BAMA, Alain Raymond: "Unser Bundesausschuss sieht die hohe Akzeptanz für einen gemeinsamen Werte- und Ethikunterricht in der Bevölkerung als Ausdruck der Anerkennung der wichtigen Aufgabe der Schule, einen Beitrag zur Entwicklung einer gemeinsamen Grundbildung zu Fragen von Werten und Ethik und einer Dialogkompetenz für alle Schülerinnen und Schüler zu leisten.
Es ist nun an der Zeit, die verbreiteten Modelle eines Religionsunterrichts mit Ethik als Ersatzfach oder Wahlpflichtfach schrittweise abzulösen durch einen gemeinsamen Werte- bzw. Ethikunterricht, der durch einen zusätzlichen freiwilligen Religions- oder Weltanschauungsunterricht für diejenigen Schülerinnen und Schüler, die dies wünschen, ergänzt werden kann."

CF.