Saraswathi Gora ist gestorben

Die indische Veteranin des Freiheitskampfes, Sozialreformerin und Gründerin des Atheistischen Zentrums in Vijayawada, Saraswathi Gora, starb am 19. August in den frühen Morgenstunden

im Atheistischen Zentrum.

Aus der Mitteilung des Atheistischen Zentrums:

Mrs. Saraswathi Gora died at 4 am (early hours) of Saturday the 19th Aug. at Atheist Centre, Vijayawada. She was 94. She was battling a heart attack which she suffered a few weeks ago and died of lung infection. All the children and grand children and co-workers were with her in the last moment. She has 9 children. She was born on Sept. 28, 1912.

Very few people are as active as Mrs. Saraswathi Gora at the age of 94. She is a life long fighter for the cause of atheism, humanism and social change on Gandhian lines. She is veteran freedom fighter, a crusader against untouchability and caste system, a champion of inter-caste and inter-religion marriages and secularism. As a humanist and social revolutionary she set an example before others by practising what she championed. It revealed her firm commitment to social equality and human values. Under her able guidance, hundreds of such reform marriages for the abolition of untouchability have taken place over the decades.

Her slogan is Jai Insaan, Victory to the humans. Eradication of untouchability and caste system is her life mission. Inculcation of humanist values and social equality for women is her goal. She is striving for attainment of basic human rights and social justice.

Mrs. Saraswathi Gora was born on September 28, 1912 at Vijayanagaram, Andhra Pradesh. . Mrs. Saraswathi was married to Gora, at an early age of ten in 1922, as per the tradition of those days. She joined Gora in 1927 and since then they were inseparable couple. For their atheistic views, Gora and Saraswathi Gora faced social ostracism and suffered indignities with a smile. Gora was dismissed from the colleges twice in Kakinada and Machilipatnam for his atheistic views. But they were true to their convictions. The Gora couple were active in widow remarriages, inter-dining and reform marriages. They championed social reform with a comprehensive outlook.

Along with Gora she started the Atheist Centre in 1940. It is the first of its kind in the world. Since its inception it is in the forefront of social change activities with comprehensive outlook. Gora and Saraswathi Gora had no private and property and they were completely dependent upon public sympathy and cooperation in all their endeavors.

She was imprisoned in the Quit India Movement. Her commitment to the cause of independence was strong and she went to jail along with her two and half year old son, Niyanta, and at the same time she was pregnant. Mrs. Gora went to jail many a time in pre and post-independence periods. She was arrested in 1953 in Karivena Eenam Satyagraha in Kurnool District, championing the cause of land reforms.

For the eradication of untouchability, she advocated interdining. Gora and Saraswathi Gora opened many public wells for the use of Harijans in the teeth of opposition from the upper castes. When Mahatma Gandhi came to know about the efforts of Gora (1902-1975) and Saraswathi Gora for the abolition of untouchability and caste system and for social equality, he invited them to Sevagram Ashram. Saraswathi Gora's eldest daughter, Manorama and Arjun Rao's marriage was scheduled in Mahatma Gandhi's presence. After his assassination, it was held in the Sevagram Ashram in March 1948. Prime Minister Jawaharlal Nehru and others blessed the couple. In 1960, her eldest son Lavanam's marriage with Hemalatha took place at Sevagram Ashram. All her nine children and her grand children married casteless. Under the auspices of Atheist Centre, for the last six decades hundreds, of intercaste, casteless and interreligious marriages have been celebrated with a view to strengthen the secular fabric of our nation.

Recipient of National and International Awards :
Endowed with rich experience of seven decades of work for political and social change, Mrs Saraswathi Gora received national and international recognition. „G.D. Birla International Award for Humanism 2000" was presented to her in New Delhi by Mr. Krishna Kant, the Vice-President of India on July 21, 2001. The first „Basava National Award, 2000" of Karanata Government was presented to her in Bangalore on July 26, 2001. The Award is instituted in the name of Basavanna, the famous social reformer of Karnataka who fought against caste and creed and strove for social equality in 12th Century.

„Jamnalal Bajaj National Award-1999" was presented to her in Mumbai for her outstanding contribution to women welfare and rural development. Earlier, „Janki Devi Bajaj National Award" was bestowed on her by the Indian Merchants Chamber Ladies Wing in Mumbai in 1997. She received a number of awards including „Challagalla award", „Potti Sriramulu Telugu University Award for Promotion of Rationalism", „Malladi Subbamma Award", „Viswadata Kasinadhuni Nageswara Rao Award" and so on for her outstanding contribution to social change.

