Wider den doppelten Zwang

BERLIN. (hpd) Je näher der Termin der Volksabstimmung für oder wider Pro Reli rückt, desto mehr fühlen sich Christen durch ihre Kirche bedrückt. Die Redaktion erhielt den folgenden Offenen Brief eines im kirchlichen Kulturraum Beschäftigten zu einem Brief an ihn von der Laurentius-Kirchengemeinde Köpenick (PDF im Anhang).

 

Der Druck von Seiten der Kirchen ist so stark, dass die Antwort unter Pseudonym veröffentlicht wird.

Öffentliche Antwort auf den Pro-Reli-Manipulationsbrief der Laurentius-Kirchengemeinde Köpenick

Wieso ist es eine freie Wahl, wenn man zwischen zwei, aber nicht allen Möglichkeiten wählen darf, die es tatsächlich (in jedem Wähler) gibt? Ergo wollen Sie, daß nun auch die Berliner Eltern und Schüler dieselbe Unfreiheit haben, wie sie „im übrigen Deutschland längst selbstverständlich ist.“ Desweiteren verwechseln Sie die Begriffe Religion und Kirche. Kirche ist nicht gleich Religion. Im Gegenteil: Kirchen gehen immer dann zugrunde, wenn echte Religiosität nicht mehr zu verhindern ist. Religiosität bedarf weder eines Faches noch der Schule überhaupt.

Sie wollen also nicht mehr einen Zwang, sondern zwei Zwänge: den Zwang zum Ethikunterricht und den Zwang zum Religionsunterricht und die Spaltzwangsfreiheit, zwischen beiden Zwängen auszuwählen. Was für ein edles Ziel, sich so tiefgläubig freiheitsliebend machtvoll in die Seelenwelt der Unfreien hineinzuzwängen.

„Man muß die Sprache einer Religion (gemeint ist Kirchenideologie) gelernt haben, wenn man auch andere Religionen verstehen will“ stellt jede Logik auf den Kopf: Seit wann muß man denn russisch lernen, um englisch verstehen zu können? Andernfalls kann es aber auch heißen: Es genügt, die Sprache einer „Religion“ zu lernen, um zu sehen, daß alle mit demselben Wasser kochen.

Wenn dem aber so ist, kann man auch darauf verzichten, es sei denn, es geht um die Maxime: Egal welche Religion, Hauptsache blindgläubig und manipuliert, oder: Kirchen aller Länder vereinigt Euch, damit der Geist des Mensch ja nicht freier werde! Wo kämen wir denn hin, wenn jeder das Göttliche im eignen Selbst entdeckt?! Dann könnte es ja glatt passieren, daß die Menschen einander ganz unmittelbar aus sich selbst heraus verstehen und unsre Pseudoreligionen überflüssig wären.

Also, stimmen Sie mit NEIN, wenn Sie die Wahrheit wollen!

Theophrust Unglaub

(Name und Anschrift sind der Redaktion bekannt.)