ERFURT. (hpd) Skandale aller Art erschüttern derzeit die katholische Kirche. Der hohe Klerus will sie am liebsten unter den Teppich kehren. Wenn dies nicht gelingt, wird zumindest laviert. So führt man z. B. die Verfehlungen von Geistlichen auf Versuchungen durch den Teufel und einen aggressiven Atheismus zurück.
Der Erfurter Bischof Joachim Wanke hielt am 13. Mai zur 54. Männerwallfahrt seiner Diözese eine sehr bezeichnende Predigt. Darin heißt es u. a.:
„...Was unsere Kirche derzeit erlebt, ist einem kräftigen Wettersturm vergleichbar. Es braucht Kraft und Stehvermögen, ihm standzuhalten...Der Weg der Kirche durch die Geschichte ist niemals mühelos und ohne Beschwer gewesen. So wäre es verwunderlich, wenn Gott uns nicht auch heute auf den Prüfstand stellen würde...“
Aha, folgert da der Atheist, also sind sexuelle Übergriffe und Gewaltorgien in kirchlichen Kindereinrichtungen gottgegeben, nur um die Gläubigen zu prüfen... Nach dieser Logik dürfen wohl auch Straftaten dieser Art nicht von weltlichen Gerichten geahndet werden.
Bei Wanke heißt es weiter: „Ja, wir sind eine Kirche der Sünder. Da kann sich keiner ausnehmen, auch nicht wir Priester und Bischöfe. Was uns freilich von der übrigen Gesellschaft unterscheidet: Wir wissen das.Wir sind davon nicht überrascht. Und wir wissen auch, wie Heilung zu finden ist: Durch Reue, Umkehr, durch Bitte um Vergebung vor Gott und denen, die wir
durch unser Versagen geschädigt haben.“
Da sieht sich doch der Atheist sogar noch in seiner Schlußfolgerung bestätigt: Die katholische Kirche stellt sich uneinsichtig über Staat und Gesellschaft.
Enttäuscht oder gar angewidert vom Treiben des Klerus wenden sich in diesen Wochen viele Gläubige von ihrer Kirche ab. Diesen Menschen gibt Bischof Wanke aber eine Drohung mit auf den Weg: „Wer jetzt meint, aus der Kirche austreten zu müssen, schneidet sich selbst von dem göttlichen Arzt ab, der die Wunden seiner Kirche heilen kann: Jesus Christus...“
Schuld an allem sind laut Wanke nur die Atheisten, wenn er verkündigt: „Jetzt kommt dazu ein neuer, z. T. aggressiver Atheismus, der Glaube und Kirche ganz offen angreift, zum Kirchenaustritt aufruft und im Namen einer naturalistischen Weltdeutung den Gottesglauben zum Hemmschuh des wahren Menschheitsfortschritts erklärt. Manchmal komme ich mir schon wieder vor wie in alten DDR-Zeiten.“
Alle seine Hoffnung zum Erhalt katholischer Macht, d. h. der Macht von Menschen über Menschen, legt der Erfurter Bischof deshalb in die frühkindliche Missionierung. In seiner Predigt sagte Wanke in aller Deutlichkeit: „Ich erwähne hier ausdrücklich unsere kirchlichen Kindergärten, weil deren Bedeutung in Zukunft steigen wird. Mit den Dechanten zusammen habe ich allen Pfarreien mit Kindergärten ein Angebot unterbreitet, eine kirchliche Trägergesellschaft für unsere Kindertagesstätten zu bilden, um die Pfarrer und Kirchenvorstände, die in Zukunft manchmal mehrere Kindergärten zu verwalten haben, zu entlasten. Prüft dieses Angebot, aber denkt auch daran: Unsere Kindergärten sollen kirchlich bleiben. Dort soll für die Kleinen Gott und sein Himmel in den Blick kommen, dort soll gebetet werden und die Feste der Kirche mitgefeiert werden. Kindergärten sind „Glaubensgärten“. Das darf uns nicht verloren gehen.“
SRK