 

Grußbotschaft von Frau Saraswathi Gora

an die III. Atheistische Weltkonferenz, 1983.

Die III. Atheistische Weltkonferenz in Helsinki, Finnland, ist ein weiterer Meilenstein auf dem fortschreitenden Marsch des Atheismus. Die Gastgeber, die Freidenker-Union Finnlands, verdienen alle Glückwünsche, diese historische Konferenz einberufen zu haben.
Atheismus verbreitet sich über die ganze Welt. Die erste und zweite Weltkonferenz wurde im ersten Atheistischen Zentrum der Welt abgehalten, in Vijayawada, Indien. Gora und ich waren Mitbegründer dieses Zentrums. Es ist für mich eine große Freude zu sehen, daß die Atheistische Bewegung auf der ganzen Weit zunimmt und Atheisten in der ganzen Welt lobenswerte Arbeit in ihren Ländern tun. Der Atheismus muß einfach zunehmen und den Weg bereiten für die Nachreligiöse Gesellschaft.
Atheismus ist eine positive Weltanschauung. Er ist eine Alternative zur religiösen Weltanschauung und befreit die Menschen vom Joch der Religion, erstrebt und fördert die soziale und wirtschaftliche Gleichheit. Dank der unaufhörlichen Anstrengungen von Nationalen Befreiungsbewegungen in verschiedenen Teilen der Welt, erreichten viele Länder Asiens, Afrikas und Amerikas die Unabhängigkeit. Die mit Schweiß und Blut hart erkämpfte Freiheit muß Realität werden.
Die politische Freiheit kann nur geschützt werden, wenn die Bemühungen weitergehen, sich auch von sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten zu befreien. Politische Unabhängigkeit, die nicht von sozialer und wirtschaftlicher Gleichheit begleitet wird, bleibt nur ein leerer Traum für die einfachen Leute, die seit Jahrhunderten unter dem kolonialen Joch gelitten haben. Ein bloßer Wechsel der Führung, von den Händen der Weißen in die von Farbigen, wie bedeutsam das auch immer ist, bringt nicht die gewünschten Resultate; es sei denn, die Vorteile (der Nutzen) dieser schwer erkämpfen Freiheit sickern bis auf die Ebene der einfachen Menschen durch. Anderenfalls würde der kulturelle Imperialismus, ob international oder einheimisch, den Herrschenden eine Hilfestellung zur Ausbeutung geben. Die Religion ist dabei, die Macht über die Menschen zu verlieren und tut daher ihr Bestes, um zu einem Comeback zu gelangen, indem sie schwankende Regime unterstützt.
Die Menschen im Westen haben in dieser Hinsicht eine besondere Verantwortung. Sie haben eine beachtliche Gleichheit in vielen Lebensbereichen erreicht und haben soziale Sicherheit und Freizeit. Aber der Westen allein ist nicht die Welt; Tatsache ist: Zwei Drittel der Weltbevölkerung leben noch immer in elendigsten Armutsverhältnissen. Sie sind
Opfer religiösen Fanatismus, vielfältigen Aberglaubens, von Ungerechtigkeiten und politischer wie wirtschaftlicher Ausbeutung. Ausbeutung irgendwo (wo auch immer sie stattfindet) ist eine Bedrohung der Gerechtigkeit überall (generell). Daher ist es die Verantwortung der Atheisten und der atheistischen Sympathisanten und aller fortschrittlich denkender Menschen, gemeinsame Sache zu machen, um den Aberglauben auszurotten, gegen Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Ausbeutung anzukämpfen.
Atheisten der ganzen Welt sollten eine globale Annäherung entwickeln, die die Grenzen ihrer Länder und Kulturen durchsichtig macht. Globale Vorstellungen werden zu einem globalen Verstehen führen, da wir ohnehin bereits in einem "globalen Dorf" leben. Durch Wissenschaft und Technik wurden bereits die Barrieren der Entfernung gebrochen. Jetzt gilt es, auch die geistigen Barrieren niederzureißen, die die Menschen in wasserdichte Einzelzellen teilen. Dem kommt besondere Wichtigkeit zu, wenn die Welt der Bedrohung eines atomaren Holocaust gegenübersteht. Frieden, Freiheit, Menschenwürde und Gleichheit sind eine Bedingung für das Überleben der menschlichen Rasse. Wenn schlechte Menschen derartiges ersinnen, müssen gute Menschen sich zusammenschließen, um den Frieden auf der Erde zu erhalten.
