Mohammad und Twitter

Dem Religionsstifter wird Twitter ziem­lich gleich­gül­tig sein; ist er doch schon lang genug tot. Anders sehen es aber offen­bar einige sei­ner Apologeten. Twitter macht die Saudis unru­hig; war es doch eines der Werkzeuge, um den Aufruhr im ara­bi­schen Raum zu ermög­li­chen und teil­weise erfolg­reich wer­den zu las­sen. Twitter und andere soziale Netzwerke kön­nen zu Werkzeugen der Befreiung und der Aufklärung wer­den. Und stel­len des­halb für Diktaturen und Religioten eine Gefahr dar.

Ich halte es für eine auf­klä­re­ri­sche Pflicht, die drei Tweets, die Hamsa Kaschgari mög­li­cher­weise das Leben kos­ten kön­nen, öffent­lich zu machen. Wir soll­ten nicht – wie im Karrikaturenstreit – in Deckung gehen und ängst­lich abwar­ten, bis ein paar Verblendete wie­der begin­nen, Fahnen anzu­zün­den, Botschaften zu stür­men und Hassparolen zu brül­len. Freitags; nach dem sie aus den Moscheen kom­men, in denen ihnen Mullahs erzäh­len, dass Kaschgari ein vom Westen ver­führ­ter Abtrünniger ist. Das Muster dazu zeich­nete sich bereits ab, was Kaschgari dazu ver­an­lasste, sei­nem Heimatland zu ent­flie­hen.

Ein wei­te­res Signal ist, dass Malaysia, das Land, in das er sich flüch­tete, ihn an Saudi-Arabien aus­lie­ferte mit der Begründung, er sei ein Terrorist. Ein Terrorist, weil er via Twitter ver­brei­tete:

  • An Deinem Geburtstag werde ich sage, dass ich den Rebellen in Dir geliebt habe, dass Du für mich immer eine Quelle der Inspiration warst – und dass ich die Heiligenscheine der Göttlichkeit um Dich herum nicht mag. Ich werde nicht für Dich beten.
  • An Deinem Geburtstag finde ich Dich, wo immer ich mich hin­wende. Ich werde sagen, dass ich Aspekte von Dir geliebt und andere gehasst habe. Und viele wei­tere konnte ich nicht ver­ste­hen.
  • An Deinem Geburtstag werde ich mich nicht vor Dir ver­beu­gen. Ich werde nicht Deine Hand küs­sen. Vielmehr werde ich sie schüt­teln, wie ein­an­der Gleiche es tun, und Dir zulä­cheln, so wie Du mir zulä­chelst. Ich werde mit Dir als Freund spre­chen und als nichts ande­res.

Spiegel online schreibt dazu: “Vergangene Woche war er nach Malaysia geflüch­tet – ein Land, das für seine eher mode­rate Auffassung des Islam bekannt ist. Laut einem Zeitungsbericht soll er geplant haben, in Neuseeland poli­ti­sches Asyl zu bean­tra­gen. Doch bei sei­ner Ankunft am Donnerstag am Flughafen von Kuala Lumpur wurde Kaschgari sofort von den malay­si­schen Behörden fest­ge­nom­men – auf­grund eines von Interpol aus­ge­stell­ten Haftbefehls.” Interpol weist die­sen Vorwurf jedoch von sich. [Telepolis]

Wir sind auf­ge­ru­fen, einen deut­lich sicht­ba­ren Blick auf die Entwicklung in Saudi-Arabien zu wer­fen. Unser ölrei­cher Verbündeter ist nicht gerade dafür bekannt, gegen “Abtrünnige” mit leich­ter Hand vor­zu­ge­hen. Im Gegenteil: Hamsa Kaschgari droht die Hinrichtung.