Gedanken zu „Himmelfahrt“

Himmelfahrt.jpg

(Ausschnitt aus) Matthias Grünewald, Isenheimer Altar "Auferstehung" (Bild: Wikipedia Commons)

KÖLN. (hpd) Alle Jahre wieder legen wir für einen Tag die Arbeit nieder, um der „Himmelfahrt Jesu“ zu gedenken. Jesus ist angeblich seinerzeit von den Toten auferstanden und lebt nunmehr in alle Ewigkeit weiter. Wer derart wundersame Behauptungen in die Welt setzt, sollte dafür gute Argumente, wie Beweise und Augenzeugenberichte vorbringen können. Es gibt jedoch nichts dergleichen.

Wie der Theologe Gerd Lüdemann in einem hpd-Artikel kürzlich festgestellt hat, haben die Ostererzählungen der vier Evangelien keinerlei historischen Wert. Das Gleiche trifft auch auf die Geschichten vom leeren Grab zu. Die Visionen von denen in den Briefen des Paulus die Rede ist, nach denen Petrus den auferstandenen Jesus gesehen haben soll, haben nichts mit der Realität zu tun. Visionen sind Fantasieprodukte des menschlichen Geistes. Wie sagte doch Altbundeskanzler Helmut Schmidt äußerst passend zu diesem Thema: „Wer Visionen hat, der sollte zum Arzt gehen“. Psychiater gab es aber damals noch nicht.

Davon ganz abgesehen, entbehrt die christliche Heilsgeschichte jedweder Vernunft und Logik. Wie können Sünden getilgt werden, indem man jemanden an ein Kreuz nagelt? Wenn Gott allmächtig ist, warum lässt er seinen Sohn für uns sterben und dann wieder auferstehen? Wenn Jesus lebt, dann ist er ja offensichtlich doch nicht gestorben oder wie? Fragen, auf die die Theologie keine schlüssigen Antworten hat.

Eine Auferstehung von den Toten widerspricht nach unseren Kenntnissen völlig den Naturwissenschaften. Dennoch lassen gute Christen nichts unversucht, logische Erklärungen dafür zu finden. So beschreibt der christliche Physiker Frank Tipler die Auferstehung Jesu durch eine Entmaterialisierung des Körpers über den elektroschwachen Quanten-Tunneleffekt. Genauso "einfach" kann dann natürlich auch eine Materialisierung wieder stattfinden und das alles, obwohl die Wahrscheinlichkeit für die Entmaterialisierung auch nur eines einzigen Atoms über diesen Effekt so gering ist, dass man ihn wohl nie beobachten wird. Aber in der Manipulation der Wahrscheinlichkeit durch Gott liegt eben gerade das Wunder. Das Ganze erinnert stark an das "Beamen" das uns ja von der Fernseh-Serie "Raumschiff Enterprise" sehr bekannt ist. Aber Atheisten werden das wohl mangels blühender Fantasie nie so richtig einsehen.

Nun könnte man die Aussagen von Tipler für eine etwas mittelmäßige Satire auf Christi Himmelfahrt verstehen. Aber weit gefehlt, der Mann meint das ernst! Da kommt dann doch reines Mitleid auf, denn es ist schon traurig, mit ansehen zu müssen, wie der Virus des christlichen Glaubens sogar das Gehirn eines ansonsten renommierten Physikers befällt und dort erschreckende Spuren hinterlässt.

Alternativen

Die Giordano-Bruno-Stiftung hat schon letztes Jahr den konstruktiven Vorschlag gemacht, Christi Himmelfahrt in einen Tag der Evolution umzufunktionieren. Im Gegensatz zur Himmelfahrt Christi hat nämlich Evolution tatsächlich stattgefunden und die Entdeckung der Prinzipien der Evolution durch Charles Darwin war ein Meilenstein der Naturwissenschaften.
(Wegen der anhaltenden Diskussionen um die Entschädigung der ehemaligen Heimkinder hat die gbs die geplante Neuauflage der Darwin-Jahr-Kampagne „Evolutionstag statt Christi Himmelfahrt“ zurückgestellt. Sie soll im nächsten Jahr wieder aufgenommen werden.)

Es gäbe aber auch weitere Alternativen. Wenn wir beim Begriff Himmelfahrt bleiben wollen, warum feiern wir an diesem Tag nicht die Eroberung des Weltraums durch den Menschen? Die Himmelfahrten der Astronauten haben stattgefunden und sie sind ein Triumph der wissenschaftlichen Forschung und des technischen Fortschritts. Wir sollten Dinge feiern, auf die wir stolz sein können und nicht abstruse Geschichten an die man nur glauben kann, wenn man Verstand und Vernunft suspendiert.

Bernd Vowinkel