Positiver Atheismus unterstreicht, daß Atheismus eine konstruktive Weltanschauung ist. Aus diesem Grunde sollte Atheismus eine Veränderung in alle Lebensbereiche bringen. Die Saat der Veränderung muß in die Köpfe der Jugendlichen gesät werden. Kinder sind die Bürger von morgen. Ihre Bildung und Erziehung muß frei sein vom Joch der Religion. Dazu ist alternative Literatur und sind alternative Schulen notwendig, die auf säkularer Basis den Geist der Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit lehren (sich zu eigen machen).
Die Hälfte der Menschheit sind Frauen. Ohne ihre aktive Teilnahme würde der Mann allein die Familie nicht beeinflussen. Das trifft insbesondere auf die Entwicklungsländer zu. Religion hat immer noch einen enorm starken Einfluß auf die Entwicklung der Frauen, weil sie meist Analphabeten sind, an das Haus gebunden, und ihnen wird die Gelegenheit vorenthalten, ihre Talente frei zu entfalten. Gebt ihnen alle Möglichkeiten! Frauen sind gleichberechtigte Partner im sozialen Wandel. Sie werden Vorboten des Atheismus sein. Wenn die Frau sich wandelt, wird die ganze Familie sich wandeln. Mit meinen Erfahrungen in der atheistischen Weltanschauung im letzten halben Jahrhundert kann ich sagen, daß viele Frauen die atheistische Weltanschauung angenommen haben. Wir haben säkulare Feste gefeiert. Frauen haben religiöse Symbole abgelegt, gaben ihren Kindern säkulare Namen und legten ihre religiösen Funktionen nieder. Atheisten brechen die Mauern des Kastensystems und der Religion und propagieren kostenlose und religionslose Hochzeiten. Es ist keine geringe Errungenschaft. Diese Wandlungen waren nur möglich, weil auch Frauen sich die atheistische Weltanschauung zu eigen machten.
Atheismus fördert die Moral, die Aufrichtigkeit, die Rechtschaffenheit und die menschliche Persönlichkeit, sowie die wissenschaftliche Herangehensweise und Wirklichkeit sie sind das Wesen des Atheismus.
Atheismus ist eine bessere Weltanschauung. Sie ist nicht negative, sondern positive Lebensweise. Atheismus ebnet den Weg, um die Entwicklung der Persönlichkeit der Individuen einzuleiten, sie von dem jahrhundertealten Vermächtnis der Theistischen Weltanschauung zu befreien. Das Joch der Religion ist ein Bann für die menschliche Zivilisation.
Die Zukunft des Atheismus ist klar. Die Zukunft gehört uns. Keine Macht der Erde kann die Religion wiederbeleben. Religion ist Vergangenheit. Atheismus hat Zukunft. Aber ewige Umsicht ist der Preis für die Freiheit von der Religion.
Ich beglückwünsche noch einmal alle Teilnehmer der Atheistischen Weltkonferenz und grüße die unzähligen Atheisten in aller Welt, die die Reise nach Finnland mangels finanzieller Mittel nicht antreten konnten. Ich hoffe sehr, daß die Vorsätze von Helsinki ein weiterer Schritt für ein besseres Verständnis zwischen Atheisten aus verschiedenen Ländern bedeutet.
Die besondere Tatsache, daß die 111. Atheistische Weltkonferenz in Helsinki abgehalten wird, bezeugt, daß Atheismus eine weltweite Kraft ist. Mit Sorgfalt, Mut und Vertrauen müssen wir Brücken des Verstehens bauen für die Zukunft der Menschheit und durch die Propagierung des Atheismus mit doppeltem Nachdruck.
(Übersetzung aus dem Englischen von Brigitte Beeken.)
aus: MIZ Materialien und Informationen zur Zeit. Politisches Magazin für Konfessionslose und Atheistinnen, Vol. 12 Nr 2-3/83, S. 3-5. Wir danken Gunnar Schedel für die freundliche Abdruckgenehmigung.