BERLIN. (hpd) Das Museum für Kommunikation zeigte eine Wanderausstellung „Die Sprache des Geldes“. Auf dem Rundgang durch die Ausstellung einer modellhaften Stadt erhalten die Besucher viele Informationen. Bei der Kirche gehen die Ausstellungsmacher prompt auf bzw. in die Knie.
Das Museum für Kommunikation in Berlin ist eines der Museen, die von der Museumsstiftung Post und Telekommunikation betrieben wird (weitere in Frankfurt am Main und Nürnberg). Die Stiftung wiederum wird finanziell von der Deutschen Post und der Deutschen Telekom getragen.
Neben der Dauerausstellung zur „Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Kommunikation“ werden auch befristete Sonderausstellungen gezeigt, wie die jetzt beendete Wanderausstellung „Die Sprache des Geldes“, freundlich unterstützt von der Postbank.
Den Rundgang startet man auf dem Marktplatz (vom Gütertausch zum Geld) und im Rathaus wird thematisiert wie aus Papier ein Zahlungsmittel wird. Ein Blick in die Münzwerkstatt gibt Hinweise auf die Herstellung des Geldes und die Geldfälschung, und die Bereiche Bank und Börse erläutern Eigenarten, Prinzipien und Risken dieser Branchen und Plätze. In der Fabrik finden u. a. Löhne, unterschiedliche Lohnzahlungen und Wertschöpfungen ihre Beachtung. Das Einkaufszentrum beleuchtet die sozialen Konsequenzen der unterschiedlichen Besitzverhältnisse und das Wohnhaus den unterschiedlichen persönlichen Gebrauch des Geldes. Und, so heißt es dann weiter im Prospekt: „Interessante Einblicke erhalten die Besucherinnen und Besucher in der Kirche, wo neben dem religiösen Ideal vom Verzicht auf Eigentum auch die karitative Funktion von Kollekte, Spende und Kirchensteuer sowie Ablasshandel und Ämterverkauf als zweifelhafte Einnahmequellen thematisiert werden.“
Das klingt noch recht sachbezogen, bis man in diesem Teil der Ausstellung steht. Dort wird „Kirche“ unter den drei Begriffen „opfern, spenden, schenken“ thematisiert. Verschiedene kleinere Texte thematisieren u. a. „Almosen“ und „Außerreligiöse Wohltätigkeit“, einschließlich einer Balken-Grafik, die korrekt darstellt, dass 2008 von allen Spendenzwecken nur 20 % den Kirchen gespendet wurde.
Vor dem Haupttext – neben dem prachtvollen Großbild des Innenraums einer gotischen Kathedrale – geht man dann auf bzw. in die Knie, die Religiösen vor Begeisterung, die Säkularen vor soviel Dreistigkeit. Der Text lautet wörtlich:
KIRCHE
„Wie hilft man mit Geld? Fast alle Weltreligionen haben Geld auf vielfältige Weise in den religiösen Alltag eingebunden und in ihr Wertesystem integriert. Die meisten von ihnen nehmen dabei eine kritische Haltung gegenüber Reichtum und Verschwendung ein. Sie verstehen Armut im Sinne von freiwilligem Verzicht auf Eigentum als religiöses Ideal. Ausgaben aus Nächstenliebe sind im christlichen Glauben gottgefällige Ausgaben. Das so eingenommene Geld ermöglicht den Kirchen seit Jahrhunderten karitative Arbeit, die sonst niemand übernehmen wollte. Mit dem Erlös aus Kollekte, Spenden und Kirchensteuer wird auch heute noch eine Vielzahl sozialer Einrichtungen finanziert. Zweifelhafte Einnahmequellen wie Ablasshandel und Ämterverkauf werfen allerdings bis in die Gegenwart ihre Schatten auf die Beziehung von Kirche und Geld.“
Werten mag jeder, wie er will, die Tatsachenaussagen sind jedoch überprüfbar und schlicht falsch, so falsch, wie man es in einer Informationsgesellschaft kaum erwarten würde. Die Informationen dafür beizubringen, dass die Kirchen maximal zwei Prozent der Aufwendungen für Caritas und Diakonie finanzieren, ist kein Problem.
Eine Anfrage bei der wissenschaftlichen Kuratorin der Ausstellung ruft bei Ihr Erstaunen hervor und die Frage, inwiefern es denn nicht stimme, dass die Kirchen eine „Vielzahl sozialer Einrichtungen“ aus Kollekten, Spenden und Kirchensteuern finanziere.
Auf die Nachfrage, wer den Ausstellungsmachern denn diese falsche Darstellung übermittelt hatte, kommt die dann nicht mehr überraschende Antwort: „Wir haben bei den Kirchen nachgefragt und die haben uns das so dargestellt.“
Die anders lautenden Informationen wolle man prüfen und sich gegebenenfalls wieder melden, um die Darstellung in der Ausstellung zu korrigieren. Das ist bisher jedoch noch nicht geschehen.
C.F.