Och fir eis... – Auch für uns

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Och fir eis... Logo: Andy Maar

LUXEMBURG. (hpd) Nach der Wahl in Luxemburg ging die konservative CSV mit Jean-Claude Juncker an der Spitze wieder als Siegerin hervor, die noch einmal mit der linken LSAP koaliert. Eine kleine Initiative setzt sich unter diesen Rahmenbedingungen für das Recht auf die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ein – mit vorzeigbaren Resultaten.

Och fir eis... engagiert sich ansonsten nicht politisch und ist unabhängig von anderen Organisationen. Die kleine Gruppe hat es geschafft, stolze 2000 Unterschriften für ihre Petition zu sammeln und schrieb nach gewonnener Wahl an beide Parteien einen Brief. Im Koalitionsvertrag zwischen CSV und LSAP, welches Anfang dieser Woche bei RTL veröffentlicht wurde, steht nun tatsächlich auf Seite 16 unter den Zielen für die nächste Legislaturperiode: „Öffnung der Institution Ehe für gleichgeschlechtliche Paare.“

Die Gruppe ist gespannt, inwieweit die Regierung diesen bedeutenden ersten Schritt auch in weitere Schritte der Umsetzung weiterführt.

Der hpd hat mit dem Sprecher der Gruppe Och fir eis, Andy Maar, gesprochen:

hpd: Wer ist Och fir eis?

Andy Maar: Wir sind eine junge, private Initiative, die sich im März 2009 in Luxemburg gegründet hat. Unsere Initiative besteht ausschließlich aus Freiwilligen.

hpd: Was hat Sie speziell motiviert, diese Initiative auf die Beine zu stellen?

Maar: Nachdem ich eine feste Arbeitsstelle gefunden hatte und mit meinem Freund in unsere erste gemeinsame Wohnung gezogen bin, habe ich mir die Frage gestellt, wie mein weiteres Leben aussehen könnte. In Luxemburg gibt es bis jetzt bloß die eheähnliche Partnerschaft, die für uns aber nicht das ideale war. Da die etablierte Vereinigung "Rosa Letzebuerg" sich scheinbar mit der "PACS" genannten Partnerschaft abgefunden hat, wussten wir, dass wir etwas eigenes, flexibleres machen sollten.

hpd: Vielleicht könnten Sie noch einmal zusammenfassen, weshalb Heiraten so wichtig ist und weshalb eine Eingetragene Partnerschaft für Sie nicht ausreicht.

Maar: Der Hauptnachteil des PACS besteht darin, dass es sich nur um einen einfachen Vertrag handelt. Es handelt sich nicht um einen Zivilstand, beide Partner sind offiziell noch "ledig". Für uns ist es wichtig, fest und offiziell zu jener Person stehen zu können, die man liebt! Vor dem Gesetz sowie vor der Gesellschaft. Eine feste, ehrliche Liebe verdient mehr als einen einfachen Vertrag! Das Gesetz sieht vor, dass eine Familie als kleinste Entität geschützt werden muss, und der kleinstmögliche Fall einer Familie ist nun mal eine Ehe.

Natürlich spielt die Symbolik auch eine große Rolle. Es ist uns wichtig, die gleichen Möglichkeiten zu haben, wie alle anderen Paare auch. Eine Ehe wäre außerdem die totale Anerkennung einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft, während die eingetragene Partnerschaft bis jetzt nur einen Sonderfall darstellt und gleichgeschlechtliche Paare weiterhin als Ausnahme ausschließt.

hpd: Wie sieht es mit den Wünschen nach Adoption aus?

Maar: In unseren Forderungen kann man nachlesen, dass wir die Öffnung der Ehe mit allen Rechten und Pflichten, die dazugehören, fordern. Dies bezieht sich auch auf die Adoption. Die Regierung hat verschiedene Studien bei unterschiedlichen Institutionen in Auftrag gegeben, die fast alle zum Schluss gelangten, dass ein gleichgeschlechtliches Paar nicht weniger qualifiziert ist als ein heterosexuelles Paar. Wir sind der Meinung, dass jedes Kind, das die Möglichkeit erhält, in einer Umgebung aufwachsen zu können, in der es geliebt und optimal versorgt wird, ein glückliches Kind sein kann. Bisher untersuchen qualifizierte Spezialisten die Kandidaten-Paare und prüfen sie auf ihre "Elterntauglichkeit". Dies soll ohnehin verhindern, dass ein nicht geeignetes Paar für eine Adoption zugelassen wird. Dies muss in Zukunft natürlich so bleiben!

hpd: Die beiden Briefe an die Parteien haben sich inhaltlich unterschieden. Weshalb?

Maar: An die CSV/LSAP gab es zwei Briefe, weil sich die Wahlprogramme unterscheiden. Die LSAP hatte in ihrem Wahlprogramm die Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare gefordert. Deshalb wollten wir sie an die genaue Passage im Wahlprogramm erinnern. Die CSV hatte nichts Derartiges im Wahlprogramm, was einen nicht wundert, wenn man bedenkt, dass es sich um eine christliche Partei handelt. Doch der Premierminister hat bei mehreren Interviews klar und deutlich gesagt, dass er für die Öffnung der Ehe ist. Das wollten wir den Verantwortlichen der Verhandlungsdelegation noch einmal in Erinnerung rufen.

hpd: Wie und in welchem Zeitraum sind Sie an 2000 Unterschriften gekommen - das sind immerhin 0,5% der Bevölkerung Luxemburgs.

Maar: Wir haben vom März 2008 bis Mai 2009 mit verschiedenen Unterschriftenaktionen etwas mehr als 2000 Stimmen zusammenbekommen. Zu einem Drittel bei einer Petition auf Papier, zu zwei Dritteln auf unserer Website.

hpd: Wie reagieren Menschen im doch sehr konservativen Luxemburg generell auf Ihr Anliegen?

Maar: Bei unseren Aktionen auf der Straße haben wir bis auf 3-4 Fälle nur Zustimmung gefunden. Diejenigen, die nicht unterschreiben wollten, waren dennoch sehr höflich. Ausfallend wurde keiner. Natürlich gab es auch einige, die "keine Zeit hatten" und schon weg waren, bevor wir unser Anliegen überhaupt vorbringen konnten.

hpd: Gibt es noch etwas, das Sie gerne erzählen möchten?

Maar: Ich möchte an dieser Stelle jedem danken, der uns im vergangenen Jahr unterstützt hat, sei es durch eine Unterschrift, durch Ratschläge oder durch aktives Mithelfen. Dies alles zeigt uns, dass unsere Arbeit einen Sinn hat!

Das Interview führte Fiona Lorenz